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Elmar Traks

Elmar Traks

Tietje, Ute – Carmen in fünf Akten (2013)

Ein Internetdate und seine überraschenden Folgen

 

Die 55-jährige Anne ist nach ihrer Scheidung Single. Obwohl sie sich beruflich sehr engagiert und ihre Freizeit daher begrenzt ist, fehlt ihr auf Dauer doch ein Partner, mit dem sie ihr Leben teilen und sich geborgen fühlen kann. Nachdem eine Freundin ihr empfohlen hat, doch einmal im Internet auf die Suche nach „Mister Right“ zu gehen, meldet sie sich bei einem Portal in Anlehnung an ihre Lieblingsoper unter dem Pseu- donym „Carmen“ an und erstellt ein Profil von sich.

Nach etlicher Zeit und einigen frustrierenden Mail- und Telefonkontakten macht sie die Selbst-Darstellung von „Hugonorte“ neugierig. Nach dem ersten schriftlichen Austausch kommt es bald zu einem persönlichen Date

in der Nähe von Annes Wohnort: Bei dem Auserwählten handelt es sich um den angeblich 62-jährigen attraktiven und charmanten Andalusier Juan. Er ist recht vermögend, besitzt einige Immobilen und beeindruckt mit seiner Bildung. Aber irgendwie läuft es nicht ganz so, wie von Anne geplant und sie ist hin- und hergerissen.

Da kommt Juan's Einladung zu einem Urlaub auf seinem andalusischen An- wesen gerade recht. Vorher schenkt er ihr allerdings reinen Wein ein: Er ist nicht geschieden, wie er zunächst behauptet hatte, sondern seit 30 Jahren mit Karin verheiratet. Obwohl sie zur Zeit mit ihrem Liebhaber zusammenlebt, kommt eine Scheidung für beide nicht in Frage, da sie sich immer noch sehr lieben. Im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit befürwortet die Ehefrau angeblich eine Geliebte für ihren Mann, unterstütze ihn diesbezüglich sogar mit Ratschlägen. Um nach außen den guten Ruf der im Ort sehr angesehe- nen Familie zu wahren, werde sie während Annes Anwesenheit auf dem spa- nischen Anwesen ebenfalls eine Weile dort verbringen.

Anne erklärt sich mit dem Arrangement einverstanden und genießt in Anda- lusien zunächst die Zweisamkeit mit dem zärtlichen, einfühlsamen und auf- merksamen Juan, in den sie sich schnell verliebt. Unversehens entwickelt

der sich jedoch zu einem sexbesessenen spanischen Macho und outet sich als bereits 73-jährig.

Als Ehefrau Karin eintrifft, weiß Anne angesichts der Ménage à trois manch- mal nicht, ob sie lachen oder weinen soll, gewinnt der Situation aber mit viel Humor das Beste ab und genießt weiterhin den Urlaub, zumal die beiden Frauen im Großen und Ganzen recht passabel miteinander auskommen.

Wieder in Deutschland, erwartet Anne jedoch eine böse Überraschung:

Juan hat mit ihr per E-Mail Schluss gemacht – angeblich, um seine Ehe

nicht zu gefährden. Die Verstoßene sinnt auf Rache und erstellt unter

dem Namen „Claudia“ ein neues Internet-Profil von sich. Und tatsächlich: Auch Juan ist dort wieder auf der Suche nach einer Partnerin ...

Resümee: Beim Lesen des ersten Buch-Viertels hatte ich zeitweise vor Lachen Tränen in den Augen – zu komisch waren manchmal Situationen, Dialoge und Annes Überlegungen. Leider nimmt die lockere Heiterkeit

dann immer mehr ab, weicht zunächst einem Kichern und dies später einem gelegentlichen Schmunzeln. Schade.

Aber dennoch steckt in dieser Geschichte über eine Partnersuche im Inter- net und deren Folgen eine große Portion Humor, und die Beschreibung der Dreiecksbeziehung ist ausgesprochen amüsant.

Besonders viel Spaß hatte ich, wenn es um die Aktionen und Reaktionen des liebenswerten spanischen Machos Juan ging: Nach etlichen Jahren Spanien-Erfahrung konnte ich mir seinen Gesichtsausdruck und die Intonation des- sen, was er sagte, nur allzu gut vorstellen! Er ist nicht nur von seiner Männ- lich- und Unwiderstehlichkeit absolut überzeugt, sondern kann mit seinen 73 Jahren nicht genug vom Sex mit seinen beiden Frauen bekommen. Bemer- kenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Beschreibung der ent- sprechenden Szenen trotz aller Anschaulichkeit nie (!) unter die Gürtellinie geht.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ute Tietje (Montag, 09 Juni 2014 18:53)

    Als Autorin bedanke ich mich herzlich für die Rezension, denn ich weiß wieviel Mühe es macht.
    Vor allem freue ich mich aber, dass jemand, der in Andalusien lebt und mit der Mentalität der Menschen dort vertraut ist, Gefallen an dem Buch gefunden hat.
    Herzlichst
    Ute Tietje