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Elmar Traks

Elmar Traks

Herrmann, Jutta Maria – Hotline (2014)

Chris hat eine Beicht-Hotline ins Leben gerufen, die er unter anderem mit seinen Freunden Rick, Konrad und Paula be-treibt. Einer ihrer ehernen Grundsätze lautete bislang: Egal, was ein Anrufer bekennt – die Polizei wird nicht eingeschal-tet! Doch eines Tages hat Rick eine Frau am Telefon, die ankündigt, einen Säugling lebendig zu begraben. Rick ist geschockt

und kann nicht anders: Er informiert die Polizei.

Die jedoch unternimmt nichts, da noch keine Straftat vorliegt. Kurz ent-schlossen gehen Rick und die hochschwangere Paula selbst der Sache nach und graben auf dem Friedhof zwar keine Kinderleiche, aber eine lebensgroße Puppe aus.


Nachdem sich die Anruferin ein zweites Mal mit dem Hinweis gemeldet hat, dass dies erst der Anfang gewesen sei, werden alle 4 Freunde nach und nach immer tiefer in die Angelegenheit hineingezogen. Die Lage spitzt sich schließlich zu und eskaliert.


Parallel dazu hat jeder der 4 Protagonisten ein privates „Päckchen“ zu tragen, das ihr Engagement erfordert.


Resümee: Ein Psychothriller? „Psycho-“ eindeutig ja: Eine labile Täterin befindet sich in einer emotionalen Ausnahmesituation und verstrickt andere Personen in eine für diese immer bedrohlicher werdende Intrige.

„- thriller“ ebenso eindeutig nein: Eine kontinuierliche Spannung, die beim Leser einen Thrill, einen Nervenkitzel, erzeugt, bleibt aus. Das Buch ist zwar ganz unterhaltsam, aber nur mäßig spannend – weit entfernt von einem Pageturner.


Dabei kann man der Autorin ein Nach-Kräften-Bemüht nicht absprechen, jedoch killen die für das Erzeugen von Dramatik einschlägig bekannten Stilmittel in ihrer übermäßigen Anwendung hier eher die Spannung als dass sie diese fördern:

Unendlich viele aufeinanderfolgende Hauptsatzreihungen nerven auf Dauer ebenso wie detaillierteste Beschreibung von Vorgängen, vor allem, wenn sie mit der Haupthandlung nichts zu tun haben. Highlight war diesbezüglich für mich die 1-seitige Schilderung von Rick's Verrichtungen im Bad (E-Book Position 1009 – 1021).


Hinzukommt, dass der geübte Krimi-Leser etwa ab der Hälfte des Buches mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits weiß, um wen es sich bei der Anruferin und Täterin handelt. Und schon ca. 40 Seiten vor Schluss bekommt man letzte Gewissheit. Das durchaus vorhandene Bemühen, den Leser auf falsche Fährten zu locken, konnte daher nur im Sande verlaufen, diente eher der Bestätigung des eigenen Verdachts und ließ Spannung nicht entstehen.


Das Geschehen um die 4 Protagonisten, das sich um ihre persönlichen Familien- oder Beziehungsprobleme rankt – zum Teil Erblasten aus der Vergangenheit – dominiert stark. Zwar hat es jeweils einen mehr oder minder starken Bezug zur Thematik und Geschichte der Täterin, über-

lagert diese jedoch sehr stark.

Möglicherweise liegt es daran, dass die Erzählsequenzen, in denen die Frau einzelne Situationen in der Du-Form schildert, sehr kurz und nur sporadisch in die Haupthandlung eingeschoben sind. So erfährt man über sie ver-gleichsweise wenig – obwohl sie in einem Psychothriller nicht nur über-wiegend indirekt die Hauptrolle spielen sollte.


Fazit: Als Debütwerk – und nur als solches! - nicht schlecht, recht unter-

   haltsam, aber längst nicht so interessant und spannend, wie Thema,

   Klappentext und Titulierung als „Psychothriller“ erhoffen lassen.

 

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