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Elmar Traks

Elmar Traks

Kui, Alexandra - Rabenseele (2016)

Roman

 

In der Ehe von David und Lua kriselt es, und immer wieder

wird David gegenüber seiner Frau handgreiflich. Eines Nachts kommt es wieder einmal zum Streit, der diesmal jedoch eskaliert:

Lua hat plötzlich ein Jagdgewehr in der Hand und schießt.

Wegen des Mordes an ihrem Mann wird sie zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt - ein mildes Urteil, weil sie sich nicht mehr an die Tat erinnern kann.

 

Nach ihrer Haftentlassung arbeitet Lua als Kassiererin in einem Drogerie-markt. Sie ist 33 Jahre alt, leidet unter ihrer Schuld und kann in der Freiheit nicht wieder richtig Fuß fassen. Das liegt zum einen an ihrem schwierigen Verhältnis zur Familie und fehlenden Freunden, zum anderen lässt die Ver-gangenheit sie nicht los:

Wer ist die Gestalt, die Davids Parka trägt, und immer wieder in ihrer Nähe auftaucht?

Wie können Dinge, wie z.B. ihr Ehering, einfach aus ihrer Wohnung ver-schwinden?

Lebt David vielleicht noch? Hat die Kugel aus dem Jagdgewehr ihn vielleicht gar nicht getroffen?

Was ist damals wirklich passiert?

Lua will Klarheit und fährt zu der Jagdhütte im Harz, wo das Unglück vor 3 Jahren geschah - eine in vielfacher Hinsicht gefährliche Entscheidung!

 

Resümee: Dies ist besonders durch die Naturbeschreibungen ein atmo-sphärisch sehr dichter Roman. Der Harz, einer der Hauptschauplätze, erscheint kalt und düster:

"Der Harz: Granit in Grau ..." (E-Reader, Position 372) und

"... die Fels-formationen des Kalten Tals (...), zerklüftete graue Stein-

wände mit Kanten wie Klingen, Spalten und Vorsprüngen ..." (Pos. 601).

 

Aber auch Formulierungen wie z.B. "Lua nickt kalt" (Pos. 513), "das ge-frorene Gesicht" (Pos. 525), Symbole oder Attribute vermitteln die Kälte

und sind Ausdrück für Luas Innerstes - seien es die Graugold Eheringe

mit der Weißgold-Fuge, die Haarfarbe "Frosty Praline" u.v. a. m.

 

Dann wieder sind die Empfindungen indifferent, wenn es beispielsweise heißt: "Sie fühlt den Schweiß rinnen: kalt auf der Stirn, heiß am Rückrat, ..." (Pos. 1139), "Lava, glutheiß zu Kälte erstarrt" (Pos. 1487) oder wenn von "Lebensbäumen und Trauerweiden" (Pos. 1240) die Rede ist.

 

Die Person der Lua ist hervorragend herausgearbeitet:

- vom schwierigen Verhältnis zur "eiskalten" Mutter geprägt,

- in der Ehe Opfer von Gewalt,

- von schweren Schuldgefühlen belastet und

- Bußegedanken erfüllt,

- innerlich zerrissen und leer.

Als Leser kommt man ihr nicht nahe, nicht an sie heran, fühlt aber dennoch mit ihr.

Es kostet Lua einigen inneren Antrieb, sich ihren Dämonen zu stellen, wobei immer die Frage bleibt, was real und was Wahnvorstellung ist.

 

Beim Schreibstil fallen die kurzen Sätze, die Gedanken-Bruchstücke und die vielen Reihungen auf - absolut in die jeweiligen Situationen passend.

 

Fazit: " 'Rabenseele' ist ein schneller, verstörender Psychothriller, der die

weiblichen Abgründe im Spannungsfeld von Manipulation und Macht, sexueller Begierde und Gewalt, Zwang und Freiheit auslotet ..." (www.alexandra-kui.de/Bücher)

 

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