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Elmar Traks

Elmar Traks

Reißmann, Britt – Blutopfer (2014)

Die 14-jährige Mona himmelt Christoph, den Vize-Anführer einer Clique kiffender Jugendlicher, an. Zu gerne würde auch sie dazu- gehören, doch dazu muss sie erst eine Mutprobe bestehen:

Wird das Mädchen die Courage haben, in einem Stuttgarter Waldgebiet auf einem Baumstamm über eine Schlucht zu balancieren?

Mona gibt sich nach außen unerschrocken und setzt vorsichtig einen Fuß vor den anderen, doch plötzlich bleibt sie mit dem Schnürsenkel an einer Astgabel hängen, kommt ins Wanken und muss trotz aller guten Vorsätze doch nach unten schauen. Ihr stockt der Atem, denn in der Schlucht liegt eine übel zugerichtete weibliche Leiche.  

Zwar alarmiert Christoph noch die Polizei, dann aber machen sich die Ju- gendlichen aus dem Staub, ohne sich um die verletzte Mona zu kümmern. Beim Eintreffen der Polizei wird sie bereits vom Notarzt versorgt und er- schrickt: Bei der mit den Ermittlungen beauftragten Hauptkommissarin handelt es sich um ihre Mutter Verena Sander, die beim Anblick der

Tochter aus allen Wolken fällt.

 

Sie und ihre Kollegen finden bald heraus, dass die Tote ermordet wurde.

Es handelt sich um die 60-jährige Ewa Salgam, eine angesehene Ärztin

am Stuttgarter Katharinenhospital.

Wer hatte ein Motiv, die Frau zu töten und zu misshandeln?

Die Suche nach dem Täter führt Verena Sander zu den Zeugen Jehovas, was eigene Kindheitserinnerungen wieder aufflammen lässt, denn auch ihre Eltern gehören dieser Religionsgemeinschaft an. Daher kann ihre Mutter Antworten auf wichtige Fragen geben.

Aber auch mit der Sado-Maso-Szene kommen die Ermittler in Kontakt und nehmen zudem die beiden pubertär großspurig auftretenden Cliquen-Anführer Marco und Christoph genauer ins Visier.

 

Ihre Recherchen halten die Kommissare auf Trab, und Verena Sander muss sich außerdem noch um ihre durch den Vorfall in der Schlucht traumatisierte Tochter kümmern, die ihr immer mehr zu entgleiten droht. Nicht immer schafft sie den Spagat zwischen Beruf und Tochter, und ihr Ex-Mann ist ihr in dieser belastenden Situation auch keine Hilfe. Im Gegenteil, er nutzt Verenas Stresssituation aus, wirft ihr Vernachlässigung der Tochter vor und kämpft per Anwalt um das Aufenthaltsbestimmungsrecht für Mona.

 

Unter diesen Belastungen macht Verena Fehler, die sie in gefährliche Situationen bringen.

Resümee: Ein sehr spannender Kriminalroman! Vor allem, weil sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt, dass entgegen der ursprünglichen Annahme sogar mehrere Personen ein Tatmotiv hätten, es somit einige Verdächtige und etliche Fährten gibt! Und die Spuren am Fundort

der Leiche geben noch zusätzlich Rätsel auf.

 

Bei ihrem ersten Fall lernt der Leser die ermittelnde Hauptkommissarin Verena Sander recht gut kennen:

Beruflich sehr engagiert, hat sie stets ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Tochter, der sie nicht immer die Zuwendung geben kann, die diese bräuchte. Aufgrund der geschilderten Situationen kann man die innere Zerrissenheit der Mutter, aber auch Monas Reaktionen sehr gut nachvoll- ziehen. In ihrer realistischen Darstellung im beruflichen und privaten Umfeld, mit allen positiven und negativen Eigenheiten, war mir Verena Sander über- aus sympathisch. Wie oft habe ich gedacht: Genau das hättest du jetzt auch gesagt oder getan!!

Aber auch die anderen Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet und „spielen“ ihre jeweiligen Rollen durchgängig perfekt.

 

Thematisch ist der Krimi sehr komplex und erforderte mit Sicherheit einige Recherche-Arbeit. Wir erfahren u.a. viel über

· Glaubensgrundsätze der Zeugen Jehovas,

· Vorgänge in der Sado-Maso-Szene,

· das Aufenthaltsbestimmungsrecht,

· die Arbeit einer Kinder- und Jugendpsychologin mit traumatisierten

   Patienten,

· die Konflikte einer alleinerziehenden, im Dienst sehr engagierten

   Mutter, die sowohl ihrem Beruf als auch ihrer Tochter gerecht werden

   möchte.

Und der Schluss hält dann noch DIE Überraschung an sich parat. Wobei während des gesamten Buches logisch darauf hingearbeitet wurde – ohne dass ich mir dessen allerdings bewusst war, denn gekonnt werden die Ge- danken des Lesers bei den entsprechenden Hinweisen in eine andere Rich- tung gelenkt. Erst mit der Auflösung des Falles schließt sich dann auch der Kreis zum Prolog.

So geht Krimi!!

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Kommentare: 2
  • #1

    Britt Reißmann (Samstag, 16 August 2014 11:52)

    Vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Rezension. Ich freue mich sehr, dass er überzeugen konnte und bin gleich wieder motiviert weiterzuschreiben. ;-)

  • #2

    Verena Acklin (Samstag, 01 November 2014 19:47)

    Dieser Krimi ist s e h r spannend. Alle Personen sind sehr differenziert charakterisiert worden. Auf der Gefühlsebene spielt sich so einiges ab, so werden zum Beispiel die Gefühlskonflikte der Hauptkommissarin Verena Sander sehr treffend beschrieben. Beim Lesen fühlt man sich den Personen sehr nahe. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten. Der Krimi ist mehrschichtig geschrieben. Diese Werk kann ich nur empfehlen!