_______________________

 

Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Ohlsson, Kristina – Tausendschön (2012)

Dies ist nach „Aschenputtel“ (siehe vorangehende Rezension) der zweite Krimi der Autorin um das Ermittlerteam von Alex Recht.

Das Buch beginnt 15 Jahre vor der Haupthandlung mit der Vergewaltigung eines Mädchens, das am Mittsommerabend auf der Wiese vor dem elterlichen Ferienhaus den obligatorischen Strauß pflückt:  Wenn dieser aus 7 verschiedenen Blumenarten besteht und nachts unter das Kopfkissen gelegt wird, werden Unverheiratete ihren späteren Ehemann sehen. Gerade als nur noch das Tausendschön – auch bekannt als Gänse-blümchen, Maßliebchen oder in der Schweiz als Margritli – fehlt, sieht das Mädchen seinen Vergewaltiger auf sich zukommen.

Der Hauptteil beginnt damit, dass ein in Flüchtlingsfragen sehr engagierter Pfarrer und seine Ehefrau in ihrer Wohnung tot aufgefunden werden – offenbar hat er mit seinem Jagdgewehr erst seine Frau, dann sich selbst erschossen. Angeblich litt er seit langer Zeit unter Depressionen und hatte unmittelbar vor der Tat vom Tod seiner drogenabhängigen Tochter erfahren. Die Ermittler bezweifeln jedoch bald die Selbstmord-Theorie.

Etwa zur gleichen Zeit stirbt ein Ausländer nach einem Autounfall mit Fahrer-flucht. Es stellt sich heraus, dass er gezielt überfahren wurde – vermisst wird er jedoch von niemandem.

Alex Recht und seine Kollegen sind bald sicher, dass beide Ereignisse zu-sammenhängen, ermitteln auf Hochtouren in alle Richtungen und fördern immer neue erschreckende Fakten zutage. Dabei geht es vor allem um die Problematik illegaler Einwanderer aus dem Nahen Osten, in deren Zentrum eine Kirchengemeinde steht.

Aber es gibt in Bezug auf die zu lösenden Fälle auch viele Nebenhandlungs-stränge, die zunächst einmal wie lose Fäden nebeneinander hängen und erst zum Schluss ein verwobenes Ganzes ergeben. In dies wird dann auch die 15 Jahre zurückliegende Vergewaltigung „eingearbeitet“.

 

Darüber hinaus erfährt der Leser, wie sich das Privatleben der Ermittler

seit „Aschenputtel“ entwickelt hat und nimmt Anteil an deren gegenwärtigen Sorgen und Nöten:

Peder  Rydh hat sich von Ehefrau und Geliebter getrennt, sein sexistisches Verhalten aber beibehalten.

Fredrika Bergman ist von ihrem viel älteren, verheirateten Geliebten hoch-schwanger und wird von vielen Zweifeln und Albträumen geplagt.

Alex Recht ahnt, dass sich in seinem Privatleben eine Katastrophe anbahnt und ist häufig unkonzentriert.

Neu im Team ist als Aushilfe Joar Sahlin – mittlerweile Lebenspartner von Peders Ex-Geliebter, was nicht für das beste Verhältnis der beiden Männer sorgt.

 

Resümee: Dieser Thriller war für mich, die ich nicht unbedingt ein Fan von Schwedenkrimis bin, ein Glücksgriff.

Die Handlung – sie spielt abwechselnd in Stockholm und Bangkok - war bis zum Schluss durchgehend unheimlich spannend; Langeweile kam nicht ein einziges Mal auf. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass die Episoden über das Privatleben der Ermittler im Vergleich zu „Aschenputtel“ relativ kurz gehalten wurden.

Als Leser tappt man bis kurz vor der Auflösung im Dunkeln, weiß immer nur gerade so viel, wie die Ermittler und beteiligt sich gedanklich an deren Spekulationen. Die Autorin versteht es geschickt, einen in die Überlegungen des Teams mit einzubeziehen.

In schneller Folge wird dabei immer wieder neuen, aussichtsreich erschei-nenden Fährten nachgegangen, die zwar stets neue, überraschende Erkenntnisse zutage fördern, aber letztlich nicht zum gewünschten Ermittlungserfolg führen.

Und genau hier setzt meine Kritik an: Für mich ging es durchweg zu sehr Schlag auf Schlag. Die Szenenwechsel erfolgten so rasant, dass es oft schwer war, den Anschluss zu behalten, alles zu durchschauen und nichts durcheinander zu bringen.

Hinzu kommt, dass wie im Erstlingswerk sehr viele spannende Entwicklungen leider nicht weiterverfolgt, sondern ad acta gelegt werden; sie spielen dann auch für die Aufklärung der Fälle keine Rolle mehr.

Die Haupthandlung des Buches wird vor dem Hintergrund der Flüchtlings-problematik aufgerollt, letztlich geht es dann aber bei der Motivation der Täter um persönliche Rache.

Dennoch: Ein sehr empfehlenswertes, da ungewöhnlich spannendes Buch, in das man als Leser regelrecht hineingezogen wird. - Es ist sehr erfreulich, dass die Autorin im Vergleich zu „Aschenputtel“ eine sehr positive schriftstellerische Entwicklung erfahren hat.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0