Kate Riley wächst als uneheliches Kind auf, das seinen Vater
nie gekannt hat. Als sie 12 Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter, und das Mädchen zieht zur Großmutter ins nahe gelegene Dörfchen Kinsale an der Süd-Ost-Küste Irlands. Neun Jahre später jedoch erleidet die alte Dame einen tödlichen Herzinfarkt – Kate hat erneut eine wichtige Bezugsperson verloren. Tieftraurig sitzt sie nach der Beerdigung
auf der Friedhofsmauer, als zufällig Brian Richardson vorbeikommt und mit der jungen Frau ein Gespräch beginnt.
Beide bleiben in Kontakt, verlieben sich und heiraten schließlich. Doch 15 Jahre nach ihrer ersten Begegnung kommt Brian bei einem Autounfall ums Leben, und Kate kann diesen dritten schweren Schicksalsschlag kaum ver- kraften. Zudem macht es ihr immer mehr zu schaffen, dass sie nicht weiß, wer ihr Vater ist. Immer wenn sie ihre Familie bislang nach ihm befragt hat, stieß sie auf eine Mauer des Schweigens.
Die junge Witwe zieht sich zu Verwandten nach Kinsale zurück, die dort
ein Pub betreiben. Sie hilft ihnen gerne bei der Arbeit, die sie auf andere Gedanken bringt, sodass sie langsam innerlich zur Ruhe kommt. Eines Tages steht ihr in der Schankstube plötzlich Emma gegenüber, ihre Busen- freundin aus Kindertagen; beide hatten sich nach dem Tod von Kates Mutter aus den Augen verloren.
Nun sucht Emma, die gerade Mutter einer kleinen Tochter geworden ist, wieder Kates Nähe, und auch diese hofft, die alte Freundschaft wieder neu beleben zu können. Doch nach ihrer jüngsten Vergangenheit gefragt, gibt Emma sich verschlossen und weicht diesbezüglichen Fragen auffallend aus.
Welches Geheimnis sie mit sich herumträgt, das erfährt der Leser nach und nach aus einem Brief, den die junge Frau geschrieben hat, und der ab- schnittweise zwischen den einzelnen Kapiteln eingefügt ist.
Aber auch Kate tritt immer wieder eine Gedankenreise in die Vergangenheit an, bei der sie vor allem ihre scheinbar glückliche Beziehung zu dem ver- storbenen Brian immer wieder Revue passieren lässt und reflektiert. Vieles erscheint ihr nun in einem ganz anderen Licht. Gleichzeitig wird sie immer stärker von dem Gedanken getrieben, ihren Vater auf eigene Faust aus- findig zu machen.
Und dann lernt sie den amerikanischen Musiker Matt kennen …
Resümee: Dies ist vordergründig ein Roman um zwei junge Frauen, die einst Busenfreundinnen waren, deren Lebenswege sich aber im Alter von 12 Jahren getrennt haben, und die nun mit Mitte 30 wieder aufeinander treffen.
Jedoch es geht um sehr viel mehr, nämlich ...
… um Belastungen, denen eine Beziehung – sei sie freundschaftlich
oder ehelich - ausgesetzt ist und die Frage, wie tragbar diese ist,
um Probleme gemeinsam auszuhalten und zu verarbeiten;
… um Vergangenheitsbewältigung und die Akzeptanz des einst
Geschehenen bzw. getroffener Entscheidungen;
… um – möglicherweise falsche – Rücksichtnahme im Kreise der Familie:
… um Trauerarbeit und Zukunftsperspektiven.
Das Buch ist locker und leicht ohne jedes Pathos geschrieben. Dabei ist es aber auch so einfühlsam und inhaltlich tiefgründig, dass ich mich sehr häufig gefragt habe, wie viel eigene Erfahrungen die Autorin wohl hat einfließen lassen. So facettenreich durchdacht, kann man die genannten Themen eigentlich nur zu Papier bringen, wenn man sie selbst durchlebt hat.
Fazit: Ein Roman, der Unterhaltung im besten Sinne, aber auch viel Stoff zum Nachdenken bietet. Er gehört zu den wenigen Werken, die ich mit Sicherheit noch ein zweites Mal lesen werde.
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