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Elmar Traks

Elmar Traks

Barclay, Linwood – Nachts kommt der Tod (2014)

Privatdetektiv Cal Weaver und seine Frau Donna leben in Griffon, einer Kleinstadt in der Nähe von Buffalo. Vor zwei Monaten mussten sie ihren noch minderjährigen Sohn Scott begraben, der im Drogenrausch vom Dach eines Hauses gestürzt ist. Der Verlust hat bei beiden Elternteilen starke Schuldgefühle hervorgerufen und belastet ihre Beziehung schwer; jeder versucht auf seine Weise, mit der Situation klarzukommen. Während dieser Phase befindet sich Cal in einer Regennacht mit dem Auto auf dem Nach- hauseweg. Als er an einer Raststätte hält, fleht ihn eine offenbar sehr ner- vöse junge Frau um Mitfahrgelegenheit an. Er hat zwar Bedenken, mag ihr die Bitte wegen des schlechten Wetters jedoch andererseits auch nicht ab- schlagen, zumal sie behauptet, seinen Sohn gut gekannt zu haben.

Die Anhalterin stellt sich als Claire Sanders, die Tochter des Bürgermeisters von Griffon, vor und drängt den Privatdetektiv, bei der nächsten Raststätte wieder anzuhalten, da sie wegen starker Übelkeit die Toilette aufsuchen müsse. Von dort kommt sie jedoch nicht wieder zum Auto zurück, sondern scheint spurlos verschwunden zu sein. Stattdessen sitzt plötzlich ein anderer Teenager, der Claire zum Verwechseln ähnlich sieht, auf dem Beifahrersitz: Wie Cal herausbekommt, handelt es sich um Hanna, die beste Freundin der Verschwundenen. Beide haben angeblich die Rollen getauscht, um einen Verfolger abzuhängen.

Es kommt zu einem Disput zwischen Cal und Hanna und diese besteht schließlich trotz des Regens und der Dunkelheit darauf, mitten auf einer Landstraße abgesetzt zu werden, wo sie in unwegsamem Gelände verschwindet.

Am nächsten Tag steht die Polizei bei den Weaver's vor der Tür: Claire wird vermisst! Da angeblich beobachtet wurde, wie sie nachts in Cal's Auto ein- gestiegen ist, gilt er als der Hauptverdächtige. Kurz darauf wird ihre Freundin Hanna tot aufgefunden.

Cal muss darum darum kämpfen, seine Unschuld zu beweisen und nimmt auf eigene Faust Nachforschungen auf, zumal die Polizei nicht sonderlich enga- giert zu sein scheint.

Er muss feststellen, dass in Griffon vieles nicht so ist, wie es scheint, dass viele Leute Geheimnisse hüten und so einiges unter den Teppich gekehrt wird.

Bald bahnt sich die ganz große Katastrophe an …

Resümee: Ein eigenartiges Buch!

Überproportional viel Raum nehmen Leben und Tod von Scott, dem Sohn der Weaver's, und seine Auswirkungen auf die individuelle Verarbeitung und veränderte Beziehung der Eheleute zueinander ein. Dies empfand ich in keinster Weise als gerechtfertigt, da der Handlungsstrang in keinem direkten Zusammenhang zum aktuellen Geschehen zu stehen schien – sieht man einmal davon ab, dass die Eltern der gleichaltrigen Teenager Hanna und Claire Vergleichbares durchmachen müssen und Cal's Verhalten natürlich durch seine derzeitige Gefühlslage beeinflusst wird.

Ähnlich verhielt es sich mit immer wieder eingefügten längeren kursiv ge- druckten Passagen, deren Bezug zum Verschwinden Claire's und dem Mord an Hanna sehr lange völlig undurchsichtig blieb.

Dadurch fehlt eine konstante Dramatik, stattdessen sind nur gelegentliche Spannungsspitzen zu verzeichnen.

Beide Nebenstränge erhalten erst im letzten Viertel des Buches nach und nach Sinn, bevor sie schließlich mit dem Haupthandlungsstrang zusammen- laufen.

Aber auch diesem mangelt es am Thrill, weil der Autor den Leser immer und immer wieder zum Beginn der verhängnisvollen Ereignisse zurückführt, als Cal auf Claire trifft, die dann mit ihrer Freundin die Rolle tauscht.

Darüber hinaus machen sowohl die Ermittlungen der Polizei als auch Cal's Nachforschungen keine rechten Fortschritte, sodass auch der Leser im Trüben fischt. Vieles kommt einem zwar ominös vor, ohne dass man jedoch einen Verdächtigen wirklich ins Visier nehmen könnte.

Das alles wird dann im letzten Viertel des Buches geballt nachgeholt:

Eine Wendung jagt die andere! Sie geben sowohl dem aktuellen Geschehen als auch den Ereignissen aus der Vergangenheit immer wieder eine neue Richtung, sodass man gedanklich kaum hinterherkommt.

Aber zum Schluss fallen dann plötzlich sämtliche Puzzle-Teile auf einmal an ihren richtigen Platz – und alles macht rückwirkend Sinn. Das gilt auch für die – meines Erachtens allerdings immer noch zu breit angelegten – Neben- handlungs-Stränge.

 

Fazit: Vielleicht müsste man das Buch nach der ersten Lektüre, die mich ob der scheinbar fehlenden Bezüge oft ratlos und unzufrieden zurückließ, mit dem Wissen um die Lösung noch ein zweites Mal lesen, um es richtig würdigen zu können  

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