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Elmar Traks

Elmar Traks

Grisham, John – Das Fest (2003)

Weihnachten

Blair, die 23-jährige Tochter von Nora und Luther Krank, fliegt Ende November für ein Jahr nach Peru. Die Eltern werden also Weihnachten zum ersten Mal ohne sie verbringen müssen und denken deshalb ohne jede Vorfreude an das bevorstehende Fest. Als Luther dann auch noch feststellt, welche horrende Summe sie im letzten Jahr für Geschenke, Partys, Spenden u.v.a.m. ausgegeben haben, beschließen die Kranks, die Adventszeit und Weihnachten in diesem Jahr einfach komplett zu ignorieren und stattdessen am 1. Weihnachtstag eine Kreuzfahrt anzutreten.

Bei Nachbarn, Freunden, Kollegen und alljährlich wiederkehrenden Spendensammlern verschiedenster Couleur stößt diese Totalverweigerung jedoch auf komplettes Unverständnis und Ablehnung. Angesichts der zum Teil offenen Anfeindungen kostet es Nora und Luther viel Mut, Nerven und wechselseitige Durchhalteparolen, ihren Traditionsbruch konsequent durch-zuziehen und sich dabei auch noch auf die Kreuzfahrt zu freuen.

Aber dann klingelt just Heiligabend, einen Tag vor der geplanten Abreise, das Telefon und alles kommt ganz anders, nämlich amerikanisch-schnulzig mit einen Happy End, wie es sich für eine Weihnachtsgeschichte gehört.

 

Resümee: Wer hat nicht schon einmal daran gedacht, Weihnachten an- gesichts von Geschenkestress, unvermeidbarer Familientreffen, feucht-fröhlicher Betriebsfeiern, opulenter Festessen und deren aufwendiger Zubereitung einfach ausfallen zu lassen! Aber kaum jemandem gelingt es dann angesichts von Tradition und Erwartungsdruck, diese reizvolle Idee wirklich konsequent in die Tat umzusetzen.

Insofern hat sich John Grisham hier eines Themas angenommen, bei dem

es einmal nicht, wie bei ihm sonst üblich, in einem spannenden Thriller um Verbrechen und Anwälte geht, sondern in einer Roman-Erzählung um „Menschen wie du und ich“.

Als Fazit kann ich aber nur die Gültigkeit der Redewendung „Schuster bleib bei deinen Leisten“ feststellen: Fing die Handlung ganz nett und unterhalt- sam an, so machte sich bald gähnende Langeweile bei mir breit. Denn Grisham beschreibt unendlich viele Einzelsituationen, die in der Vorweih- nachtszeit so ausgeprägt vor allem für Amerika typisch sind - sei es das prächtige Schmücken und Beleuchten des gesamten Straßenzugs, Haustür-Spendensammlungen verschiedenster Organisationen, Betriebsfeiern mit und ohne familiären Anhang, das Besorgen und Verteilen von Geschenken, exzessives Kartenschreiben usw. Nach stets gleichem Muster folgen dann die Weigerung der Kranks, sich in diesem Jahr daran zu beteiligen und die Beschreibung der verschiedenen Stufen des Brüskiertseins bei den anderen. Spätestens nach der vierten Situation fand ich das dann nicht mehr unterhaltsam oder gar erheiternd.

Und der Schluss war mir dann auch – Amerika hin, Amerika her – einfach zu dick aufgetragen und gefühlsduselig-schnulzig.

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