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Elmar Traks

Elmar Traks

Lochmüller, Jacqueline – Fränkische Verführung (2014)

In einem Waldstück nahe des Bayreuther Grünen Hügels wird die Leiche des skrupellosen Fleischfabrikanten Werner Wachter gefunden: erschlagen, mit verkohlten Händen und auf dem Bauch liegend.

Kommissarin Benita Luengo, die mit ihrem Kollegen Julius Schwarz zum Fundort fährt, erschrickt furchtbar, als man den Toten umdreht und sie ihn erkennt. Nur mühsam kann sie Haltung bewahren,

denn es verbindet sie etwas mit Wachter, das auf gar keinen Fall ans Tageslicht kommen darf.

Die Ermittlungen erstrecken sich sowohl aufs private als auch aufs beruf-liche Umfeld des Unternehmers – wirklich beliebt war er bei niemandem.

Im Gegenteil: Durch seinen schonungslosen Umgang mit Geschäftspartnern und Angestellten sowie sein ausschweifendes Sex-Leben hat er sich etliche Feinde gemacht, so manche Träume zerstört. Schwierigkeiten mit offiziellen Institutionen wurden vielfach mit hohen Schmiergeldzahlungen aus dem Weg geräumt, auch wenn dies zulasten Dritter ging. Die Zahl derjenigen,

die ein Tatmotiv hätten, ist also entsprechend hoch.


Doch die Ermittlungen und Beweisführung gestalten sich schwierig, da nahezu jeder etwas vertuschen möchte und nicht mit der Polizei kooperiert. Selbst Wachters gelähmte Frau und die drei Kinder fühlen sich durch die Besuche der Beamten eher belästigt als dass ihnen an einer Aufklärung gelegen zu sein scheint. Nach und nach zerplatzt ein Alibi nach dem anderen und etliche Aussagen werden als falsch entlarvt.


Aber in dem Maße, wie die Nachforschungen peu à peu Ergebnisse zutage fördern, zieht sich die Schlinge um Benita Luengo immer weiter zu. Wird sie ihr dunkles Geheimnis bewahren können?

Sie steht unter enormem Druck und muss einen Wettlauf mit der Zeit gewinnen.

Doch dann gibt es eine weitere Leiche.


Resümee: Ein packender Debüt-Roman von Jacqueline Lochmüller! Die Spannung entsteht zum Großteil dadurch, dass es, bedingt durch die Persönlichkeit des Ermordeten, sehr viele Leute aus seinem privaten und beruflichen Umkreis gibt, die ein Tatmotiv gehabt hätten. Daher verfolgen sowohl die Kommissare als auch der Leser immer wieder neue Fährten - stets in der Hoffnung, dass diese sie in Bezug auf die Aufklärung des Falles ein Stück voranbringen.

Gleichzeitig liegt in dieser Vielfalt an Verdächtigen aber auch ein Manko:

Zu viele Spuren an zu vielen Nebenschauplätzen verlaufen im Nichts –

das bedeutet auf Dauer nicht nur für die Ermittler, sondern auch für den Leser Frust. Zu oft wird eine Spannung aufgebaut, die dann verpufft. Die Konzentration auf weniger potenzielle Täter wäre hier mehr gewesen.


Dramatik entsteht aber auch dadurch, dass die Autorin es versteht, Situationen und Umgebungen so fesselnd und lebendig zu schildern,

dass der Leser gespannt ist, was als Nächstes geschehen mag.


Gut hat mir die außergewöhnliche Figur der Kommissarin Benita Luengo gefallen:

Wegen einer unheilvollen Begegnung mit Werner Wachter kurz vor seiner Ermordung steht sie unter enormem psychischen Druck. Auch gravierende Probleme, die offenbar – das wird lediglich angedeutet – den Ursprung in ihrer Kindheit haben, belasten sie und beeinflussen ihren Lebensstil gravierend.

Als Gegenpart kommt der stets um seine Chefin besorgte Julius Schwarz sehr sympathisch herüber.


Irritiert hat mich die durchgehend sehr eigenwillige Zeichensetzung in diesem Buch. Etliche Stellen könnte man mit Wohlwollen als persönlichen Stil durchgehen lassen, um Aussagen bewusst zu akzentuieren.

In anderen Sätzen ist die Interpunktion schlichtweg falsch. Hinzukommt

eine verhältnismäßig hohe Zahl an Rechtschreib- und Grammatikfehlern sowie Auslassungen.


Eine Sache, die wahrscheinlich nicht die Autorin, sondern eher den Verlag betrifft, sei noch erwähnt: 

Ob der Buchtitel so unbedingt passend ist, darüber lässt sich mit Sicherheit streiten.

Zusammen mit dem Aufkleber „Erotik“ - Sex sells! - schafft er jedoch eine Erwartungshaltung, der der Inhalt überhaupt nicht gerecht wird: Weder geht es in dem Roman darum, dass jemand verführt (das heißt, mit dem Ziel der Hingabe emotional manipuliert) wird noch um die „sinnliche Anziehung zweier Menschen“ (Wikipedia).


Fazit: Als Erstlingswerk mit Abstrichen ein sehr respektabler Kriminalroman,

   der mich alles in allem gut unterhalten hat.

 

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