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Elmar Traks

Elmar Traks

Jio, Sarah – Brombeerwinter (2014)

Der Roman um diese Familiengeschichte spielt in den Jahren 1933 und 2010 in Seattle, wobei die Ereignisse beider Zeit-ebenen am Schluss zusammengeführt werden.


1933: Vera Ray (23) ist alleinerziehende Mutter des 3-jährigen Daniel, den sie abgöttisch liebt. Um in der wirtschaftlich generell schwierigen Zeit den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn wenigstens notdürftig sichern und sich tagsüber um ihr Kind kümmern zu können, arbeitet Vera nachts als Zimmermädchen in einem Hotel. Der Kleine verbringt die Zeit derweil zu Hause in seinem Bettchen. 

Als die junge Frau am Morgen des 2. Mai den Heimweg antreten will, staunt sie: Die Stadt ist tief verschneit.

Die Amerikaner nennen dieses Phänomen eines plötzlichen Kälteeinbruchs im späten Frühjahr, wenn die Brombeersträucher schon blühen, blackberry winter – Brombeerwinter.


Beim Betreten ihrer kleinen Wohnung ahnt die Mutter sofort nichts Gutes und muss kurz darauf feststellen, dass Daniel verschwunden ist! Sofort beginnt sie, ihn in der gesamten Umgebung zu suchen, findet jedoch nur seinen Stoffteddy. Die Polizei bearbeitet die Vermisstenanzeige nicht weiter – sie geht davon aus, dass der Dreijährige, durch den vielen Schnee neu-gierig geworden, rausgegangen ist und schon wieder auftauchen wird. Doch dies geschieht nicht und Vera ist zutiefst verzweifelt.

In Rückblenden erfahren wir Einzelheiten aus ihrem Leben, insbesondere über das Verhältnis zu Daniels Vater.


2010: Die Journalistin Claire Aldridge hat in die Kensington-Dynastie, der die Zeitung „Seattle Herold“ gehört, eingeheiratet. Als es zum ersten Mal seit 77 Jahren Anfang Mai wieder einen Schneesturm gibt, wird sie mit einer Story darüber beauftragt.

Ihre Assistentin sucht ihr Unterlagen zu dem Brombeerwinter von 1933 heraus und Claire stößt dabei auf die Vermisstenmeldung zum Verschwin-den des kleinen Daniel Ray. Sie selbst hat vor einem Jahr durch einen Unfall ihr ungeborenes Kind verloren und kommt über den Verlust ebenso wenig hinweg wie ihr Mann; ihre Ehe droht daran zu zerbrechen. Da sie sich nur allzu gut vorstellen kann, wie es Vera Ray damals ergangen sein muss, will Claire unbedingt erfahren, was 1933 passiert ist und fängt an, in dem Fall

zu recherchieren. Sie taucht immer tiefer in die Vergangenheit ein, nicht ahnend, wie sehr die Erkenntnisse ihr eigenes Leben beeinflussen werden.


Die Kapitel um Vera und Claire wechseln sich kontinuierlich ab. Die beiden Frauen, die in so verschiedenen Epochen lebten, sind sich sehr ähnlich und es verbindet sie viel mehr als die Trauer um ein verlorenes Kind.

 

Resümee: Dieser Roman bietet leichte Kost und ist daher hervorragend geeignet zum entspannten Abtauchen in das Schicksal zweier Frauen. Etliche – zum Teil schier unglaubliche - Zufälle treiben das Geschehen auf beiden Zeitebenen voran. Und obwohl ich ja sonst immer schimpfe, wenn etwas konstruiert wirkt, hat es mich eigenartigerweise bei diesem Buch gar nicht so gestört. Vielleicht liegt es daran, dass beide Frauen sehr sympa-thisch rüberkommen, man mit ihnen fühlt und ihnen nur das Beste wünscht, was oft eben durch diese „zufälligen“ Ereignisse herbeigeführt wird.


Obwohl kein Krimi, ist diese Familiengeschichte dennoch spannend, was auch dadurch bedingt ist, dass die Kapitel um Vera und Claire regelmäßig alternieren und man immer wissen möchte, wie es im Leben der jeweiligen Protagonistin weitergeht.


Beide Schicksale nehmen den Leser gleichermaßen gefangen, etwas mehr hat mich allerdings Veras berührt.


Sehr bemerkenswert finde ich, dass die Autorin gegen Ende viele Einzel-heiten vom Beginn der Handlung wieder aufgreift und sie in Claires Recherchen einfügt – so passen letztlich alle Puzzleteile 1A zusammen

und ergeben eine in sich schlüssige Geschichte.


Eine Kleinigkeit, die mir aber dennoch gleich am Anfang unangenehm aufgestoßen ist: Der Klappentext sagt, dass Veras Geschichte 1932 beginnt, richtig ist jedoch das Jahr 1933.


Fazit: Leichte Kost zum Entspannen – vielleicht auf dem Sofa in eine Decke

   gekuschelt und / oder mit Glühwein vor dem Kamin.  

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Verena Acklin (Samstag, 13 Dezember 2014)

    Sehr beeindruckend werden die Leben der zwei Frauen aus verschiedenen Zeitepochen beschrieben. Die Spannung auf Fortsetzung lässt einen das Buch zügig lesen. Den Schluss empfand ich etwas sehr auf Happyend gemacht. Plötzlich lösten sich alle Knöpfe, fast etwas unfassbar! Trotzdem ist die Geschichte absolut lesenswert.