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Elmar Traks

Elmar Traks

Wasser und Strom, Strom und Wasser

Wie in der Rubrik "Alltags-Impressionen" unter der Überschrift "Jahreszeiten in Andalusien" geschrieben, ist EIN Kennzeichen des hiesigen Sommers

der häufige Ausfall von Strom und Wasser. Dabei ist das Problem sys-temimmanent, denn beides wird in dieser Jahreszeit besonders dringend benötigt, aber sowohl Ressourcen als auch Infrastruktur stoßen an ihre Grenzen:


Viele Haushalte haben zusätzliche Kühlgeräte, vor allem aber Klima-Anlagen und Ventilatoren in Betrieb, sodass das Stromnetz chronisch überlastet ist und zusammenbricht.

Das Wasser wird in den Sommermonaten seitens des Rathauses rigide rationiert. Das heißt, es erfolgt im Hinterland nur eine stark eingeschränkte Versorgung. Hat man Glück und es liegen nicht so viele gerade bewohnte Häuser zwischen dem jeweils geöffneten Gemeindehahn und dem eigenen Grundstück, so hat das Hausdepot meist zumindest nachts für kurze Zeit die Chance, wieder vollzulaufen.

Andernfalls kann es durchaus sein, dass man mehrere Wochen lang keinen Tropfen Wasser bekommt - vor allem, wenn die Finca auch noch leicht an-schüssig liegt. Dann droht auch das größte Depot trocken zu laufen.


Dabei kann man noch von der relativ (!) nervenschonenden Variante sprechen, wenn Strom- und Wasserausfall nicht zeitgleich auftreten.

Zwei jüngste Beispiele mögen den Stressfaktor verdeutlichen:


Bereits Anfang Juli überraschte uns der 1. längere Stromausfall dieses Sommers. Oft erledigt sich das Problem durch geduldiges Abwarten. Das ist bei Außentemperaturen um die 40 Grad allerdings einfacher gesagt als getan, wenn nach ca. 1 Stunde vor dem geistigen Auge die Vorräte in der Gefriertruhe so langsam dahinschmelzen. Denn selbst-redend ereilt einen das Schicksal immer just dann, wenn man es am aller-wenigsten gebrauchen kann: Nach dem monatlichen Großeinkauf und dem-zufolge randvoller Truhe!


Nach 2 stromlosen Stunden und dem nahenden spanischen Feierabend rief ich daher beim Anbieter an. Normalerweise muss ein sich beschwerender Verbraucher immer alle möglichen Daten angeben und Fragen beantworten, bevor man sich evtl. seines Anliegens annimmt - Devise: Abwimmeln! Ob jemand noch einmal reklamiert, das soll er sich mal gut überlegen. Und als Nicht-Muttersprachler stößt man ohnehin schnell an seine Grenzen - ich erwähnte es an anderer Stelle bereits: Wenn ein Spanier nicht verstehen und verstanden werden will, muss ein nicht durchsetzungsfähiger Ausländer unweigerlich kapitulieren.


Diesmal jedoch bekam ich nach Namens- und Ortsnennung postwendend die Auskunft, dass wir hier keinen durch die generelle Versorgung bedingten Ausfall hätten. Diese spontane Reaktion war mir seeeehr suspekt -

schließlich handelte es sich nicht um meinen ersten Anruf dieser Art.

Ich hakte also nach, bekam die gleiche Auskunft und versicherte mich, ob das bedeute, dass es an unserem Hausanschluss liege. "Exacto!" war die

in meinen Ohren ein wenig zu triumphierende Antwort.


Hm, es war kurz vor Feierabend - natürlich am Freitag! - also noch schnell den Elektriker unseres Vertrauens angerufen. "Ach was, nein!", beruhigte er mich, in der Straße unter uns hätten auch etliche Häuser keinen Strom. Ich solle noch mal ca. 1 Stunde warten. Wenn es dann immer noch nicht wieder in Ordnung sei, solle ich mich unbedingt noch einmal melden, ihm die erfor-derlichen Daten geben, dann würde er persönlich beim Versorgungs-Unter-nehmen anrufen ... und selbstverständlich im unwahrscheinlichen Falle eines Bedarfs dann auch noch an dem Abend zu uns kommen.


Das war ja immerhin schon mal eine mentale Erleichterung.


