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Elmar Traks

Elmar Traks

Hünnebeck, Marcus – Die Rache des Stalkers (2013)

(Erstveröffentlichung 2004 unter dem Titel „Im Visier des Stalkers“)

 

Kriminaloberkommissarin Anja Hübner trennt sich nach einem tät- lichen Angriff von ihrem Freund Frank. Dieser kann das Ende der Beziehung jedoch nicht akzeptieren und beginnt die Frau zu stalken, indem er ihr zu allen Tages- und Nachtzeiten SMSs und E-Mails sendet, sie anruft, ihr Blu- men schickt und ihre Wohnung beobachtet. Er betrachtet die Ex-Freundin als sein Eigentum, das er unbedingt zurückhaben will. Anja jedoch lehnt eine Neuauflage der Beziehung kategorisch ab, lernt sogar einen neuen Mann kennen – die Situation eskaliert.

In einem zweiten Handlungsstrang ermittelt Anja Hübner im Falle ermordeter bzw. verschwundener junger Frauen. Alle sind bzw. waren recht attraktiv und woll(t)en sich das zunutze machen – leichtes Spiel für einen Mann, der sie mit der Aussicht auf Ruhm und Geld in eine tödliche Falle lockt.

 

In dem Maße, wie die Ermittlungen Fortschritte machen, spitzt sich Anjas per- sönliche Situation zu:   Der Rachefeldzug ihres Ex-Freundes nimmt lebens- bedrohliche Formen an – beide Handlungsstränge gewinnen an Dramatik.

Resümee: Beim  „Stalking“ (engl. to stalk: jagen, hetzen) geht es um das beharrliche Nachspionieren, Belästigen und Bedrängen einer Person, wobei meist ein Mann Täter, eine Frau Opfer ist. Da werden unabhängig von der Uhrzeit SMSs und E-Mails gesandt sowie Telefonanrufe  getätigt, in denen der Adressat angefleht wird, sich dem Absender (wieder) zuzuwenden – oft unter Androhung von Repressalien im Falle des Ignorierens oder gar einer Ablehnung. Es werden Blumen und andere Geschenke gesandt, der Be- kanntenkreis ausgefragt; Verleumdungen, oft auch gegenüber dem Arbeit- geber, sind an der Tagesordnung. Und der Zielperson wird überall aufge- lauert, sei es vor ihrer Wohnung, an der Arbeitsstelle, im Supermarkt, beim Sportverein usw. - tätliche Angriffe oft eingeschlossen.

Dieses Ausüben von Psychoterror mit dem Ziel, sich das Opfer, das meist

als Eigentum betrachtet wird, (wieder) geneigt zu machen, kann zur Be- sessenheit werden. Es führt beim Terrorisierten mit zunehmender Dauer immer mehr zur Einschränkung der Selbstbestimmung und zu physischen und psychischen Schäden bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.

 

Vieles des hier Genannten verarbeitet Marcus Hünnebeck in seinem Roman. Jedoch wirkt es oft nach dem Motto „greif hier mal hin, greif da mal hin“ episodenhaft, fast schon minimalistisch angerissen, und kann m. E. nur das Grundgerüst für eine romanhafte Ausgestaltung darstellen. Es gelingt ihm auch nicht, die physischen und psychischen Konsequenzen für das Opfer, inklusive der Einschränkung der Selbstbestimmung, klar herauszuarbeiten. Ein über den Themenkomplex „Stalken“ uninformierter Leser könnte sogar den Eindruck der Verharmlosung bekommen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Stil: Klar und schnörkellos, ist er nicht darauf angelegt, den Leser emotional mitzureißen.

Sieht man davon ab, dass es diesem Werk, in dem es vorrangig um „Die Rache des Stalkers“ gehen soll, diesbezüglich an Tiefgang fehlt, so ist

doch eine passabel spannende Geschichte entstanden.

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