Sara Sebastiansson sitzt mit ihrer kleinen Tochter Lilian im Zug nach Stockholm, als dieser wegen einer Signalstörung kurz vor dem Ziel außerplanmäßig an einem Bahnhof halten muss. Sie lässt ihre schlafende Tochter im Abteil und steigt selbst aus, um mit ihrem neuen Freund zu telefonieren. Als sie danach einer Frau mit ihrem kranken Hund behilflich ist, fährt der Zug ohne Vorankündigung plötzlich ab. Sofort wird das Zugpersonal über das verlassene Kind informiert und Sara nimmt eine Taxe nach Stockholm. Doch Lilian ist spurlos verschwunden, nur ihre roten Sandalen sind vor ihrem Sitz zurückgeblieben.
Für Alex Recht und seine Mitarbeiter beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, doch nach einigen Tagen wird das Kind tot vor der Notaufnahme eines Kranken-hauses im Norden Schwedens gefunden.
Der Chef-Ermittler und Kollege Peder Ryhd halten den von der Familie ge-trennt lebenden Vater des Mädchens für den Täter. Er macht sich um so verdächtiger, als er unauffindbar ist und seine alte Mutter ihn scheinbar deckt. Nur die Dritte im Polizei-Team, Fredrika Bergman, denkt auch in eine andere Richtung. Und dann wird eine weitere Kinderleiche gefunden – diesmal ist es ein Säugling, der in der Badewanne eines Hauses abgelegt wurde.
Viel Raum nimmt die Beschreibung der Ermittler und ihrer jeweiligen privaten Situation ein:
Der glücklich verheiratete Alexander Recht ist ein altgedienter Ermittler, dem sein exzellenter Ruf vorauseilt.
Der beruflich sehr ehrgeizige Peder Ryhd dagegen kommt überhaupt nicht damit klar, dass seine Frau nach der Geburt von Zwillingen immer wieder depressiv ist und Sex in ihrem Eheleben schon lange keine Rolle mehr spielt. Er befriedigt gelegentlich seine Bedürfnisse mit einer Kollegin.
Fredrika Begman hat es schwer, vom Team anerkannt zu werden: Sie hat studiert und denkt nach Meinung ihrer Kollegen zu akademisch-analytisch, statt auf ihr Bauchgefühl zu hören. Privat unterhält sie seit vielen Jahren eine gut funktionierende Liebesbeziehung zu einem wesentlich älteren Mann.
Ellen Lind spielt für die Handlung eher eine Nebenrolle. Sie ist für Internet-Recherchen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig und gerade frisch in eine Urlaubsbekanntschaft verliebt.
Resümee: Mit ihrem Erstlingswerk ist der Autorin ist ein sehr spannender Krimi gelungen, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Es werden viele Spannungsbögen aufgebaut, die jeweils über längere Zeit gehalten werden. Die Spannung konstant hoch oder zumindest stabil zu halten, gelingt jedoch nicht, denn das beileibe nicht uninteressante Privatleben der oben genannten Ermittler nimmt sehr viel – für meinen Geschmack viel zu viel! - Raum ein. Dadurch gerät die Krimi-Handlung oft in den Hintergrund, sodass die Dramatik des Falls zwangsläufig immer wieder abflacht.
Der Schluss kommt ein wenig holterdiepolter daher und wirkt auf mich ge-quält konstruiert. Dies hätte man meines Erachtens eleganter lösen können, zumal der Leser nach dem Auffinden von Lilians Leiche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich ahnt, warum sie als Opfer ausgewählt wurde.
Außerdem nennt Kristina Ohlsson mehrfach das Motiv des Täters; jedoch hätte ich gerne mehr Hintergrund-Informationen zu seiner psychisch patho-logischen Disposition erhalten.
Exakt in diesem Zusammenhang ist es auch überaus schade, dass das „Aschenputtel“-Motiv (Titel!) ganz am Schluss nur in ganz wenigen Sätzen gestreift, aber ansonsten nicht mit Inhalt gefüllt wird.
Als weiteres Manko empfinde ich es, dass während der Ermittlungen immer wieder Personen (-namen) auftauchen, die dann aber rasch wieder von der „Bildfläche“ verschwinden, weil sie für das weitere Geschehen nicht relevant sind. Andere dagegen werden nach vielen Kapiteln wieder aktiviert; da hatte ich dann manchmal Mühe, sie noch einmal zu den lange zurückliegenden Ereignissen in Bezug zu setzen und auf die aktuellen zu projizieren.
Trotz all dieser Kritikpunkte ist dies aber ein spannendes, sehr über-zeugendes Erstlingswerk, das auf mehr hoffen lässt.
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