Ein Fall für Schöffin Ruth Holländer
Die an Parkinson erkrankte Margit Dombroschke kann ihr Bett nicht mehr verlassen und ist zum Pflegefall geworden. Eines Tages beschwert sich ein Nachbar bei Ehemann Jürgen, weil aus der Wohnung ekelerregender Gestank dringt. Freund Uwe ruft schließlich die Polizei: Margit liegt seit längerer Zeit tot in ihrem Bett. Jürgen Dombroschke wird verdächtigt, seine Frau mit Rattengift umgebracht zu haben – sei es, weil er sie von ihrem Leiden erlösen wollte oder weil er mit der Pflege überfordert war.
In dem Gerichtsverfahren, an dem Ruth Holländer als Schöffin teilnimmt, gibt der Anklagte weder die Tat zu noch weist er die Schuld von sich. Statt-dessen behauptet er, dass der Toten das Gift durch unglückliche Umstände verabreicht worden sei. Weitere Aussagen macht er nicht.
Aber wer außer ihm käme als Täter in Frage?
Ruth Holländer lässt der Fall keine Ruhe. Ihr Spürsinn ist geweckt und sie will mehr über die Lebensumstände des Rentnerpaares erfahren. Gegen den Rat ihres Freundes, Staatsanwalt Hannes Eisenrauch, nimmt sie eine Erfolg versprechende Spur auf.
Dabei gerät sie schließlich in große Gefahr, erfährt jedoch die Wahrheit.
Resümee: „Sündenbock“ ist ein ruhiger Krimi, der mich jedoch sofort in seinen Bann gezogen und gefesselt hat.
Vor allem durch Rückblenden in die ferne und nähere Vergangenheit
erfährt der Leser Details aus dem Werdegang von Jürgen und Margit Dombroschke. Nach und nach wird viel Menschliches und Erschütterndes aus ihrem Leben aufgedeckt und lässt ein komplexes Bild entstehen, das den Leser betroffen und nachdenklich macht.
Diese Entwicklungen sind es auch in erster Linie, die für Spannung sorgen – verstärkt durch viele Cliffhänger am Ende der relativ kurzen Kapitel.
Dagegen laufen die Nachforschungen von Ruth Holländer eher nebenbei.
Die Kapitel um ihren manchmal schwierigen beruflichen und privaten Alltag und ihre problematische Beziehung zu Staatsanwalt Hannes Eisenrauch nehmen einen breiten Raum ein. Zeitweise dominieren sie den Inhalt so stark, dass sie den Kriminalfall in den Hintergrund drängen, ja, ihn sogar vergessen lassen.
Die glaubwürdige Handlung mit klar gezeichneten Charakteren wird unter-mauert durch Zeitungsausschnitte, diverse Protokolle sowie einen Unter-suchungsbericht und ein Gutachten.
Fazit: Ein sehr lesenswerter Roman, der vor allem durch seine menschliche
Komponente überzeugt – der Untertitel jedoch ist zu hoch gegriffen.
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