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Elmar Traks

Elmar Traks

Autoren und Rezensionen 1

Ich verstehe es nicht!!!! Ich verstehe es wirklich nicht!

 

Da fragen Autoren, ob sie mir ein Exemplar eines ihrer Werke zwecks Rezension zusenden dürfen.

 

Wenn ich es für interessant befunden habe, sage ich gerne zu.

Zunächst bitte ich mein Gegenüber aber, sich seinerseits die hier ausge- wiesenen Konditionen (mittlerweile von mir im Bereich „grundsätzlich“ leicht modifiziert) in Ruhe durchzulesen und zu überdenken.

 

Unter „Ruhe“ scheinen wir nicht immer das gleiche zu verstehen, denn meist bekomme ich postwendend die Mitteilung, dass sie „sehr fair“ seien – oder so ähnlich.

Und schwupps halte ich auch schon das Buch in Händen oder habe es auf dem E-Reader!

 

Bei einer positiven Beurteilung ist der Autor / die Autorin dann im Allge- meinen voll des Lobes – dabei habe ich doch nur sein / ihr Produkt nach bestem Wissen und Gewissen bewertet.

Aber Anerkennung tut gut, ich nehme sie gerne an und veröffentliche die Besprechung wie vereinbart in allen möglichen Medien. Das war dann ja wohl auch mit ein Grund für die Zusendung. Als uneigen- nütziges Geschenk habe ich sie jedenfalls bislang selten empfunden – aber vorgekommen ist es auch schon ein paarmal!

 

Aber wehe, meine Rezension fällt nur durchschnittlich aus – von „schlecht“ wage ich gar nicht zu sprechen! Der Reaktion nach scheint der betreffende Autor das nicht im Entferntesten in Betracht gezogen zu haben. Denn dann ist von „fair“ meist nicht mehr die Rede: Nein, stattdessen gibt man sich mittelschwer bis tödlich beleidigt. Es stecke doch so viel Herzblut und Arbeit in dem Buch! Ob ich mir das denn nicht vorstellen könne!

Dabei habe ich doch nur … siehe oben!

Und Mühe alleine reicht eben manchmal nicht – ein gerüttelt Maß an Können muss auch schon vorhanden sein!

Ja, glauben denn die Autoren etwa, ich meine es nicht ernst, was ich ihnen vorab mitteile?

Denken sie vielleicht, ich werde, wenn man mir ein Freiexemplar zusendet, schon nicht so garstig sein und Kritik üben?

Erst recht nicht, wenn man mir ordentlich Honig ums „Maul“ geschmiert und das Produkt noch aus eigener Tasche versandt hat?

Unterschätzen sie mich und überschätzen sich?

 

Doch: Ich meine es ernst! Aber ich bin nicht bestechlich – jedenfalls nicht auf diesem Gebiet!

Und ich kann sogar richtig garstig sein … wenn es sein muss!

Aber seid mal sicher: Ich mag wirklich lieber gute Rezensionen schreiben! Denn das bedeutet, dass ich mich vorher an einem tollen Buch erfreut habe.

Und jede mittelmäßige oder gar schlechte Beurteilung liegt mir auf dem Magen – auch, weil ich ja schon weiß, was meist auf mich zukommt.

Aber es ist doch so:

>   Nicht alle, die das Alphabet vor und zurück aufsagen können,

      sind zum Schriftsteller geboren.

>   Und nicht jeder, der sich auf dieses Parkett wagt,

      ist ein zukünftiger Nobelpreisträger.

Die Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und vor allem Schrift sowie Erfahrung im Umgang mit dem Synonym-Wörterbuch sollte eine

von vielen Grund-Voraussetzungen sein.

Die Fähigkeit zur realistischen Selbstreflexion und Bereitschaft zum Annehmen konstruktiver Kritik – und das ist meine immer! - wären auch wünschenswert.

Wenn mich z.B. jemand auf eine geballte Ladung Grammatik- und Aus- drucksfehler in meinem Buch aufmerksam machen würde, dann würde ich aber sofort mal Beweise anfordern. Nicht nur, um mich von der Richtigkeit der Aussage überzeugen zu lassen, sondern um sie in der Folgeauflage zu korrigieren!

Aber nix da! Kritik lässt so manch einer total cool an sich abperlen, sie berührt ihn scheinbar gar nicht! Kann natürlich auch Schutzverhalten sein!

Oder er schießt zurück und stellt seinerseits mein Beherrschen der deut- schen Sprache und Textverständnis in Frage – recht so, einer Deutsch- lehrerin mit über 30-jähriger Berufs-Erfahrung kann man nie trauen!

Interesse an einer ehrlichen Beurteilung, Selbsteinsicht, Verbesserungs- wunsch: Null!

Und das ist es, was ich nicht verstehe!

Ich spreche übrigens aus eigener Erfahrung – weiß daher sehr wohl, wieviel Mühe es macht, ein vernünftiges Endprodukt zu er- arbeiten:

Nach einem Buch mit Kurzgeschichten und einem Krimi habe ich erkannt, dass ich nicht zur Belletristik-Autorin geboren bin und habe meine dies- bezüglichen Ambitionen ad acta gelegt.

Und nein (ich höre es schon!!!) ich bin nicht neidisch auf Erfolgsautoren – wie immer der Begriff definiert sein mag!

Ich habe meine (anerkannten) Fähigkeiten halt auf anderen Gebieten und muss nicht alles können.

 

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass es auch andere Reaktionen gibt – selbst bei richtig negativer Kritik. Einige Schriftsteller bedanken sich sogar dafür! Nein, Masochisten sind das nicht, sondern Menschen, die aus Fehlern lernen und ihre Arbeitsergebnisse verbessern wollen!

Das sind für mich die wahren Profis!

 

Zum Schluss ein Zitat von Wilhelm Busch:

Wenn einer, der mit Mühe kaum
gekrochen ist auf einen Baum,
Schon meint, dass er ein Vogel wär',
So irrt sich der.

aus: Hernach (1908) - Der fliegende Frosch.

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Kommentare: 2
  • #1

    Nora Berger (Donnerstag, 19 Juni 2014 10:55)

    Ja, Annette,es ist schwierig zu rezensieren. Es spielt ja immer auch der ganz eigene Geschmack mit rein.Auch ich mag oft die Bücher nicht, die von anderen hochgelobt werden. Und wenn ich mir so die Bestsellerlisten ansehe...

  • #2

    A.T. (Mittwoch, 21 September 2016 12:23)

    Mein in diese Homepage integrierter Bücher-Blog besteht nun seit 4 1/2 Jahren und enthält zur Zeit 303 Rezensionen von 207 Autoren.
    Mittlerweile gibt es zwischen Autoren und mir so gut wie keine Disharmonie mehr wegen "nur" mittelmäßiger oder gar schlechter Rezensionen.
    Ganz im Gegenteil: Sehr viele Autoren bedanken sich sogar für die konstruktive Kritik, die ihnen für ihre nächsten Projekte sehr helfe.