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Elmar Traks

Elmar Traks

Bausch, Joe – Maxima Culpa (2022)

Jedes Verbrechen beginnt im Kopf

 

Im Vorwort zu seinem Buch zitiert Joe Bausch eine Statistik,

die besagt, dass jeder Mensch in seinem Leben ca. 36 Mördern, 51 Sexualstraftätern und 370 Psychopathen begegnet (Seite7).

Für den Autor selbst, der 32 Jahre lang als Anstaltsarzt arbeitete und

daher täglich mit Straftätern und deren zum Teil ungeheuren Gewalttaten konfrontiert wurde, waren dies schon rein beruflich Durchschnittszahlen einer normalen Arbeitswoche.

Er berichtet in diesem Buch von 10 wahren Fällen, in denen Menschen allergrößte Schuld („Maxima Culpa“) auf sich geladen haben und geht der Frage nach, wie es dazu kommen konnte. So sehr sich die Delikte in Art und Schwere unterscheiden, so unterschiedlich die Tätertypen sind, ist der Autor der Überzeugung, dass jedes Verbrechen immer im Kopf beginnt.

 

Es geht z.B. um im wahrsten Sinne des Wortes toxische Männer und um grausame Verbrechen eines angesehenen Mannes „Hinter einem roten Vorhang“. Es wird auch den Fall einer jungen Österreicherin geschildert, die sich ihrer Männer durch Mord entledigt und sie anschließend in Kühltruhen, Mörtelwannen u.ä. einbetoniert, und wir erfahren von folgenschweren sozialen Verbindungen, wobei oft um Dominanzverhalten bzw. Unterwürfigkeit eine Rolle spielen.

  

Resümee: Joe Bausch ist vielen als Arzt, Schauspieler, Autor und Hörbuchsprecher bekannt:

Ab 1986 hat er 32 Jahre lang als Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl gearbeitet, wo er zuletzt leitender Medizinaldirektor war. Als Schauspieler sieht man ihn in der Rolle des Gerichtsmediziners Joseph Roth im Kölner Tatort.

 

Leser, die sich mit dem im Buch behandelten Themenkomplex schon länger auseinander gesetzt haben, werden einige der geschilderten True-Crime-Fälle sicher kennen, andere werden neu aufgerollt. Es handelt sich durchgehend um Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes, mit denen die Täter schwerste Schuld – Maxima Culpa – auf sich geladen haben.

 

Ausgehend von einem prägnanten, exemplarisch ausführlich beschriebenen Fall, wendet sich Joe Bausch auch jeweils ähnlich gelagerten Fällen oder Tätertypen zu. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Frage: Was hat diese Menschen zu Gewaltverbrechern gemacht? Sind es eine spezielle Biografie, besondere Lebensumstände? Schwer zu sagen, denn es gibt im Leben vieler Leute schlimme Entwicklungen, ohne dass sie zu Mördern werden. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass man von keinem allgemeingültigen Algorithmus ausgehen kann.

 

Im Gegensatz zu anderen Experten auf dem Gebiet, zum Beispiel der renommierten forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh*), ist Bausch der Ansicht, dass NICHT jeder zum Mörder werden kann, sondern dass man

dazu eine bestimme psychische Disposition brauche, wie sie z.B. Narzissten, Sadisten und andere Psychopathen haben. Meines Erachtens geht das allerdings nicht weit genug zurück, denn niemand wird als gestörte Persön-lichkeit geboren, sondern es muss eine Entwicklung in die entsprechende Richtung stattgefunden haben. Und die kann durch bestimmte Weichen-stellungen im Leben, verbunden mit bestimmten biografischen Konstellationen meiner Meinung nach jeden ereilen. Ein weites Feld!

 

Fazit: ein unterhaltsames, interessantes und spannendes Werk,

das erschreckende menschliche Abgründe offenbart, aber auch viele Fragen offen lässt. Daher: Ein fundiert geschriebenes Unterhaltungs-, aber kein Fachbuch.

 

*) Saimeh, Nahlah – Jeder kann zum Mörder werden

    (Rezension vom 14. Januar 2013) 

 

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