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Elmar Traks

Elmar Traks

Johannsen, Anna – Enna Andersen und die Tote im Mai (2020)

Enna Andersen, 2

Kriminalroman

 

Hauptkommissarin Enna Andersen sowie ihre Kollegen Pia Sims und Jan Paulsen von der Abteilung „Cold Cases“ des LKA Niedersachsen rollen den 17 Jahre zurückliegenden Mord an Julia Dirksen neu auf.

Die damals 24-jährige Studentin war nach einer vormittäglichen Tanz-veranstaltung am 1. Mai verschwunden. Eine groß angelegte Suchaktion verlief ergebnislos; erst 5 Monate später wurde die Leiche der jungen Frau gefunden.

Die bereits aufgelöste Soko wurde daraufhin wieder zusammengerufen; ihre erneuten Ermittlungen brachten jedoch keine gerichtsverwertbaren Resultate.

 

Enna Andersen und ihre Kollegen finden bald heraus, dass Julia Dirksen allgemein beliebt war, beste Studienergebnisse erzielte und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte. Mit Letzterem allerdings eckte sie jedoch bei einigen Leuten an.

 

Als die Kommissare die Eltern und den Bruder der Getöteten aufsuchen – eine erzkonservative, katholische Unternehmerfamilie – scheinen diese nicht gerade begeistert von der Wiederaufnahme des Falles zu sein.

 

Und dann wird ein wichtiger Beteiligter rund um die damaligen Vorkommnisse tot aufgefunden. War es ein Unfall im Alkoholrausch, Suizid oder Mord?

 

Resümee: Die Autorin hat sehr viel in dieses Buch hineingepackt:

Neben den Ermittlungen zu dem 17 Jahre zurückliegenden Mord an Julia Dirksen geht es um Enna Andersens häusliche Situation, speziell um die Betreuung ihres 5-jährigen Sohnes. – und das ist in dieser Ausführlichkeit schon ein 2. Handlungsstrang.

Außerdem erhält sie überraschend Besuch vom Anwalt des wegen Mordes an ihren Eltern inhaftierten Mannes, der sie bitten will, einem Wiederaufnahme-verfahren zuzustimmen.

 

Auch Details über Jan Paulsens Kindheit werden immer wieder eingeflochten sowie das Verhältnis der Kollegen untereinander thematisiert.

 

Ein inhaltliches Abspecken hätte der ohnehin nicht gerade vor Spannung strotzenden Handlung gut getan.

 

Zwar bedeutet das Aufrollen des fast 20 Jahre zurückliegenden Falles zweifellos mühsame Kleinarbeit. Aber mir geht es dabei viel zu viel hin und her: Immer wieder werden die gleichen Zeugen und Weggefährten der Getöteten befragt – mit keinen nennenswerten Fortschritten, was die Suche nach ihrem Mörder respektive nach einem stichhaltigen Motiv anbelangt. Alles bleibt bis zum Schluss ein Stochern im Dunkeln.

Solcherart hat man auch als Leser keine Chance mitzukombinieren, die Zusammenhänge aufklärungsorientiert zu durchdenken - man liest einfach und hofft, dass endlich einmal etwas Spektakuläres passiert, was eine Wende einleitet. Das ist aber bis zum Schluss nicht der Fall.

 

Zusätzlich werden auch noch immer gleiche Handlungs- und Rhetorik-bausteine benutzt, sodass ich ab Mitte des Buches schon unken konnte, was jemand, der befragt werden sollte, sagt und was die Kommissare antworten. Oder wie Enna Andersen zu Hause empfangen wird und der Rest ihres Tages verläuft; wie / wo die Kommissare sich treffen und ihre Ergebnisse zusammentragen; wer welche Rolle dabei übernimmt usw. usw.

Möglicherweise (!) soll dem Leser ein Bild von der realen mühseligen Kleinarbeit der einen „Cold Case“ bearbeitenden Kommissare gezeigt werden – aber bei einem fiktiven Kriminalroman sollte dabei doch auch die Spannung ein wichtiges Element darstellen.

 

Fazit: langweilige Handlung, schlechter Schreibstil

 

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