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Elmar Traks

Elmar Traks

Hunold–Reime, Sigrid – Frühstückspension (2008)

Nachdem ich von „Janssenhaus“ (siehe unten) so begeistert war, musste ich einfach noch mehr von der Autorin lesen – und habe auch dieses Buch verschlungen:

Teresa Garbers aus Hannover ist seit 30 Jahren mit Reinhard verheiratet, hat nun endgültig von seiner herablassenden Art ihr gegenüber die Nase voll und flüchtet mit dem Auto Richtung Ostfriesland. Nachdem unterwegs der Anhalter Jochen zugestiegen ist, platzt jedoch ein Reifen des Wagens. Dieser ist nach dem Unfall schrott, Teresa nur leicht, Jochen dagegen lebensgefährlich verletzt. Er wird auf die Intensivstation des Krankenhauses in Wilhelmshaven eingeliefert, wo er – ohne die Aussicht jemals daraus zu erwachen – im Koma liegt. Man hält ihn für Teresas Ehemann, und diese tut nichts dafür, den Irrtum aufzuklären – im Gegenteil, sie besucht ihn täglich und redet mit Ärzten und Schwestern. Zu ihnen gehört auch die fürsorgliche Maike, die sich Teresas bei den Besuchen am Krankenbett ein wenig annimmt. Beide Frauen kommen eines Tages nach einem unschönen Zwischenfall privat ins Gespräch, bei dem Maike der Älteren ihr Herz ausschüttet.

Gemeinsam fahren sie anschließend zu Tomke Heinrich's Frühstückspension, in der Teresa ein Zimmer gemietet hat. Hier, an der Nordsee, will sie über ihre Zukunft mit oder ohne Ehemann nachdenken, kommt aber gedanklich nicht zur Ruhe; unter anderem deshalb, weil sich Tomke hochgradig suspekt benimmt.

Und ehe man sich versieht, werden die Schicksale der drei Frauen unauflösbar miteinander verbunden, nach dem Motto, wie es die Autorin ihrem Roman vorangestellt hat:

 

„Drei Frauen

Die Erste hat eine Leiche zu viel.

Der Zweiten fehlt ein Totenschein.

Die Dritte sehnt sich nach einem Begräbnis.

Ihre Wege kreuzen sich an der Nordsee.“

 

… aber ein Mann muss von den Frauen schließlich auch noch raffiniert in das Geschehen verwickelt werden, um es zum „glücklichen Ende“ zu bringen.

 

Resümee: Die „Machart“ dieses Buches entscheidet sich grundsätzlich von der bei „Janssenhaus“: Dort galt es, ein dichtes - bereits durch Ereignisse aus der Vergangenheit angelegtes - Beziehungsgeflecht zu entwirren, sodass der Leser zum Schluss die einzelnen Fäden in der Hand hielt.

In „Frühstückspension“ ist es umgekehrt: Hier laufen zunächst Einzelschicksale rasant aufeinander zu, bis sie aufeinander prallen und schließlich fest miteinander verknotet werden.

Dabei sind die Frauencharaktere so fein, stimmig und vor allem realistisch menschlich gezeichnet, dass meine volle Zuneigung gleichermaßen allen dreien gehört: Jede einzelne von ihnen würde ich gerne zur Freundin haben wollen!!!!

Ein spannendes Buch, mit ganz viel (Sprach-) Witz und Humor – zum Teil auch liebevoll schwarzem! Kurz: ein Lesevergnügen ganz nach meinem Geschmack.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sigrid Hunold-Reime (Samstag, 16 Juni 2012 09:37)

    liebe Annette Tracks,

    über die Rezi zur Frühstückspension freue ich mich ganz besonders, weil Sie "meinen" Frauen genauso wohlgesonnen gegenüber sind wie ich. Es war der erste Roman mit Tomke und sollte es auch bleiben. Aber diese Frau hat sich einfach schon im nächsten Roman in eine Szene geschlichen;) Im Janssenhaus hat sie schon mehr Raum bekommen und danach war klar, sie würde ihre Pension wieder eröffnen.