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Elmar Traks

Elmar Traks

Börner, Thorwald – Mein Bruder der Nichtraucher (2011, 3. Auflage)

Der Autor, seit vielen Jahren Fach-Krankenpfleger für Psychiatrie, schildert in diesem Erstlingswerk 12 Fälle aus

seinem beruflichen Alltag.

In jedem Kapitel werden die Lebensgeschichte des im Mittelpunkt stehenden Patienten, sein Krankheitsbild und die Behandlung so anschaulich und lebhaft geschildert, dass der Leser das Gefühl hat,

als Beobachter auf dem Klinikflur dabei zu sein.

Es geht in den Episoden um Menschen, die an verschiedenen Psychosen, Posttraumatischer Belastungsstörung, Depressionen, Demenz, Ess-störungen, Wahnvorstellungen oder Sucht erkrankt sind, um Borderliner, aber auch um Ärzte, die den Anschein erwecken, als würden sie „sich von den Patienten nur durch ihre Ausbildung (unterscheiden)“.

Thorwald Börner erklärt anhand der entsprechenden Fälle auch sehr ein-leuchtend, warum  manchmal eine zeitweilige Ruhigstellung des Erkrankten mittels Gurtfixierung und/oder Medikation zu seinem eigenen Schutz, dem der Mitpatienten und/oder des Personals absolut notwendig ist.

Dabei sind die Kapitel optisch sehr aufwendig und ansprechend gestaltet: Die kurzen, prägnanten Kapitel-Überschriften werden durch ein farbiges Bild inhaltlich noch unterstrichen und jede Episode wird mit dem fast schon kalligrafisch gestalteten Zitat eines bekannten Menschen abgeschlossen. Auffallend sind auch die ver-rückten Absätze, die das gesamte Buch durchziehen.

 

Resümee: Darüber, wie es in einer psychiatrischen Klinik zugeht, herrschen bei den meisten Menschen Unkenntnis und/oder Vorurteile; es wird eher darüber gewitzelt als ernsthaft geredet. Thorwald Börner hat sich an dieses Tabuthema herangewagt und gibt authentische Einblicke in das „Innenleben“ einer Psychiatrie. Dabei verwendet er nur so viele Fachbegriffe wie un-bedingt erforderlich. Er schreibt so lebendig und interessant, oft sogar spannend und immer mit einer liebevollen Prise Humor, dass ich einerseits richtig Anteil genommen habe, andererseits aber auch oft schmunzeln musste.

Zweierlei wurde mir im Verlauf des Buches besonders klar:

1. Für jeden Menschen kann auf Grund einer negativen Entwicklung oder eines tragischen Ereignisses die Behandlung in einer psychiatrischen Klinik notwendig werden; niemand ist davor gefeit. Das Buch nimmt hier Ängste und vermittelt Hoffnung, dass einem „im Falle eines Falles“ dort wirklich fachgerecht geholfen werden kann.

2. Ich bewundere die Arbeit der auf diesen Stationen tätigen Pfleger – natürlich auch die der Ärzte, aber erstere sind diejenigen, die ständig einen sehr engen Kontakt zu „ihren“ Kranken haben. Um diesen Beruf ausüben zu können, muss man u.a. nicht nur ein Höchstmaß an Geduld mitbringen und ziemlich frustrationsresistent sein, sondern sich auch ein „dickes Fell“ zu-legen, ohne dabei jedoch sein Einfühlungsvermögen in die Situation der Betroffenen und deren Familien zu verlieren.

 

Dieses Buch stellt einen wohltuenden Gegenpol zu den zahlreichen auf dem Markt befindlichen Werken Betroffener dar, die darin subjektiv ihre Krankengeschichte aufarbeiten.

 

Einziger Wermutstropfen ist die außerordentlich große Anzahl an Recht-schreib- und Zeichensetzungsfehlern. Auch Grammatik, Ausdruck und Satzbau sind an etlichen Stellen korrektur- bzw. verbesserungsbedürfig.

Der Autor hat einen entsprechenden Hinweis durchaus konstruktiv auf-genommen.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Inge Mö. (Dienstag, 06 November 2012 16:05)

    Jetzt bin ich aber neugierig. Sehr sogar!

  • #2

    Helmut Caspar (Mittwoch, 07 November 2012 07:31)

    Hallo Frau Traks,
    danke für die tolle Rezension. Für mich als no-name Autor ist eine positive Rezension immer hilfreich, ebenso konstruktiver Kritik, die ich mir zu Herzen nehme. Sicher werden die Fehler in der nächsten Auflage ausgebessert sein. Durch dieses tolle feedback bin ich wieder angespornt, weiterzuschreiben.
    An Inge Mö.: Buch ist schon unterwegs. :-)