_______________________

 

Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Marten, Helena – Der Zitronengarten (2014)

Frankfrurt am Main im Jahre 1764: Auf tragische Weise ist Domenico Montanari gestorben - Familienoberhaupt und Chef eines Gewürz- und Südfrüchtehandels. Wie in der Dynastie üblich, hat er testamentarisch seinen Sohn als Nachfolger be- stimmt. Doch Roberto flüchtete vor 2 1/2 Jahren nach einem Streit mit den Eltern und ist seitdem verschwunden; es ist fraglich, ob er überhaupt noch lebt. Bis zu einer gesicherten Feststellung seines Todes soll nach Domenico's Willen zunächst sein in Italien lebender älterer Bruder Eugenio die Führung der Ge- schäfte übernehmen. Danach sollen Tochter Luisa, die dem Vater schon immer geholfen hat, und deren Halbschwester Francesca als Erbinnen eingesetzt werden. Nur … Luisa wusste bislang überhaupt nichts von der Existenz einer Halbschwester, die aus der ersten Ehe des Vaters stammt.

Francescas Mutter starb bei ihrer Geburt und das Mädchen wuchs bei Verwandten in Italien auf. Später heiratete sie den Rebellenführer Rinaldo, mit dem sie die 4-jährige Tochter Graziella hat. Die 3 verstecken sich vor einer rivalisierende Bande auf Sardinien in einem Stall. Als sie eines Nachts überfallen werden, können Francesca und Graziella aus dem brennenden Gebäude fliehen, Rinaldo bleibt zurück. Mutter und Kind gelangen über Umwege zu ihren Verwandten, der Familie Montanari, nach Frankfurt. Dort erfährt Francesca vom Tod des Vaters, aber die Familie sieht das Erschei- nen der temperamentvollen, selbstbewussten Frau gar nicht gerne.

Domenicos Bruder Eugenio hat inzwischen seinen Sohn Pier-Luigi von Italien in die Main-Metropole geschickt, wo er die Familiengeschäfte übernommen und seine schüchterne Cousine Luisa hinausgedrängt hat. Er ist aber der einzige, der sich um Francesca und deren Tochter kümmert, sich in ihr Ver- trauen schleicht und dabei gleichzeitig gegen Luisa und ihre Mutter intrigiert.

Durch seinen aufwändigen Lebensstil und krumme Geschäfte führt er die einst angesehene Firma Montanari immer mehr in den Ruin, versteht es aber, seine Umgebung zu blenden.

Und dann wird eines Tages Francescas Tochter Graziella entführt, die Mut- ter selbst bei dem erfolglosen Versuch, das Kind noch zu retten, schwer verletzt.

Sie bittet ausgerechnet ihre schwache Halbschwester Luisa, sich auf die Suche nach Ehemann Rinaldo und Graziella zu begeben. Nach einigem Zögern macht Luisa sich zusammen mit Matthias Bonfiglio, dem Bankier und Freud der Familie, auf eine beschwerliche Reise, die sie nach Italien führt.

Resümee: Die Handlung spielt vor historischer Kulisse in Frankfurt am Main und Umgebung sowie in Italien - anfangs auf Sardinien, dann in der Toscana und am Comer See. Es ist eine deutsch-italienische Familiengeschichte um Liebe, Freundschaft, Anerkennung, aber auch um Intrigen und Gewinnsucht. Insofern handelt es sich um einen historischen Familienroman.

Gleichzeitig könnte man ihn auch als Entwicklungsroman bezeichnen:

Die ruhige, schüchterne, verträumte und farblose Luisa, die sich nicht traut, ihre Meinung zu sagen und sich nicht durchsetzen kann, ist am Schluss eine Ehefrau, die ihren Weg gehen wird.

Ihre temperamentvolle, selbstbewusste und oft aufbrausende Halbschwester Francesca lernt es, moderater zu reagieren; ihr einst gefährliches Leben wird in ruhigeren Bahnen verlaufen.

Und Luisa's streng gläubige Mutter Sigrid, einst einsam und dem Ehemann gegenüber unterwürfig, steht am Schluss in einem anderen Licht da.

Aber auch die Charaktere der männlichen Hauptpersonen sind nicht starr angelegt, sondern bereit zur Veränderung.

Es ist ein unterhaltsames und gleichzeitig spannendes Buch: Sehr viele „Krisenherde“ lassen den Leser mitfiebern und Anteil an der Entwicklung des Geschehens und der Akteure nehmen.

 

„Helena Marten“ ist das Pseudonym zweier Autorinnen. Insofern ist es erstaunlich und abschließend noch bemerkenswert, dass im Verlauf der Handlung keinerlei Brüche auftreten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0