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Elmar Traks

Elmar Traks

Hillenbrand, Tom – Teufelsfrucht (2011)

Ein kulinarischer Krimi

 

Der Botaniker und Food-Scout Aaron Keitel akquiriert beim Tulai-Stamm in Papua-Neuguinea die unter dem Namen „Teufelsfrucht“ bekannte Chatwa (lat. solanum catvanum). Diese Frucht wirkt geschmacksverstärkend – ähnlich wie Glutamat, nur hundertmal mehr - und soll sowohl die Speisenzubereitung in der gehobenen Gastronomie als auch das Food-Design der Lebensmittel-Industrie revolutionieren.

 

Xavier Kieffer hat bereits viele Auszeichnungen erhalten und durchaus das Zeug zum Sterne-Koch,...

… doch er möchte sich nicht dem immensen Stress der Haute Cuisine aus-setzen, sondern lieber die traditionelle moselfränkische Küche lebendig halten. Daher betreibt er in der luxemburgischen Hauptstadt ein kleines Restaurant, in dem er vor allem regionale Gerichte anbietet, für die er nur ausgesuchte Zutaten verwendet. Auf Grund der schmackhaften Kompositi-onen gilt sein „Deux Eglises“ als Geheimtipp.

Eines Tages vermutet er – zu Recht, wie sich herausstellt – in dem Gast Agathon Ricard einen Kritiker des renommierten Gastro-Führers Guide Gabin. Doch noch bevor Xavier Kieffer ihm den Hauptgang servieren kann, ist Ricard tot und der Restaurant-Chef steht unter Mordverdacht.

Die Polizei schließt kurzerhand sein Lokal, kommt aber mit den Ermittlungen nicht recht voran. Statt tatenlos herumzusitzen, stellt Kieffer selbst Nach-forschungen an und findet bald heraus, dass der tote Kritiker tags zuvor

dem Sterne-Restaurant seines Lehrmeisters Paul Boudier einen Besuch abgestattet hat. Zufall?

Der Luxemburger glaubt nicht daran, will der Sache auf den Grund gehen und seinen ehemaligen Chef persönlich nach möglichen Zusammenhängen befragen. Doch dessen Lokal ist unmittelbar nach Ricards Besuch abge-brannt, Boudier selbst spurlos verschwunden. Hat die „Teufelsfrucht“, von der Kieffer Reste in der geheimen Experimentier-Küche des Kochs findet, etwas mit den jüngsten Vorkommnissen zu tun?

Eine spannende und gefährliche Spurensuche beginnt, bei der Xavier Kieffer von seinem Freund und Stammgast Pekka Vatanen unterstützt wird, und bei der der Leser nicht nur Einblicke in die von Konkurrenzkampf, Leistungs- und Qualitätsdruck geprägte Welt der Haute Cuisine erhält. Man erfährt auch viel Interessantes über Food-Design, Lebensmitteltechnologie respektive -chemie und fast schon kriminell anmutende Tricks der Lebensmittelindustrie, denen der Kunde nichts oder nur wenig ahnend ausgesetzt ist.

 

Resümee: Der Autor versteht es, die Zusammenhänge auch für den Laien verständlich und dennoch so unterhaltsam wie spannend darzustellen. Gleichwohl steigert ein gewisses Maß an Grundwissen oder eine Affinität des Lesers zu dem Themenkomplex sicher ebenso das Lesevergnügen wie ein Faible für kulinarische Genüsse.

Nicht nur gut, sondern auch notwendig ist das umfangreiche, wenn auch leider längst nicht vollständige Glossar mit Fachausdrücken am Ende des Buches – ein Hinweis darauf in einem Vorwort wäre allerdings wünschens-wert.

Dem Untertitel „Ein kulinarischer Krimi“ wird das Werk sowohl von der Problematik als auch der Handlung her in jedem Fall gerecht, und „Rotes Gold“, der zweite Roman Tom Hillenbrands, steht schon auf meiner Wunschliste.

 

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