Und siehe da: Kurz vor Ablauf der Stunden-Frist knackte es in einigen Geräten - der Strom war wieder da und auch so moderat gekommen,

dass es alle Verbraucher - sofern wir sie nicht schon vorsorglich vom

Netz genommen hatten - verkrafteten. Das ist auch keineswegs selbst-verständlich.


Zum selben Zeitpunkt leckte unser 14.000 Liter-Wasserdepot, verlor täglich ca. 500 Liter. Der schon seit längerem informierte Handwerker konnte trotz mehrfacher Erinnerungen einfach nicht

     mit der Arbeit beginnen.


Dann war es endlich soweit:

Das restliche Wasser musste zur Durchführung der Reparatur aus dem Depot abgelassen werden - wir waren nun ausschließlich auf unser 500 l-Fass angewiesen.

Unglückliche Fügung des Schicksals: Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten wir 2 Tage und Nächte lang kein Wasser mehr bekommen ... und es kam auch innerhalb der nächsten 24 Stunden nicht. Unser Reservoir wurde trotz sparsamsten Verbrauchs unweigerlich immer leerer.


Höchste Zeit also, sich ans Rathaus zu wenden. Eine Mail mit der Schil-derung unserer Situation ging ans Sekretariat, die identische an den Bürgermeister direkt. Schließlich versäumt er es bei keiner Gelegenheit - besonders nicht vor Wahlen -, darauf hinzuweisen, dass einheimische wie ausländische Mitbürger bei Problemen jedweder Art nicht zögern sollen,

sich direkt an ihn zu wenden.


Es erfolgte - zugegebenermaßen nicht ganz unerwartet - keine Reaktion, weder verbal noch in Form von Wasser.


Der Wasservorrat sank, unsere Sorge und Wut stiegen. Zu danken ist an dieser Stelle Nachbarn für ihr Angebot, jederzeit bei ihnen duschen und Wasser holen zu dürfen - ihr großes Depot sei noch recht gut gefüllt.

Was in Bezug auf das Rathaus tun? Eine erneute Beschwerde würde wenig Erfolg zeigen - werden doch unliebsame Angelegenheiten gerne beiseite gekehrt nach dem Motto: "Wir können da gar nichts für, also auch nichts machen." Es ist die eigenwillige Technik oder es liegen einfach zu viele Verbraucher vor unserem Haus. Dieses Problem-Nicht-Löseverhalten kennen wir schon.


Irgendwann hatte ich die Idee, dass für das Rathaus selten Handlungsdruck besteht, solange es die schöne Fassade nach außen wahren kann, also nichts an die Öffentlichkeit gelangt.

Da ist eine Facebook-Seite natürlich eher kontraproduktiv! Zumal, wenn man wie ich in diesem Fall, alles andere als harmoniesüchtig ist. Mit dem einleitenden Satz "Da wir auf unsere Mail leider keine Antwort erhalten haben, wende ich mich nun auf diesem Wege an Sie" postete ich unser Problem also in der Chronik der Seite. Dieser Effekt!!! Antwort und Wasser kamen beide nahezu postwendend, fulminant und wortreich.


Es gehört nicht viel Prophetie dazu: Die Freude hielt gerade 2 Tage an und versiegte dann wieder. Aber nach diesmal immerhin "nur" 3 trockenen Tagen und Nächten tröpfelte unser Fass wieder voll. Einen Tag später konnte auch unser großes Depot wieder per Wasserlieferung durch einen Tankwagen gefüllt werden, was uns für den Rest des Sommers ein wenig autark macht und beruhigt.


Übrigens haben ca. 200 Meter von uns entfernt wohnende Nachbarn, zu denen der Weg ein klein wenig ansteigt, 2 Wochen lang kein örtliches Wasser erhalten. Es geht immer noch schlimmer!


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Kommentare: 1
  • #1

    A.T. (Mittwoch, 21 September 2016 13:04)

    Wir sind sehr froh, dass die Wasserversorgung in diesem Sommer sehr verlässlich ist:
    Alle 2 Tage bekommen wir in unserem Teil des Campos zuverlässig Wasser. Ausnahmen stellten 2 örtliche Großfeste dar, während derer das gesamte Wasser im Ort selbst gebraucht wurde. Das bedeutet 2 x 1 Woche lang Verzicht.