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Elmar Traks

Elmar Traks

Freundlinger, Eduard – Die schwarze Finca (2013)

Joana und Kilian – zwei Protagonisten aus Freundlingers

erstem Buch „Pata Negra“ - wohnen nun schon seit 3 Jahren

in Deutschland. Die Spanierin hat sich gut in der Heimat ihres Mannes eingelebt und kümmert sich zusammen mit ihm liebevoll um ihren kleinen Sohn Xaver. Da erreicht die junge Frau eines Tages

über Facebook eine Mitteilung, die die Vermutung nahe legt, dass ihre vor 5 Jahren verschwundene Schwester Carmen noch lebt und sich in Andalusien aufhält. Während Kilian starke Zweifel am Wahrheitsgehalt der Nachricht hegt – schließlich hatte ein Kollege seiner Frau den Mord an seiner Schwä- gerin gestanden und war verurteilt worden – keimt in Joana Hoffnung auf.

Sie will der Angelegenheit unbedingt vor Ort auf den Grund gehen und nach Almuñécar reisen. Trotz aller Skepsis begleitet Kilian sie, und auch Xaver ist mit von der Partie. An der Costa Tropical gibt es nicht nur ein freudiges Wie- dersehen mit Kollegin und Freundin Maite, sondern auf der Suche nach Carmen geraten alle in zum Teil lebensgefährliche Situationen.

 

Parallel dazu werden in einem anderen Handlungsstrang nach und nach

die 4 Mitglieder der kriminellen Gruppierung „La Gamba Blanca“, die ihre Geschäfte mit Menschen- und Drogenhandel macht, ermordet. Bei allen Taten wird der gleiche Hinweis hinterlassen: Zunächst 4, dann 3, 2 und schließlich eine weiße Garnele.

 

Peu à peu laufen beide Handlungsstränge immer mehr ineinander – und

ab ca. der Hälfte des Buches wird’s dann sogar richtig spannend. Allerdings fürchte ich, dies lag daran, dass ich nach ein paar herzhaften Gähnern das Lesen des Schlusses vorgezogen hatte, mit der Option, diesen Langweiler ein für alle Mal zur Seite zu packen. Ziemlich erstaunt über die dort ge-

schilderte Situation, wollte ich dann jedoch unbedingt wissen, wie es dazu kommen konnte. Es wäre vielleicht unter Spannungs-Gesichtspunkten geschickter gewesen, den ersten Teil des Epilogs als Prolog zu verwenden, zumal …

Resümee:  … der existierende Prolog mit dem dort geschilderten Flücht-

lingsdrama der reinste Spoiler ist:

Schon im ersten Viertel des Buches, als der Autor einen Täter mit „Der von Gott Erhörte“ bezeichnet, wie dieser sich jetzt selbst nennt, weiß der in Namenskunde Bewanderte oder des Googelns Mächtige, um wen es sich dabei handelt.

Gleiches gilt für den Namen „Zoco“: Da man diesen Schriftzug vor allem im Süden Spaniens an etlichen Läden findet, gehört nicht furchtbar viel Kom-

binationsgabe dazu, herauszufinden, welche Person diesen Spitznamen trägt.

Es sind nun mal echte Spannungs-Killer, wenn ein Autor sich wie ein Cleverle nach dem Motto „Herr Lehrer ich weiß was!“ gebärdet, dabei aber offenbar die Intelligenz seiner Leser gewaltig unterschätzt.

 

Aber diese billige Effekthascherei geht ja noch im Vergleich dazu, wie der Autor ansonsten seine Leserschaft behandelt:

- Da sind bereits tot Geschriebene ein paar Seiten weiter

   wieder zu Leben erwacht,

- umgekehrt werden gemäß Handlung eindeutig Überlebende

   eines Kampfes kurz darauf einfach für tot erklärt.

- Das Gleiche gilt für Situationen, die auf Grund des bisherigen

   Handlungsverlaufs so nach den Gesetzen der Logik nicht eintreten

   konnten.

Wie oft habe ich zurück geblättert, um mich zu vergewissern, ob ich den Inhalt richtig verstanden oder die Namen den jeweiligen Personen korrekt zugeordnet hatte. Später wurde zwar alles aufgeklärt, aber spannend war

es nicht, höchstens aufregend im negativen Sinne.

 

Es macht nun mal einen enormen Unterschied, ob ein Autor

- seine Leser geschickt auf eine falsche Fährte lockt und dies dann

   durch eine überraschende, aber logische Wendung auf Grund neuer

   inhaltsbezogener Erkenntnisse oder Ereignisse aufklärt. Mit dieser

   Profi-Methode öffnet er den Rezipienten den Weg aus der Sackgasse

   und lässt andere (Lösungs-) Möglichkeiten zu.

oder ob er ihn

- einfach verständnislos irgendwo stehen lässt, indem er wichtige,

   im zeitlichen Zusammenhang stehende Handlungselemente einfach

   herausschneidet.

Hier tritt die überraschende Wende dann durch einen „Deus ex  machina“ ein: In der antiken Tragödie war es wirklich die Gestalt einer  Gottheit, die in ein „festgefahrenes“ Geschehen eingriff und es auf-

 löste. In Anlehnung daran bedienen sich heute Schriftsteller, denen

 es nicht gelingt, eine Handlung kontinuierlich und logisch zu Ende

 zu führen, plötzlich und unerwartet auftretender Personen oder Er-

 eignisse.

 

Leider wählte der Autor für das vorliegende Buch die zweite Möglichkeit:

Ich kam mir oft vor wie in einem Film, in dem willkürlich – und somit natürlich an unpassenden Stellen - Teile herausgeschnitten und später zwecks Auf- klärung nachgeliefert  wurden. Dilettanten ersetzen bei diesem krampf- und stümperhaften Versuch, etwas spannend zu machen, mangelndes Können durch unfaire Stilmittel und glauben damit eine Hitchcock-reife Leistung zu erbringen. Derart primitiv kann und darf man seine Klientel nicht auf den Holzweg führen und gegen eine Wand laufen lassen!!!

 

Schade, dass man sich bei dieser überbordenden Schaumschlägerei schon sehr gezielt bewusst machen muss, dass die Sprache nicht eines gewissen Wortwitzes entbehrt und der Stil sich im Vergleich zu „Pata Negra“ deutlich verbessert hat – Lektorat und Testlesern sei Dank!

 

Den dritten Teil der Trilogie werde ich mir ganz sicher nicht antun

wer lässt sich schon gerne freiwillig für dumm verkaufen und verarschen (Entschuldigung, aber da das Wort im Duden steht, ist es zum öffentlichen Gebrauch legitimiert!)?!

 

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