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Elmar Traks

Elmar Traks

Brekke, Toril – Die Reise nach Westen (2010)

In diesem zweiten Buch der Auswanderer-Trilogie spielen Elises und Håvards Tochter Brenda und Gunhilds Sohn Hølje, die im ersten Buch („Elises Traum“) Kinder bzw. Jugendliche waren, die Hauptrollen.

Es beginnt im Winter 1843: Ansgar hat seine Schwester Elise bei der Be- gegnung in Chicago, mit der der erste Teil endet, erstochen, weil sie ihn voller Hass verspottete. Ansgar selbst wurde sofort anschließend von einem Passanten erschossen. Håvard und Gunhild haben geheiratet, und gerade ist ihre gemeinsame Tochter Marja auf die Welt gekommen.

Brenda und ihr Stiefbruder Hølje sind mittlerweile 16 Jahre alt. Während letzterer nach wie vor bei seiner Familie lebt und auf dem Hof arbeitet, wohnt Brenda weiterhin bei Annie in Chicago, wo sie ihren Lebensunterhalt als Hure verdient. 

Sie sehnt sich danach, ihren leiblichen Vater kennen zu lernen und macht sich auf den Weg zu ihm. Doch er will nichts von ihr wissen: Es fällt ihm schwer, sie als Tochter zu akzeptieren; außerdem erinnert ihr Aussehen

ihn zu sehr an Elise, die ihn so bitter enttäuscht hat. Hølje jedoch verliebt sich unsterblich in seine Stiefschwester, würde am liebsten zusammen mit

ihr fortgehen, ist jedoch auf dem elterlichen Hof unentbehrlich.

So dauert es etliche Jahre, bis er als 22-Jähriger endlich bei Brenda in Chicago vor der Tür steht. Gleichzeitig verbreitet sich wie ein Lauffeuer die Meldung, dass in den kalifornischen Bergen Gold gefunden wurde; und bald hat das Goldfieber ganz Amerika erfasst.

Brenda erwidert Høljes Gefühle zwar nicht, jedoch hält sie nichts in Chicago und so schließen  beide sich mit einem eigenen Planwagen einem Treck gen Westen an. Es wird eine Reise voller Entbehrungen, Hindernissen und Ge- fahren, doch die Vision von einem sorgenfreien Leben in Wohlstand treibt alle voran. Dennoch bleiben viele auf der Strecke und nur ein kleiner Rest kommt irgendwann erschöpft am Ziel an.

Die unverheiratete, junge und bildhübsche Brenda wird zum Objekt männ- licher Begierden. Als eines Nachts einer der Mitreisenden in ihren und  Høljes Wagen eindringt und sie vergewaltigt, wird der Stiefbruder zum Mörder. Er muss fliehen und Brenda ist fortan im Überlebenskampf auf

sich allein gestellt, meistert ihre jeweilige Situation aber sowohl im Treck

als auch später unter den Goldwäschern stets mit Energie, Pragmatismus und Zuversicht.

 

1856, sie ist mittlerweile 30 Jahre alt, heiratet sie den verwitweten und 15 Jahre älteren Michel Mandel, mit dem sie 3 Kinder bekommt: Henry William, Rebecca und Esther. Glücklich ist sie jedoch nur für kurze Zeit, denn das Paar distanziert sich innerlich immer mehr voneinander. Dennoch ist sie dankbar für ihre Kinder und den Schutz und die Geborgenheit, die ihr die Ehe und das gemeinsam errichtete Haus bieten. Dann schlägt das Schicksal erneut zu: Eine Horde Indianer überfällt und plündert Häuser, steckt sie anschließend in Brand, ermordet die anwesenden Bewohner oder nimmt Frauen und Kinder als Gefangene. Bei so einem Überfall sterben Michel und der kleine Sohn; Brenda bleibt mit den beiden Mädchen zurück und fängt an, sich immer mehr nach Hølje zu sehnen.

Dieser hat ebenfalls geheiratet und ist Vater geworden. Wie viele Auswan- derer nimmt er aktiv am Amerikanischen Bürgerkrieg teil, wird schwer ver- letzt, überlebt aber. Immer häufiger träumt er von Brenda.

Zufällig begegnen sich der schwer angeschlagene Mann und seine geliebte Stiefschwester – jedoch bricht Hølje noch bei diesem Treffen zusammen und stirbt.

 

Resümee: Der Leser kann in diesem zweiten Buch der Trilogie die Lebens- wege vieler norwegischer Auswanderer verfolgen, die sich trotz des gemein- samen Ziels sehr unterschiedlich gestalten. Dabei ist es bei der Personen- fülle und den im Laufe der Zeit immer weiter auseinander driftenden Ent- wicklungen nicht ganz einfach, immer wieder den inhaltlichen Anschluss zu bekommen.

Obwohl die Handlung gut 150 Jahre zurück liegt, scheint sich grundsätzlich an der Auswanderer-Problematik wenig geändert zu haben: Viele brechen voller Hoffnungen und Träume auf ein besseres Leben ins Ungewisse auf. Doch etliche scheitern an mehr oder weniger großen Hindernissen, sind dem Leben in einer fremden Umgebung mit unbekannter Kultur, Sprache und anderen Regeln nicht gewachsen und müssen desillusioniert feststellen, dass sie mitnichten im Schlaraffenland gelandet sind. Andere kämpfen sich mit Energie und eisernem Willen durch, bauen sich eine neue Existenz auf und integrieren sich.Vielen gelingt es dabei, sich ein Stück „innere Heimat“ zu bewahren, indem sie die Gemeinschaft mit Auswanderern der gleichen Nationalität pflegen, wobei es jedoch nicht selten zu Streit und Missgunst kommt.

Die Handlung dieses Buches ist zwar wieder fiktiv, findet jedoch in einem realen historischen Rahmen statt und es treten auch hier Personen auf, die wirklich existierten.

Wie schon in „Elises Traum“ ist die Sprache karg und kühl – sicher nicht jedermanns Sache. Aber auch hier gibt sie einen Rahmen vor, den der Leser durch eigene Bilder und Gedanken füllen muss.

 

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