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Elmar Traks

Elmar Traks

Oltmanns, Jutta – Die Friesenrose (2010)

Im Jahr 1810 ist das „Département Ost-Ems“, zu dem auch die ostfriesische Insel Borkum gehört, von den Franzosen besetzt

und Napoleon Bonaparte hat u.a. jeglichen Kontakt und Handel mit Engländern strengstens verboten. Dem Borkumer Walfischer und Vater der jungen Inken Hinderks wird eines Tages vorgeworfen, gegen diesen Erlass verstoßen zu haben. Er gerät in französische Kriegsgefangen- schaft, sein Haus wird konfisziert und Inken, deren Mutter sehr früh gestor- ben ist, steht vor dem Nichts.

Der Not gehorchend, flieht sie aus ihrer heilen Welt aufs Festland. Die erste Station ist Emden, wo sie auf Cirk Hoogestraat, einen gesuchten Blockade- brecher, trifft und ihn mit einer List vor seinen Verfolgern rettet. Zum Dank – und weil er sich Hals über Kopf in Inken verliebt hat – sorgt er dafür, dass sich seine mütterliche Freundin, die Geldverleiherin Tjalda, ihrer annimmt. Doch die junge Frau will zu ihren Verwandten ins Fehn- (= Moor-) Gebiet weiterreisen. Während sie dort im Haus des brutalen Onkels und der schwer kranken Tante harte Zeiten durchsteht, kann Cirk Hoogestraat sie nicht ver- gessen. Durch Tjalda erfährt er ihren Aufenthaltsort und sucht sie 2 Jahre nach ihrer ersten Begegnung dort auf, um sie zu bitten, mit ihm zu kommen. Doch Inken zweifelt an der Ernsthaftigkeit seiner Absichten, ist hin- und her- gerissen und bleibt im Moor, um der Tante beizustehen.

Nach deren Tod kehrt sie zu Tjalda nach Emden zurück. Zusammen mit der Chinesin Sumi, die einst der Liebe wegen nach Ostfriesland kam, führen sie nach vielen Anfangsschwierigkeiten schließlich sehr erfolgreich ein Lebens- mittelgeschäft mit Teestube und steigen sogar in den Teehandel ein.

Cirk, der in den Kampf gegen die Franzosen gezogen war, besucht Inken, und während eines Kurz-Urlaubs in Tjaldas Ferienhaus auf Norderney ver- lieben sich beide unsterblich ineinander. Durch eine Intrige der Schwester seines besten Freundes werden sie jedoch sofort wieder getrennt. Die schwer enttäuschte und zutiefst verletzte Inken will den geliebten Mann daraufhin so schnell wie möglich aus ihrem Denken verbannen.

Der jedoch paktiert offenbar mit ihrem verhassten Konkurrenten, indem er als Kapitän auf dessen Schiff für ihn nach China fährt – zeitgleich mit einem anderen Frachter, der Ware für das Geschäft der drei Frauen aus China nach Ostfriesland transportieren soll.

Als Inken und Cirk nach 2 Jahren unter lebensbedrohlichen Umständen er- neut aufeinandertreffen, muss die junge Frau eine schwere Entscheidung treffen.

Resümee: In diesem Buch geht es nicht nur um Inkens und Cirks Ge- schichte, sondern auch um Tjaldas und Sumis Werdegang sowie den

einiger „Nebendarsteller“. Vor allem aber handelt es auch von der Ge- schichte des Tees, der von China nach Ostfriesland kam und von dort

aus in ganz Deutschland Verbreitung fand.

Insofern ist „Die Friesenrose“ *) einerseits ein hervorragend recher- chierter, ausführlicher historischer Roman, bei dem Teeliebhaber und

Fans geschichtlicher Dokumentationen mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen.

Andererseits handelt es sich bei dem parallel laufenden Handlungsstrang

um einen eher der Trivialliteratur zuzuordnenden Liebesroman, der mir

über weite Strecken (viel) zu kitschig war.

Es ist schwer und bedarf eines großen schriftstellerischen Geschicks, themenspezifische geschichtliche Ereignisse und Fakten möglichst um- fassend und genau zu einem Roman zu verarbeiten und dann auch noch einen waschechten Liebesroman „einzuweben“. Bei zwei so unterschied- lichen Genres ist es meines Erachtens nahezu unmöglich, den Erwartungen respektive dem Geschmack einer breiten Leserschaft gerecht zu werden. „Entweder – oder“ hätte zumindest ich besser gefunden … und den histo- rischen Roman gewählt.

Neben vielen spannenden Kapiteln weist das Buch aber auch etliche Längen auf, die in ihrer Langatmigkeit ermüdend sind, nicht zuletzt wegen der oft nicht enden wollenden Monologe und der häufigen Vorhersehbarkeit der Ereignisse.

Weniger wäre auch hier zugunsten einer strafferen Handlungsführung mehr gewesen.

 

*) „Friesenrose“ war nicht nur der Kosenames von Inkens Vater für seine früh verstorbene Frau, sondern ist auch das Dekor eines ostfriesischen Teeservices, das bei Kennern als das schönste gilt.

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