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Elmar Traks

Elmar Traks

Kutscher, Volker – Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (2012)

Dieser Krimi spielt im Sommer des Jahres 1932 vor dem Hinter- grund der historisch belegten politischen Ereignisse: Ein Jahr

vor Hitlers Machtergreifung steht die Weimarer Republik vor

ihrem Ende, Nazis und Kommunisten liefern sich heftige Straßen- schlachten und Reichskanzler von Papen putscht die demokratische preußische Regierung incl. Berliner Polizeispitze aus dem Amt.

Im Prolog erfährt der Leser zunächst von dem Mord an einer jungen Frau, der bereits 1920 stattgefunden hat. Der Epilog aus dem Jahr 1945 greift dieses Geschehen noch einmal auf. Schauplätze des 3-teiligen Hauptteils sind Berlin, Masuren und Preußen. Die Handlung beginnt im „Haus Vater- land“, einem zu damaliger Zeit weltbekannten, riesigen Vergnügungspalast am Potsdamer Platz in Berlin unter Leitung der Firma Kempinski. Hier wird der Chef einer Spirituosen-Handlung während einer Lieferung ermordet – man findet seine Leiche im Lastenaufzug. Kurioserweise sprechen alle An- zeichen dafür, dass er dort ertrunken ist. Zusätzlich weist sein Körper eine Einstichstelle auf, und die pathologische Untersuchung ergibt, dass das Opfer zunächst mit dem indianischen Pfeilgift Tubocurarin außer Gefecht gesetzt wurde. Da es mehrere auf die gleiche seltsame Weise ermordete Tote gibt, suchen die Ermittler – unter ihnen Kommissar Gereon Rath und seine Verlobte, Kommissar-Anwärterin Charlotte „Charly“ Ritter – nach einem Serientäter. Dabei geht es nicht nur um die Frage, warum und von wem die betreffenden Personen ermordet wurden, sondern auch darum, weshalb der Täter diese sehr spezielle Methode wählte.

Während Charly undercover als Küchenhilfe im „Haus Vaterland“ versucht, an Informationen zu gelangen, begibt sich Rath zwecks Nachforschungen nach Masuren. Dort stößt er jedoch auf zahlreiche Widerstände und gerät in Lebensgefahr, als er vertuschten Verbrechen, Machenschaften und bislang gut gehüteten Geheimnissen auf die Spur kommt.

Der Beziehung zwischen dem eigensinnigen Gereon Rath und der emanzi- pierten Charly Ritter tut dieser Fall nicht unbedingt gut. Sie versuchen zwar, ihren jeweiligen dienstlichen Belangen und privaten Interessen gerecht zu werden, was jedoch oft nur mehr schlecht als recht gelingt.

 

Resümee: Der historische Hintergrund des Sommers 1932 bildet die Kulisse der fiktiven Handlung; anerkennenswert ist dabei die große politische Fak- ten- und Detailkenntnis des Autors. Gefreut habe ich mich auch, dass er Schreib- und Redestil sowie Wortwahl der damaligen Zeit angeglichen hat. Ermittelt wird natürlich ohne die heute üblichen Möglichkeiten und techni- schen Mittel, dafür tauchen etliche „alte“ Accessoires auf: Zigaretten der Marken „Overstolz“ und „Juno“; die „Sinalco“-Limonade; Stenotypistinnen

mit ihren ständig klappernden Schreibmaschinen; Polizisten, die an beleb- ten Kreuzungen von einem Verkehrsturm aus den Verkehr regeln usw.

Das alles macht die Handlung authentisch.

Schade, dass sie so viele (Über-) Längen enthält, an denen das Gesche- hen nicht voran- und die Spannung abhanden kommt. Das gilt nicht nur, aber ganz besonders für die Stellen, an denen Gereon Rath allabendlich „versackt“ und für jene, an denen man sich schwer beherrschen muss, um nicht mitzuzählen, wie viele „Overstolz“ er sich auf einer Seite anzündet. Das avancierte mit zunehmender Lesedauer zum Nervfaktor, vor allem, wenn Charly sich parallel dazu eine „Juno“ ansteckt!

Und für meinen Geschmack bezeichnet seine Verlobte ihn ein paarmal zu oft als „Scheißkerl“ - leicht variiert durch „Mistkerl“ - es muss ja nicht zig-mal auf einer Seite erwähnt werden.

Für mich war dies der erste Roman der Serie um Gereon Rath, und ich bin mir nicht sicher, ob ich weitere folgen lassen werde.


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