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Elmar Traks

Elmar Traks

Hammesfahr, Petra – Der Frauenjäger (2012)

Karola, Ulla, Annette und Marlene sind seit ihrer Kindheit

beste Freundinnen und haben 4 ebenfalls eng miteinander befreundete Männer geheiratet. Doch nach gut 2 Jahrzehnten sieht die Welt für 3 der  Paare nicht mehr so rosig aus:

Karolas Mann Andreas zog es nach dem zweiten Kind vor, seinen Traum vom Abenteurer-Leben zu verwirklichen und verließ das traute Heim. Karola hält sich und die Kinder mit zwei Moderatoren-Jobs  beim Radio mehr schlecht als recht über Wasser.

Matthias, Ullas Mann, lässt sich figürlich gehen und rutschte beruflich von einer Pleite in die nächste. Der gemeinsame Sohn macht nichts als Stress, den der Vater gerne auf seine Frau abwälzt. Diese ist froh, mit ihrer Arbeit eine finanzielle Minimal-Basis für die Familie schaffen zu können.

Annette führt einen kleinen Buchladen. Ihr Mann Christoph klopft Sprüche, statt sich ernsthaft mit Problemen auseinander zu setzen.

Nur Marlene scheint mit Werner das große Los gezogen zu haben: Der immer noch attraktive Unternehmensberater liebt seine Frau nach wie vor und liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Die beiden Teenager-Kinder sind wohl geraten. Doch Marlene fühlt sich oft wie Lucy Jordan in der Ballade von Marianne Faithfull, die alles hat, täglich das Haus putzt, wo es eigentlich nichts zu putzen gibt und davon träumt, wieder gebraucht zu werden und etwas Aufregendes zu erleben.

 

Eines Abends hält die Autorin Heidrun Merz in Annettes Buchhandlung eine Lesung zu den Tagebuch-Aufzeichnungen ihrer Schwester Mona, die einst spurlos verschwand – vermutlich von einem Liebhaber entführt und getötet. An der Veranstaltung nimmt auch Marlene teil. Als sie sich am nächsten Tag dazu in der Sendung ihrer Freundin Karola äußert, glaubt ein Serientäter, der bereits bereits 8 Frauen in seine Gewalt gebracht hat, sie sei prä-destiniert als Opfer Nummer 9: Eine Frau, die auf Kosten ihres Mannes lebt und fremdgeht, wie er irrtümlich glaubt. Er will Werner einen Gefallen tun und ihn von diesem „Parasiten“ befreien.

 

Die Handlung findet auf 3 Ebenen statt:

Der Haupthandlungsstrang besteht aus den Ereignissen in der Woche vor Marlenes Entführung. In Rückblenden erfährt der Leser auch viel über die Lebensgeschichten der einzelnen Paare.

Auf einer anderen Ebene werden Marlenes verzweifelte Befreiungsversuche aus einer Höhle in völliger Dunkelheit geschildert.

Außerdem werden Inhalte aus „Monas Tagebuch“ kommentiert.

 

Resümee:

 Dies ist das 28 (!) Hammesfahr-Buch, das ich gelesen habe – und das erste, das floppte. Aber das gleich so gründlich, dass ich doch ernsthaft Zweifel habe, dass die Autorin es wirklich selbst geschrieben hat! So ein Total-Absturz kann doch einfach nicht mit rechten Dingen zugehen!

 

Es so unendlich langweilig:

Die Entwicklung der 4 Paarbeziehungen und die jeweiligen familiären Situationen in dieser epischen Breite zu schildern, ist absolut überflüssig,

da diese nur sehr am Rande etwas mit dem eigentlichen Fall zu tun haben. Welches ist der Fall? Die Entführung von Marlene oder besser gesagt, ihre Versuche, aus der Höhle zu entkommen, in der sie gefangen gehalten wird. Da kriecht, robbt, tastet sie herum – ca. 30 Kapitel lang, ohne dass (mit Ausnahme der letzten paar) wirklich etwas passiert. Das ist nicht nur ermüdend, sondern regelrecht einschläfernd.

Ein Krimi soll das sein? Dazu müsste wohl irgendjemand in Marlenes Um-

feld zunächst Kenntnis von dem Verbrechen oder zumindest einen Verdacht haben. Das ist aber nicht der Fall. So kann auch keine Ermittlungstätigkeit einsetzen, bei der durch schlüssige Kombination Verdächtige ins „Spiel“ gebracht, der Leser auf (falsche) Fährten gesetzt wird usw. Ganz zum Schluss, in den letzten 10% des Werkes, taucht zum ersten Mal die Polizei auf, die den Fall jedoch nicht ernst nimmt. Und selbst die befreite Marlene und ihr Mann gehen mit den erstklassigen Beweismitteln erst am späten Nachmittag des nächsten Tages aufs Polizeirevier – regen sich dann aber auf, dass der diensthabende junge Beamte nicht informiert ist.

Nein, dies ist eher die Geschichte über 4 Paar- / Familienentwicklungen, die nicht einmal ungewöhnlich sind.

 

Die Häufung von Ungereimtheiten ist schlichtweg eine Zumutung. Hier nur ein paar Highlights:

Da gelingt es einem Entführungs-Opfer endlich, sich aus seiner Gefangen-schaft zu befreien. Und was macht es? Isst erst einmal etwas im Haus des mutmaßlichen Täters, von dem es nicht weiß, ob er sich vielleicht dort aufhält oder bald zurückkehrt; schaut sich in Ruhe in allen Räumen um; kleidet sich aus dem dort befindlichen Fundus in Ruhe ein und ruft – nein, nicht die Polizei! - eine Freundin an. Sehr realistisch!

Warum beging der Täter bei Marlene einen entscheidenden Fehler,

obwohl er sie lange beobachtet hatte?

Unglaubwürdig, da völlig zusammenhanglos und daher überhaupt nicht nachvollziehbar, auch Karolas beziehungsmäßige Kehrtwende.

Die 4 Frauen sind Freundinnen? Da scheint Frau Hammesfahr eine eigenartige Vorstellung von Freundschaft zu haben, wenn dazu gehört, vornehmlich aggressiv, zickig, fordernd oder gar nicht aufeinander zu  reagieren. Von

der engen Verbundenheit der Männer ist absolut nichts zu merken. Es handelt sich schlicht um 4 Paare, deren Frauen in Kontakt zueinander stehen.

Dass Marlene und Werner mit den erstklassigen Beweismitteln erst gut 24 Stunden nach der Befreiung in aller Seelenruhe zur Polizei gegangen sind, habe ich oben schon erwähnt.

Darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass 4 Busen-Freundinnen 4 eben-

falls eng miteinander befreundete Männer heiraten, kann man ja noch spekulieren.

 

Und dann die Vielzahl der Charaktere, die alle zeitgleich eingeführt werden, wobei die Paar-Konstellationen, gerade als ich glaubte, sie nun „drauf“ zu haben, sich auch noch änderten und jeweils Kinder hinzukamen. Da half mal wieder nur ein Zettel!

 

Wer an Schlafstörungen leidet, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen, alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen.

 

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