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Elmar Traks

Elmar Traks

Höstermann, Sonja / Brodersen, Inga – Auf Heller und Pfennig (2014)

Ralph Borgmann, Pfarrer der evangelischen Kirche St. Johannes im Bremer Stadtteil Arsten, wird während der Erntedank-Feier aus heiterem Himmel von einem Wespen- schwarm angegriffen. Er stirbt noch vor Ort unter den Augen der Gottesdienstbesucher an einem allergischen Schock.

Zunächst sieht alles nach einem tragischen Unglücksfall aus, zumal der Ver- storbene in seiner Gemeinde sehr beliebt gewesen zu sein schien. Bald aber wendet sich das Blatt: Der Tod entpuppt sich als raffiniert geplanter Mord.

Es stellt sich nämlich heraus, dass eine Kiste mit Wespen ganz gezielt in der Kirche platziert und der Zeitpunkt der Attacke offenbar genau ausgeklügelt wurde.

Kriminalhauptkommissar Ewald Pfennig bekommt bei seinen Ermittlungen immer öfter Hinweise auf weniger sympathische Seiten Borgmann's und er- fährt, dass etliche Leute Groll gegen ihn hegten.

So wirft ihm ein Gemeindemitglied Erbschleicherei vor. Ein anderes berichtet, dass es vom Pfarrer zu Unrecht des Diebstahls verdächtigt und eine Kündi- gung angedroht wurde. Das Elternpaar eines Konfirmanden kann dem Seel- sorger nicht die Verletzung der Aufsichtspflicht während einer Freizeit ver- zeihen, bei der ihr Sohn starb. Und Kollege Dierks missgönnt ihm schon lange von ganzem Herzen die Pfarrstelle und hofft, nun die Nachfolge an- treten zu können.

Plötzlich gibt es viele Verdächtige, aber der Lösung des Falles nähert sich Pfennig erst, als er schließlich davon Kenntnis erhält, dass eine Ex-Freundin des Kirchenmannes diesen vor 12 Jahren einer ungeheuren Tat beschuldigt hat. Die Angelegenheit wurde damals aber nicht weiter verfolgt, sondern als Rache-Akt abgetan.

Und gar vor 23 Jahren meldete ein Elternpaar der Polizei einen Vorfall, der sich während des damaligen Erntedank-Gottesdienstes ereignete. Ihre An- zeige nahmen die Eheleute aber kurz darauf zurück.

Resümee: Dies ist der erste Kriminalroman des Autoren-Duos und auch Kommissar Pfennigs Premiere.

Der Absicht, ihn zunächst einmal vorzustellen, ist es möglicherweise ge- schuldet, dass sein Umfeld vor allem im ersten Teil des Buches sehr ausführlich beschrieben wird: Seitenlang werden Anekdoten aus seiner beruflichen und privaten Vergangenheit sowie gegenwärtigen Situation erzählt und die Landschaft um Bremen beschrieben.

In dieser Ausführlichkeit sind die Abschweifungen oft sehr ermüdend

– zumal in einem Kriminalroman, der doch von einer gewissen Spannung geprägt sein sollte. Hier jedoch steht die Person des Hauptkommissars permanent im Mittelpunkt, sodass die Haupthandlung – die Aufklärung

des Mordes – auf der Stelle tritt, zur Nebensache degradiert wird.

Beim erneuten Aufgreifen des Falles muss sich der Leser dann zunächst wieder in den aktuellen Stand hineinfinden.

 

In der zweiten Hälfte des Buches konzentriert sich die Handlung mehr auf die Ermittlungsarbeit und ist phasenweise ganz spannend. Hier war jedoch auffällig, dass Ewald Pfennig zwar in seiner menschlichen Art sehr sympa- thisch herüberkommt, es aber doch eher gemütlich angehen lässt und seine Kombinationsgabe nicht sehr ausgeprägt zu sein scheint. Um nichts von der Spannung zu nehmen, seien nur 3 Beispiele genannt: Einen simplen Witz begreift er auch nach Erklärung durch seinen Kollegen nicht (S.87), einem Gespräch zweier Frauen, das er belauscht, kann er nicht entnehmen, dass sie in einer Partnerschaft leben, obwohl das für mich als Leser sofort klar war (S. 106 / 107). Auf S. 206 steht: „Er war ein Trottel, schimpfte Pfennig inner- lich mit sich, ...“. Dem konnte ich aufgrund der vorangegangen Situation nur aus vollem Herzen zustimmen – mal abgesehen davon, dass hier die direkte Rede, d.h. die Ich-Form, richtig gewesen wäre. Und auch die beiden ent- scheidenden Hinweise, in welche Richtung er seine Ermittlungen zu lenken habe, hat er von seiner Frau und seiner Schwester bekommen.

So ist es nun wiederum in sich stimmig, dass die Lösung des Falles dann letztlich auch nicht akkurater Ermittlungsarbeit, sondern „Kommissar Zufall“ zu verdanken ist. Diese Konzeption der Figur des zwar liebenswerten, aber geistig so wenig gewandten Hauptkommissars Ewald Pfennig hat mich nicht überzeugt – ich empfand Letzteres als stark überzogen.

 

Kurz: Als Erstlingswerk im Sinne eines „Welpenschutzes“ akzeptabel – daher

  noch ein „Grübler“ - ansonsten aber viel Verbesserungspotenzial!

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