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Elmar Traks

Elmar Traks

Arzt 1: „Sex, Herr Traks, viel Sex!“

Schon der Empfang anlässlich unseres Erstbesuchs entbehrte nicht einer gewissen Komik:

Orthopäde Doktor Sander*) öffnete uns die Tür seiner Ein-Mann Praxis in einem T-Shirt, auf dessen Rücken „Arzt Dr. Sander“ stand.

Mein Mann und ich schauten uns schmunzelnd an und ich feixte, als wir kurz allein waren: „Pass auf, gleich kriegst Du ein T-Shirt mit 'Patient Traks' und ich eins mit 'Begleitung Traks' Und wenn ich dann dran bin, tauschen wir!“ Schade, dem war dann leider nicht so.

Als Elmar ins Sprechzimmer gebeten wurde, stand ich ebenfalls auf, um ihn, wie zwischen uns abgesprochen, zu begleiten.

Damit war Dr. Sander jedoch überhaupt nicht einverstanden: „Ich möchte gerne mit ihrem Mann alleine reden. Wissen Sie, die Männer erzählen immer mehr, gerade auch zu pikanten Themen, wenn die Frauen nicht dabei sind!“

Hmpf!? Pikante Themen? Beim Orthopäden?

Elmar hatte doch „nur“ Rücken!! Nein, es war nicht verhandelbar – ich wurde auf die (Wartezimmer-) Plätze verwiesen.

Nach ca. 45 Minuten kamen „Arzt Dr. Sander“ und mein Mann wieder aus dem Behandlungsraum – die Miene des Letzteren drückte etwas zwischen leichter Genervtheit und großem Amusement aus.

Zeit für ein kurzes Statement blieb aber nicht, denn nun war ich mit meiner Schulter dran! Eine Anamnese-Erhebung erfolgte nicht, stattdessen wurden alle möglichen Griffe, Verdrehungen, Übungen zur mehr oder weniger er- folgreichen Anwendung gebracht – die wenigsten davon waren allerdings auf meine Schulterproblematik bezogen.

 

Wie sich später herausstellte, hatte Elmar in Sachen Rücken haargenau die gleiche Behandlung erfahren.

Abschließend schritten wir zur Auswertung – nun in einer Dreier-Runde:

„Tja, Frau Traks, Herr Traks … nachdem ich Sie beide nun gründlich untersucht habe, kann ich Ihnen vor allem eins wärmstens empfehlen...“ - bedeutungsvolles Schweigen, untermalt von einem noch bedeutungsvolleren Blick von einem zum anderen … die Spannung stieg ins Unermessliche. Dann endlich die Fortsetzung:

„Ich meine diese netten kleinen gymnastischen Spielchen, die man zu zweit

in einem meist abgedunkelten Raum im Bett macht!“ … hoffnungsfrohes Warten auf eine Reaktion unsererseits. Die beschränkte sich bei mir aller- dings auf ein Herunterklappen des Unterkiefers; Elmar verzog, wie mir ein rascher Seitenblick verriet, keine Miene - wenngleich ich meinte, ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel zu erkennen.

Dr. Sander beendete seine Empfehlung mit:

„Das ist nämlich die allerbeste Therapie für viele Beschwerden!“

 

Durch meinen Kopf schossen Gedanken in der Art von „das ist jetzt nicht wahr“, „das meint er nicht wirklich“, „Du bist hier im falschen Film, Annette“.

Hochgradig irritiert, um nicht zu sagen hilfesuchend, guckte ich zu Elmar rüber, der jedoch schaute weiterhin mit Pokerface geradeaus. Wie sich später herausstellte, hatte er nämlich den klaren Vorteil, dass Dr. Sander ihm schon im Zweiergespräch „Sex, Herr Traks, viel Sex!“ verordnet hatte, und nun sah mein Mann in freudiger Erwartung meiner Reaktion entgegen.

Da platzte es auch schon aus mir heraus: „Seeex?!?

Zwar offenbar hocherfreut, dass ich's verstanden hatte, aber stumm nickte der Orthopäde bedächtig.

Inzwischen hatte ich mich berappelt und erkundigte mich nach der Art der Anwendung: „Dreimal täglich? Besser vor oder lieber nach dem Essen?“

Nun endlich schaltete sich Elmar ein, indem er sich grinsend zu mir wandte und kurz, knapp, präzise formulierte: „Wieso 'oder'?“

Offensichtlich fühlte sich Doktor Sander – völlig zu Recht! - da nicht so ganz ernst genommen. Jedenfalls enthielt er sich einer Antwort, das Thema war durch und wir kamen zur sachgerechten Auswertung der Untersuchungen – und Therapie-Alternativen (bzw. -ergänzungen).

 

Später erzählte mir mein Mann, der Orthopäde hätte ihn bereits vorab mit verschwörerischem Ton ins Vertrauen gezogen, dass Frauen ja vielfach irgendwelche orthopädischen Beschwerden nur vorgeben, um sich vor ihren ehelichen Pflichten und der Hausarbeit zu drücken.

 

Übrigens bekamen wir bei der Rechnung einen „Discount-Preis“. Davon allerdings, so beschwor er uns wiederholt, sollten wir niemandem etwas erzählen, da er sonst um seine Reputation fürchten müsse.

 

*) Name geändert

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