Ein Balkan-Krimi
Der ehemalige Stuttgarter Kriminalhauptkommissar Joe (eigentlich Josef) Prohaska hat durch seinen Vater kroatische Wurzeln. Zwar ist er erst 48 Jahre alt, musste aber schon vor
einiger Zeit wegen der Folgen einer schweren Schussverletzung frühpensioniert werden. Da er es nach dem Tod seiner Frau zu Hause nicht mehr aushielt, ist er nach Istrien gezogen, wo sein Jugendfreund Ivo lebt. Eigentlich möchte Joe in der idyllischen Gegend um Rovinj nun intensiv seinem Hobby als Fotograf nachgehen, doch eines Nachts sieht er auf der Heimfahrt, wie ein junger Mann am Straßenrand zusammengeschlagen wird.
Joe stoppt und nimmt sich des Opfers an. Dies ist der Anfang einer Reihe
von Ereignissen, die ihn immer tiefer in einen komplexen Kriminalfall hineinziehen. Denn der ehemalige Ermittler kann nicht aus seiner Haut:
Er muss einfach Nachforschungen anstellen, wobei er sich oft am Rande
der Legalität bewegt. Dabei lernt er auch die attraktive Nora kennen, die in einem Touristik-Büro arbeitet. Joe möchte ihr gerne näherkommen, doch
sie verhält sich so rätselhaft, dass sein Spürsinn geweckt wird und er sie ein wenig beobachtet. Ihm wird klar, dass sie nicht die harmlose junge Frau ist, die sie nach außen zu sein scheint.
Er kommt mit vielen Leuten in Kontakt, es gibt etliche Leichen und Joe gelingt es schließlich, die einzelnen Elemente folgerichtig zusammenzu-setzen. Es entsteht eine Geschichte, die zwar in der Gegenwart spielt, in
der es aber auch um die jüngere Geschichte Ex-Jugoslawiens geht, um Täter und Opfer des Krieges, aber auch um Rache, Gier und Vertuschung.
Resümee: Seinen ersten Fall als (früh-) pensionierter Kriminalbeamter hat der sympathische Joe Prohaska mit Bravour gemeistert: Obwohl er sich in seiner neuen Heimat Istrien eigentlich nur noch der Fotografie widmen möchte, lässt es ihm keine Ruhe, wenn er irgendwo Unrecht wittert oder gar strafbare Handlungen entdeckt. Er muss dann einfach Nachforschungen anstellen, auch wenn ihn seine Hartnäckigkeit manchmal an den Rand der Legalität bringt.
Zu Beginn des Buches erfährt der Leser zunächst von einigen ganz unter-schiedlichen Einzelereignissen mit verschiedenen Protagonisten, und man fragt sich, ob und in welcher Beziehung diese wohl zueinander stehen mögen. Es ist spannend, wenn dann relativ bald deutlich wird, dass die geschilderten Vorkommnisse und Personen zwar irgendeine Verbindung miteinander haben müssen, allerdings noch offenbleibt, worin diese besteht. In dem gleichen Maße wie Joe Prohaska diesbezüglich immer mehr Er-kenntnisse gewinnt, wird auch der Leser daran beteiligt.
Es entwickelt sich peu à peu eine temporeiche, gut durchdachte Story, die sich aus einzelnen Elementen zusammensetzt, die sich nahtlos ineinander fügen und zum Schluss ein Ganzes bilden.
Die Handlung spielt vor der malerischen Kulisse rund um die istrische Stadt Rovinj, und zwar an Orten, die die Autorin durch Aufenthalte dort selbst sehr gut kennt. Vom Hotel und dem venezianischen Glockenturm, neben dem sich das Tourismusbüro befindet, in dem die attraktive Nora arbeitet, über Restaurants und deren Speisenangebot bis hin zur Insel Katarina handelt es sich neben vielen anderen um real existierende Lokalitäten, die vor dem Auge des Lesers lebendig werden.
Besonders toll finde ich es in diesem Zusammenhang auch, dass das Buch-Cover eine Gasse in der Altstadt von Rovinj zeigt.
Fazit: Ein gelungenes Joe Prohaska-Debüt -
ich freue mich auf seinen 2. Fall.
Kommentar schreiben
Silvija Hinzmann (Samstag, 11 Juli 2015 16:52)
Liebe Annette,
ich freue mich, dass dir mein Krimi gefallen hat.
Herzlichen Dank für die Rezension.
Sonnige Grüße,
Silvija