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Elmar Traks

Elmar Traks

Lubitsch, Nika - Der 7. Tag (2012)

Kriminalroman


Sybille und Michael Thalheim stehen auf der Sonnenseite des Lebens:

Beide sind beruflich außerordentlich erfolgreich, sie als Pressesprecherin eines Weltkonzerns, er als Staranwalt und Notar. Und auch privat könnte

es ihnen nicht besser gehen - sie lieben sich, genießen allen erdenklichen Luxus und zur Krönung ihres Glücks erwarten sie nun ein Kind. 

Doch eines Abends kommt Michael nicht nach Hause und bleibt spurlos verschwunden.

Für Sybille beginnt ein einziger Albtraum, der in einer totalen privaten und beruflichen Katastrophe endet.


Als ihr Mann Jahre später in einem Hotelzimmer erstochen aufgefunden wird, deuten alle Indizien auf sie als Täterin; sie selbst hat in Bezug auf die fragliche Zeit einen kompletten Blackout.


Ullrich Henke, renommierter Kollege Michaels und gemeinsamer Freund des Paares, vertritt die des Mordes Angeklagte vor Gericht, bemüht, zumindest Totschlag geltend zu machen.

Aber am 7. Verhandlungstag bekennt sich Sybille zur allgemeinen Über-raschung schuldig, den Tod ihres Mannes geplant und herbeigeführt zu haben.


Doch mit der Inhaftierung ist dieses Kapitel ihres Lebens noch nicht abge-schlossen:

Für ein Magazin schreibt sie in Fortsetzungen ihre Geschichte, u.a. unter der Bedingung, dass die besten Journalisten mit der Story beauftragt wer-den und nach ihren Anweisungen Recherchen anstellen. Sie finden heraus, was damals wirklich mit Michael passiert ist und wer ihn schließlich aus welchem Motiv getötet hat.


Resümee: Der Roman ist neben Prolog und Epilog in 2 Bücher gegliedert:


• Das 1. skizziert den 7-tägigen Prozess-Verlauf. Vor allem durch Zeugen-

anhörungen und gedankliche Rückblenden Sybilles erfährt der Leser aus ganz unterschiedlichen Perspektiven Details aus ihrem Leben, ihrer Be-ziehung zu Michael und der zum Ehepaar Gabi und Ullrich Henke.

Jeder Tag schließt mit einem Zeitungsartikel ab, in dem die Ergebnisse

noch einmal zusammengefasst werden.


• Das 2. Buch beinhaltet die mehrteilige Geschichte Sybilles, wie sie sie für das Magazin "Cosmos" schreibt. Thematisiert werden das Verschwinden ihres Mannes, die Suche nach ihm, sein Auffinden, ihr eigener beruflicher und privater Absturz, die Verhaftung und die Zeit danach.

Schließlich werden die auf Anweisung von Sybille durchgeführten Recher-chen der "Cosmos"-Journalisten in einem kurzen Abriss geschildert und Michael Thalheim selbst kommt in Form eines vor seiner Ermordung ge-schriebenen Briefes zu Wort.


Ergo: Letztlich ist der Verurteilten in wenigen Wochen durch Steuerung aus dem Gefängnis heraus gelungen, was Profi-Ermittler der Polizei mit ihren viel umfangreicheren Möglichkeiten in ca. 2 Jahren nicht geschafft haben: Das Verschwinden Michael Thalheims, den späteren Mord an ihm und die Motive mit Hilfe engagierter Journalisten aufzuklären. Dieses Konstrukt - vor allem aber seine handlungsbezogene Umsetzung - erscheint mir dann doch recht abwegig.


Bei der oben dargestellten Konzeption des Krimis sind inhaltliche Wieder-holungen unvermeidlich.

Es ist der Spannung jedoch absolut ab-, der Langeweile dagegen höchst zuträglich, wenn etliche Episoden aus dem Leben der Thalheims von A bis Z immer wieder nahezu identisch erzählt werden.

 

Spätestens an einer Schlüsselstelle des 2. Buches ist dem Leser zudem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit klar, wer nur den Mord an Michael begangen haben kann - wenngleich das Motiv für die Tat vorerst noch im Dunkeln bleibt.

Die Antwort darauf bekommt der Leser gegen Schluss: Sie ist zugegebener-maßen ziemlich überraschend. Allerdings wird kaum auf diese Lösung des Falles hingearbeitet. Es gibt bis dahin keine unerwarteten Wendungen, keine (falschen) Fährten, auf die die Autorin den Leser lockt, der sowieso kaum an der Spuren- und Motivsuche beteiligt wird. Er muss quasi als Beobachter außen vor bleiben.


Die Hauptperson Sybille Thalheim kommt eher unsympathisch herüber - weder besitzt sie für mich Identifikationspotenzial noch konnte ich trotz

ihres im Ergebnis tragischen Schicksals viel Empathie für sie empfinden.


Insgesamt fehlt sämtlichen Charakteren - ebenso wie der Handlung - eine gewisse Tiefe; alles bleibt viel zu stark an der Oberfläche.


Fazit: ein durchaus interessantes Plot-Konzept, das aber schlecht, nämlich

   nicht leserorientiert, umgesetzt wurde.


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