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Elmar Traks

Elmar Traks

Hüsken, Sven – Papa (2013)

Vor 2 Jahren war Thomas Ried des mehrfachen bestialischen Mordes überführt und anschließend in die Psychiatrie einge-wiesen worden. Seine damalige Ehefrau Michelle und die jetzt 14-jährige Stieftochter Lillian ahnten bis dahin nichts von dieser kriminellen Seite des liebevollen Ehemannes und Papas. Sie haben das Trauma noch nicht verarbeitet, als Ried nun die Flucht aus der Klinik gelingt. Unmittelbar darauf wird eine Leiche gefunden:

am Gestänge eines Gasometers hängend, mit aufgeklapptem Rücken kunstvoll als Schmetterling drapiert und zum Teil gehäutet. Die verbliebenen Hautpartien sind mit eintätowierten Zeichen und Mustern übersät. Eventuell Hinweise auf weitere Opfer? Alles weist auf Ried als Täter hin.


Kurz darauf verschwindet Lillian während eines Einkaufsbummels mit ihrer Mutter. Zurück bleibt nur ein Foto, auf dem ein Lamm und ein Wolf abge-bildet sind. Schnell kristallisiert sich heraus, dass sich das Mädchen in der Gewalt seines Stiefvaters befindet.

Ein Nervenkrieg beginnt – außer für Mutter Michelle auch für den Polizisten Maik Wegener. Er hatte nicht nur Thomas Ried vor 2 Jahren verhaftet, son-dern ist auch Michelles 1. Ehemann und Lillians leiblicher Vater.

Er und sein Kollege Robert Bendlin werden jedoch vom Dienst suspendiert, der Fall einem jüngeren, unerfahrenen Ermittler übertragen. Das lässt die beiden nicht ruhen und sie stellen auf eigene Faust Nachforschungen an – ebenso wie Michelle.

Alle liefern sich einen Wettlauf mit der Zeit, in der Hoffnung, Lillian noch rechtzeitig zu finden.

Welches Spiel spielt die Leiterin der Psychiatrie in der Angelegenheit und welche Rolle hat eine rätselhafte Chinesin inne?


Dann gibt es weitere Opfer.


Resümee: Dieser Thriller ist nichts für Zartbesaitete, sondern bietet Stoff für Albträume, und mit einigen horrorhaft ausgestalteten Szenen geht er hart an die Grenze des für mich Erträglichen – Stichwort: Kopfkino! Dieses durch die Taten und das öffentliche Präsentieren der „kunstvoll“ hergerichteten Lei-chen im wahrsten Sinne zur Schau gestellte Grauen dominiert die Handlung. Das geht zulasten einer positiven Spannung sowie klaren Skizzierung und Ausarbeitung der Charaktere. Diese bleiben blass und bilden in erster Linie die „Trägersubstanz“ für die brutalen Aktionen und bestialischen Darstel-lungen.

 

In die gleiche Richtung deutet, dass die Handlung zugunsten der sensa-tionslüsternen Effekthascherei einige Ungereimtheiten aufweist:

 

• Warum wendet sich Michelle, die Mutter der verschwundenen Lillian, nicht

an ihren 1. Ex-Mann und den leiblichen Vater des Mädchens, nämlich den Polizisten Maik? Als derjenige, der Ried vor 2 Jahren verhaften konnte, kennt er sich mit dessen Vorgehensweise und Psyche bestens aus. Stattdessen jedoch unternimmt sie lebensgefährliche Alleingänge.

• Sie selbst wird auf Anweisung des entflohenen Thomas Ried ohne Zögern

wie selbstverständlich zur skrupellosen Mörderin – ohne Rücksicht auf ihre enge Beziehung zu dem Opfer. Das ist für mich aus psychologi-scher Sicht nicht schlüssig, und auch hier hätte es andere, möglicher-weise allerdings weniger spektakuläre Handlungsalternativen gegeben.

• Das Engagement der Polizei, den Täter und Lillian zu finden, hält sich für

mein Empfinden in sehr engen Grenzen, nachdem die Kollegen Maik Wegener und Robert Bendlin suspendiert worden sind. Es sind vor allem die beiden, die die Ermittlungsarbeit trotzdem weiterführen.

Über den Psychopathen Thomas Ried wird gesagt, dass er aus dem qual-vollen Sterben schwer Verletzter eine (sexuelle) Befriedigung zieht. Wie ist es zu bewerten, wenn der Autor seinerseits einen Großteil der Handlung um das bestialische, langsame Töten und anschließende öffentliche Ausstellen der Opfer aufbaut und durch das Publizieren seine Leser – quasi als Schau-lustige - daran teilhaben lässt?

 

Fazit: Der Klappentext lässt auf diesen Tenor der Handlung nicht schließen,

sondern einen interessant angelegten (Psycho-) Thriller erwarten.

Ich werde mit Sicherheit kein weiteres Buch des Autors lesen: Dieses ist mir zu blutrünstig und brutal, die Beschreibung der übelst zugerichteten Leichen – um der Effekthascherei willen – zu detailliert. Darüber hinaus konnte mich der gesamte Handlungsverlauf nicht überzeugen.


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