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Elmar Traks

Elmar Traks

Hahnenberg, Ursula - Teufelstritt (2016)

Kriminalroman

 

Julia Sommers Vater war der Förster von Grafenried gewesen, und die Familie hatte im dortigen Forsthaus gewohnt. Als Julia 4 Jahre alt war, starben ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall und das Mädchen wurde von der in

Mühldorf lebenden Großmutter aufgezogen.

Nun, fast 30 Jahre später, ist Julia mit ihrem 6-jährigen Sohn und 

der Oma ins Forsthaus zurückgekehrt - als Försterin von Grafenried.

Doch sie hat es nicht leicht: Ihr Chef Ludwig Voss ist ein Unsympath und belästigt sie sexuell. Außerdem treibt ein Wilderer sein Unwesen im Wald.

Als die Försterin eines Morgens von ihrem Ansitz aus gerade einen alten Rehbock geschossen hat, zerreißen zwei weitere Schüsse die Stille. Doch diesmal stammen sie nicht vom Wilderer, denn auf der Suche nach einem verwundeten Tier findet Julia Ludwig Voss' Leiche.

 

Für Kriminalkommissar Winkler und Kriminalhauptkommissarin Baumgartner von der Kripo Erding wird Julia sofort zur Hauptverdächtigen.

Auch die Dorfgemeinschaft verhält sich ihr gegenüber feindselig, wobei an-scheinend alle etwas vor ihr verbergen wollen.

 

Resümee: Um den sogenannten "Teufelstritt" ranken sich viele Mythen. Der diesem Roman zugrunde liegenden Sage nach war einst ein Kirchendieb

in Panik aus dem Fenster des Kirchturms gesprungen, als er vom Pfarrer überrascht wurde. Doch kaum draußen auf der Erde gelandet, traf ihn ein Blitz. "An der Stelle, an der seine Füße den Boden vor der Kirche berührt hatten, war seitdem kein Grashalm mehr gewachsen." (Prolog). Sie wurde seitdem "Teufelstritt" genannt.

 

Die Beschreibung der Tätigkeiten und Probleme eines Försters kommen sehr authentisch herüber. Das liegt mit Sicherheit daran, dass die Autorin Forstwirtschaften studiert hat und sich somit in dem Metier hervorragend auskennt. Ihr Fachwissen hat sie geschickt und für den Laien verständlich

in die Romanhandlung eingearbeitet.

 

Die Suche nach dem wahren Mörder von Ludwig Voss fand ich kaum spannend, sie scheint nach der Anlage des Krimis auch nicht das Haupt-ziel der Autorin gewesen zu sein: Zu wenig erfährt man über diesbezüg-

liche polizeiliche Ermittlungen. Diese sind vielmehr von Anfang an vor allem darauf angelegt, Julia die Tat nachzuweisen. Dabei wird für mich nicht 100%-ig deutlich, warum sich die Ermittler sofort auf die Försterin, die die Leiche gefunden und die Polizei darüber informiert hat, als Hauptverdäch-tige festlegen. Gründe werden zwar genannt, sind aber nicht zwingend logisch.

 

Spannender ist es da schon, ob es Julia Sommer gelingen wird, sich vom Mordverdacht zu befreien, indem sie selbst ein paar Nachforschungen an-stellt. Dies gestaltet sich allerdings schwierig, da die Dorfbewohner ihr aus irgendeinem Grunde nicht wohlgesonnen sind und blocken, ja, sie sogar bedrohen. Worin diese große Feindseligkeit begründet ist, ist nicht unbe-dingt nachvollziehbar.

 

Durch ein paar unerwartete Wendungen und Entwicklungen gibt es für den Leser schließlich ein paar Verdächtige, wobei sich der tatsächliche Mörder erst gegen Ende herauskristallisiert und schließlich samt Motiv entlarvt wird.

 

Die Försterin Julia Sommer war mir nicht uneingeschränkt sympathisch:

Warum z.B. wird sie bei der netten Geste des Polizisten, der ihr aus dem Auto helfen will, aus heiterem Himmel aggressiv? Das ist in dieser Form

mit Nervosität alleine nicht zu erklären.

Oder warum schnauzt sie die Kriminalhauptkommissarin an: "Aber Ihnen zu helfen, dazu habe ich wirklich keine Lust, (...)." (Position 461)

Dabei scheint sie aus einem nicht genannten Grund eine generelle Aversion gegen die Polizei zu haben, die sie die Ermittler deutlich spüren lässt.

Dass sie auch mit anderen Leuten aus ihrer näheren Umgebung Probleme hat, wundert mich nicht, wobei meine Sympathie in den meisten der ge-schilderten Situationen auf Seiten ihrer "Gegner" lag.

 

Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: einerseits in der nach Wochentagen unterteilten Gegenwart im Juli des Jahres 2015, andererseits mittels Tage-buchaufzeichnungen in der Vergangenheit.

 

Fazit: für einen Debütroman respektabel, aber mit viel Steigerungspotenzial.

 

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