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Elmar Traks

Elmar Traks

Löhnig, Inge – Mörderkind (2014)

Fiona Jakoby ist 7 Jahre alt, als ihr Vater Ben wegen des Mordes an seiner schwangeren Geliebten verurteilt wird, obwohl man ihre Leiche nie findet und er immer wieder be-teuert, unschuldig zu sein. Der Schuldspruch hat gravierende Auswirkungen auf die gesamte Familie:

Die manisch-depressive Ehefrau und Mutter begeht Selbstmord, Fiona wächst bei Onkel und Tante auf, die eigentlich gar kein Kind haben wollten, und in der Schule ruft man ihr „Mörderkind“ hinterher.

Tief von ihm enttäuscht, lehnt sie jeden weiteren Kontakt zu ihrem Vater ab. Auch als er die mittlerweile erwachsene Tochter 18 Jahre später nach der Haftentlassung aufsucht, schließt sie die Tür vor ihm. Im Jahr darauf stirbt Ben an den Folgen einer Kopfwunde, die er während eines Feuers in seiner Unterkunft erlitten hat. Seine letzten Worte gelten dem ihn vor Ort betreuen-den Rettungssanitäter Matthias: Er möge bitte Fiona ausrichten, dass er sie immer geliebt habe und unschuldig sei.


Fiona glaubt diesem Bekenntnis zunächst nicht – zu tief sitzen die Wunden der Vergangenheit, zu viele Indizien sprechen gegen den Vater, der sie so enttäuscht hatte.

Doch Matthias, den Fiona nach einer Figur in Jane Austen's „Pride and Prejudice“ spontan „Darcy“ tauft, gelingt es schließlich, sie davon zu über-zeugen, dass niemand bei seinen letzten Atemzügen lüge. Fiona beginnt – wenn auch zunächst widerstrebend – Nachforschungen anzustellen, um

sich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Unterstützt wird sie dabei von Darcy. Parallel dazu stellt sich auch immer wieder die Frage, ob Ben's Tod wirklich ein Unfall oder nicht doch vielleicht Selbstmord oder Mord war.

Die beiden jungen Leute kommen unglaublichen Intrigen auf die Spur, ge-raten selbst zunehmend in Schwierigkeiten und Gefahr.

Und es gibt 2 weitere Leichen.


Reümee: Das Geschehen verläuft in 3 Handlungssträngen

 auf 2 Zeitebenen:

Das Jahr 1995 umfasst die Ereignisse der Vergangenheit, die zur Ver-haftung von Fiona's Vater führten, das Jahr 2014 schildert das aktuelle Geschehen in Deutschland. Beide Stränge laufen aufeinander zu und münden schließlich in einen weiteren, der in Frankreich angesiedelt ist.


Spannung entsteht zum einen dadurch, dass auch der Leser bald ahnt,

dass in Bezug auf die Tat und Ben's Verhaftung 1995 nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.. Wird es Fiona und Darcy gelingen, die Wahrheit ans Licht zu bringen? Man kann miträtseln und -fiebern, obwohl oder gerade weil man im Gegensatz zu den beiden Hobby-Ermittlern schon Stück für Stück in Rückblenden erfährt, was damals geschehen ist. Bis der Leser aber die ganze Geschichte kennt, kommen durch Fiona's und Darcy's Erkennt-nisse immer wieder neue Details und Fein-Korrekturen hinzu, die auf vieles ein etwas anderes Licht werfen und Gedankenkonstrukte modifizieren. Dies geschieht nicht mit dem Holzhammer, sondern schleichend.


Zum anderen fragt man sich, wie sich wohl die nicht unproblematische Beziehung zwischen der spontanen, mutigen Fiona, die nur schwer Ver-trauen zu jemandem fassen kann, und Darcy, an dem ein Psychologe verloren gegangen ist, entwickeln wird. So unterschiedlich beide sind, so sympathisch kommen sie rüber, und man wünscht ihnen nur das Beste.


Und last but not least ist das 1. Kapitel stets präsent und gibt bis zum Schluss Anlass zum Rätseln: Wie ist es in den Gesamtkontext einzu-

ordnen? Diese Frage wird erst gegen Schluss beantwortet.


Gefallen hat mir auch der junge, frische, mit viel Wortwitz gewürzte Stil,

der sich besonders in Fionas Gedanken und in den Dialogen mit Darcy niederschlägt.

 

Fazit: Ein sehr spannender und erfrischender Krimi!


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Kommentare: 1
  • #1

    Inge Löhnig (Mittwoch, 17 Dezember 2014 11:39)

    Wow! Vielen Dank für diese schöne Rezension.