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Elmar Traks

Elmar Traks

Douglas, Claire - Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit (2018)

Thriller

 

Francesca - genannt Frankie - und ihre Busenfreundin Sophie wuchsen in einer Kleinstadt am Meer auf, wo Letztere vor 18 Jahren eines Nachts spurlos verschwand. Nach erfolgloser Suche ging man davon aus, dass sie vom Pier gestürzt und ertrunken war.

Nun erhält Frankie, mittlerweile eine 39-jährige Londoner Geschäftsfrau, einen Anruf von Daniel, dem älteren Bruder der Vermissten. Er teilt ihr mit, dass sterbliche Überreste an Land gespült worden seien, bei denen es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die seiner Schwester handle.

Er glaubt, dass sie damals einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist und ist davon überzeugt, dass jemand weiß, was genau passiert ist. Er bekniet Frankie, jetzt, wo es so gut wie sicher ist, dass Sophie tot ist, in ihren Heimatort zu kommen, um ihm bei Nachforschungen zu helfen. Denn ihr würden die Leute wahrscheinlich mehr erzählen als ihm.

 

Nachdem sie innere Widerstände überwunden hat, packt Frankie ihre Sachen und fährt in ihre alte Heimatstadt. Dort trifft sie ehemalige Freunde und Bekannte wieder, wird mit der Vergangenheit konfrontiert und tritt immer wieder in einen inneren Monolog mit ihrer Freundin. So manches sorgsam gehütete Geheimnis kommt dabei ans Tageslicht.

 

Resümee: Die Haupthandlung spielt in der Gegenwart, im Jahr 2016, als Frankie in ihre Heimatstadt am Meer zurückkehrt, wo sie mit Sophies Bruder Daniel ehemalige Weggefährten aufsucht. Mit ihnen redet sie über deren Beziehung zu der Freundin und damalige Vorkommnisse. Diese sind Anlass für ihre eigene Rückschau, verbunden mit inneren Monologen, die an Sophie adressiert sind. Dass diese ohne Hervorhebung (z.B. durch eine andere Schriftart) immer wieder spontan das laufende Geschehen unterbrechen, ist gewöhnungsbedürftig und oft verwirrend - vor allem dann, wenn Frankie sich eben noch mit jemandem unterhalten hat und dann plötzlich ihre Gedanken in der Du-Form an Sophie richtet.

 

Auch aus Sophies Sicht erfahren wir die Ereignisse, die sich vor 19 / 18 Jahren zugetragen haben, und zwar in Form von Tagebuch-Aufzeichnungen. Ihre Eindrücke und Bewertungen unterscheiden sich oft von denen der Freundin.

 

Die Anlage des Vergangenheits-Plots ist in der Rückschau in Kenntnis der gesamten Vorgänge, Verstrickungen, emotionalen Beziehungen und Wunschvorstellungen höchst interessant. Aber auch nur dann!

Denn bis zum letzten Drittel verläuft die Darstellung der Ereignisse, die sich vor knapp 2 Jahrzehnten zugetragen haben, recht unspannend. Zwar ist ein Bemühen der Autorin, den Leser neugierig zu machen, durchaus zu erkennen - allein: Es gelingt ihr nicht. Zu sehr plätschert die Handlung dahin, es ereignet sich zu wenig Neues, zu ausführlich werden Gefühle und Gedanken dargelegt. Erst auf der "Zielgeraden" wird es vergleichsweise dramatisch, und der Schluss überrascht mit einer ungewöhnlichen Aufklärung - die allerdings den Plot stark konstruiert erscheinen lässt.

 

Sie mündet in die Gegenwartshandlung, die ziemlich unspektakulär ist. Zwar ist die Intention der Autorin erkennbar eine andere - aber es hapert auch hier wieder an der Umsetzung.

 

Ein absolutes No-Go ist es, wenn man den Leser bis zum Schluss von falschen Voraussetzungen ausgehen lässt, auf denen die aktuelle Handlung fußt. Im Verlauf des Romans deutet nichts auf eine andere Ausgangslage hin, das heißt, der Leser wird nicht nur gedanklich in falsche Richtungen, sondern regelrecht hinters Licht geführt - er hat keine Chance, aktuelle Situationen und Vorkommnisse richtig zu deuten. Genauer kann ich es hier leider nicht erläutern, um den Roman nicht zu spoilern.

 

Fazit: "Niemand sagt die ganze Wahrheit" - vor allem nicht die Autorin!

Ein bisschen mehr Wahrheit hätte dem Handlungsverlauf und somit dem Leser zweifelsohne gut getan!

 

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