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Elmar Traks

Elmar Traks

Beckett, Simon – Der Hof (2014)

Es ist Hochsommer und der Engländer Sean ist in Südfrankreich auf der Flucht vor der Polizei, als er in einer abgeschiedenen Gegend mit dem Wagen liegen bleibt. Er geht zu Fuß weiter,

tritt aber auf einem unwegsamen Privat-Gelände in eine rostige Eisenfalle, aus der er sich nicht befreien kann. Mathilde und Gretchen, die erwachsenen Töchter des Grundstückbesitzers Arnaud, finden den ohn- mächtig Gewordenen und schleppen ihn auf den Dachboden ihrer Scheune. Dort versorgt Mathilde, die Ältere, fachmännisch und hingebungsvoll seinen verwundeten Fuß und pflegt den jungen Mann, der langsam wieder zu Kräften kommt.

Dabei lernt Sean auch Gretchen kennen, die ebenso verführerisch wie un- berechenbar ist und ihm regelrecht nachstellt. Aber auch mit dem eigen- brötlerischen und tyrannischen Arnaud macht er bald Bekanntschaft. Der

ist von dem ungebetenen Gast alles andere als begeistert, hat er doch sein großes Grundstück extra mit Fangeisen „vermint“, um Besucher fernzuhal- ten. Nach anfänglichen Querelen jedoch bietet der Bauer Sean an, gegen Kost und Logis auf dem Hof zu bleiben, und sich dort nützlich zu machen.

Der Engländer bekommt bald zu spüren, dass Arnaud, seine Töchter sowie der Gehilfe Georges einiges zu verbergen haben und alles daransetzen, damit ihre Geheimnisse nicht ans Licht kommen.

Doch auch die Hofbewohner ahnen, dass mit dem jungen Mann etwas nicht stimmt, er nicht ganz freiwillig nach Frankreich gereist ist.

Welche Schuld dieser auf sich geladen hat, das erfährt der Leser nach und nach in einer kapitelweise eingeschobenen Parallelhandlung, die in London spielt und die Zeit vor Sean's Flucht nach Frankreich thematisiert.

Resümee: Da denke ich, ich tu' mir mit dem neuesten Werk des „King of Thriller“ 'mal 'was Gutes und dann das: Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt ein so sterbenslangweiliges Buch gelesen habe!

Man quält sich von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel, immer in der Hoff- nung, dass nun aber doch endlich einmal etwas passieren, nach so viel

Auf-der-Stelle-Treten vielleicht sogar der „große Knall“ kommen wird. Aber Fehlanzeige! Es gibt keine überraschenden Entwicklungen, die die zäh dahinplätschernde Handlung vorantreiben, insofern auch keine Höhepunkte oder Wendungen. Stattdessen ähnelt das Ganze einem Tagebuch über immer gleiche, monotone Abläufe.

Dem Leser werden auch keine „Bröckchen“ hingeworfen, anhand derer er selbst einmal spekulieren könnte, welche Geheimnisse die Hofbewohner wohl so sorgsam hüten – dass es das allzu Offensichtliche nicht sein kann, das wird ziemlich schnell klar.

 

Die Figur des Engländers Sean bleibt ziemlich farblos, die Hofbewohner werden alle düster und grau gezeichnet. Sie bleiben bis zum Schluss fade, langweilig bis unsympathisch und bieten keinerlei Identifikationspotenzial.

Ich hatte daher überhaupt keine Lust, mich auch nur mit einem von ihnen auseinanderzusetzen.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass man zwar einerseits bis zum Schluss nicht weiß, was in der Vergangenheit der Hofbewohner Schreckliches pas- siert ist, wovor sie anscheinend auch jetzt noch Angst haben, es einen aber andererseits auch gar nicht sonderlich interessiert.

Man erfährt dies auf den letzten ca. 40 Seiten, die noch die spannendsten sind. Aber im Grunde hat die Auflösung etwas „Deus-ex-machina-Haftes“ an sich:

Die gesamte Handlung arbeitet nicht darauf hin, enthält – auch im Nachhi- nein betrachtet – keine Andeutungen, kann also auch völlig losgelöst vom vorangegangenen Geschehen betrachtet werden.

 

Mit der in London spielenden Parallelhandlung verhält es sich ähnlich: Sie schildert die Ereignisse um Sean vor seiner Flucht nach Frankreich. Hier allerdings ahnt der Leser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, was der Auslöser dafür war.

 

Fazit: Von einem Thriller, der das Buch angeblich sein soll, ist es Lichtjahre entfernt! Bestenfalls kann man ihm das Prädikat „ziemlich lauer Krimi“ zugestehen – aber das auch nur aufgrund der letzten 10 % (etwa 40 Seiten), die leidlich spannend waren.

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