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Elmar Traks

Elmar Traks

Hammesfahr, Petra – An einem Tag im November (2014)

Die 5-jährige Emilie ist die Tochter von Anne und Lukas Brenner. Da beide Elternteile beruflich sehr engagiert sind – die Mutter als Kosmetikerin, der Vater als Inhaber eines florierenden Fitness-Studios -, ist der Alltag der Familie meist sehr hektisch und muss gut durchorganisiert werden. Emilie wird häufig von den Großeltern oder Mitarbeitern des Fitness-Centers betreut und verbringt auch einige Zeit bei den Nachbarskindern.

Sie ist für ihr Alter sehr selbstständig und aufgeweckt, aber auch altklug und vorlaut. Vor allem weiß sie ihre Interessen durchzusetzen.  

Dass die Großeltern ihr Mitte November, so kurz vor Weihnachten, noch das heiß begehrte pinkfarbene Fahrrad gekauft haben, sehen Anne und Lukas

gar nicht gerne – auch in Anbetracht des schlechten Wetters. Denn selbst-verständlich will Emilie unbedingt mit ihrer neuen Errungenschaft draußen herumfahren, der Regen ist für sie kein Hinderungsgrund. Und so nutzt sie

die Abwesenheit des Vaters und den Mittagsschlaf der Mutter aus, um sich heimlich aus dem Haus zu schleichen. Nachbarn sehen sie noch mit ihrem neuen Fahrrad.

Die Kleine kehrt jedoch nicht nach Hause zurück und Nachforschungen der Eltern ergeben keinen Hinweis auf ihren Verbleib: Emilie ist spurlos ver-schwunden! Aber Anne und Lukas Brenner lassen viel zu viel wertvolle Zeit verstreichen, bis sie erst etliche Stunden später die Polizei informieren. Mit Hochdruck arbeitet ein großes Polizei-Aufgebot daran, das Verschwinden

des Mädchens aufzuklären, es möglichst schnell zu finden.


In zahlreichen Rückblenden erfährt der Leser, wie sich das Leben der Familie Brenner und etlicher anderer Personen in ihrer näheren und weiteren Umge-bung entwickelt hat. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den letzten 10 Monaten. Immer wieder eingeschoben sind Kapitel, die sich mit der aktuellen Ermitt-lungsarbeit beschäftigen.


Resümee: Ausnahmsweise verstoße ich diesmal gegen den Grundsatz,

   zuerst das Positive zu nennen, weil ich meine, dies bekommt

   mehr Gewicht, wenn ich meine Negativ-Kritik voranstelle:

 

Das Buch ist sehr, sehr schwer verdaulich –

es hat einfach von allem zu viel, nämlich


      zu viele Personen, die eine wichtige Rolle spielen - insgesamt 49, davon

alleine 12 Polizisten, die in den Fall involviert sind. Die Autorin hat zwar vorab alle aufgelistet, dennoch ist es mühsam, sie ihren Beziehungen und Rollen entsprechend immer wieder richtig zuzuordnen.


•      zu viele verdächtige Personen bzw. Gruppen, die abwechselnd in den

Fokus gerückt werden – ich hatte 8 Favoriten (einer davon war es dann erfreulicherweise auch!).


•      zu viele Schauplätze (6), die alternierend im Mittelpunkt der Handlung

stehen.


•      zu viele Themenschwerpunkte, alle bezogen auf akute Probleme unserer

Zeit.


•      zu ausführliche Beschreibung der verwandtschaftlichen Beziehungen und

der Stellung jedes Einzelnen innerhalb der Familie Brenner. Dies habe ich als Seitenfüller gesehen, da es im weiteren Verlauf des Buches später nicht mehr aufgegriffen wird, also für den Fall so gut wie keine Relevanz hat.


Diese enorme Komplexität, mit der der Leser von Anfang an konfrontiert wird, ist kaum zu durchdringen und macht es ihm daher sehr schwer, überhaupt erst einmal in die Handlung reinzukommen. Hinzukommt, dass die einzelnen Kapitel relativ kurz sind und meist zwischen den Protagonisten, Schauplätzen und Themen hin und her wechseln. Ganz schlecht wirkt sich – besonders anfangs – z. B. eine Leseunterbrechung von einem Tag aus.


Aus dem gleichen Grund gelingt es dem Leser nicht, sich zu identifizieren. Er bleibt quasi als Beobachter, der im raschen Wechsel immer wieder an einen anderen Schauplatz mit wechselnden Darstellern und Problemen geführt wird, außen vor - stets bemüht, der Autorin zu folgen.


Je weiter es dem Schluss, sprich der Aufklärung des Falles, zugeht, umso überschaubarer wird die Vielschichtigkeit allerdings naturgemäß und reduziert sich schließlich auf die Lösungsebene.


Bei all dem ist es wirklich bewundernswert, wie es Petra Hammesfahr gelungen ist, selbst alle Fäden in der Hand zu behalten und eine in sich schlüssige Aufklärung des Falles herbeizuführen.Für ein gewisses Maß an Spannung ist durch die vielen Wendungen – ausgelöst durch immer neue Informationshäppchen und wechselnden Blickwinkel - meist gesorgt. Wie schon erwähnt, gibt es zahlreiche Verdächtige, die abwechselnd im „Rampen-licht“ stehen.

Und erwähnt werden muss auch die hervorragende Recherche-Arbeit in Bezug auf alle für das Buch relevanten Themen.


Kurz: Weniger von allem wäre mit Sicherheit mehr und dem Lesevergnügen

   incl. der Spannung dienlich gewesen.


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Kommentare: 1
  • #1

    A.T. (Montag, 24 November 2014 07:14)

    Auf amazon.de wurde diese Rezension wie folgt kommentiert:

    "Ich kommentiere eigentlich Rezensionen nie, weil ich finde, Meinung bleibt Meinung und steht jedem uneingeschränkt und unzensiert zu. Aber ich muss Ihnen einfach sooo Recht gegen und meine Erleichterung zum Ausdruck bringen. Ich war erschrocken, wie gut dieses Buch insgesamt gesehen wird. Ich bin total bei Ihnen und finde es einfach komplett unlesbar, aus den Gründen, die Sie hervorragend auf den Punkt gebracht haben. Vielen Dank dafür."