_______________________

 

Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Bach, Mischa - Stimmengewirr (2006)

Kriminalroman

 

Die 28-jährige Jurastudentin Cäcilia-Josephine Gerschke ist eine multiple Persönlichkeit. Das heißt, in ihrem Körper leben mehrere, zum Teil sehr unterschiedliche Personen, wie z.B. der

Teenager Tom, die brave Tochter Cäcilia, die praktische und stilvolle Jo,

die vernünftige und stets besorgte Anna und Josephine, die als Detektivin arbeitet. Kurz: Sie ist "Jo & Co."  

Alle diese Personen teilen sich ein Leben mit all seinen Facetten. Sie agieren, reden, denken, fühlen ihrem jeweiligen Naturell entsprechend, kommunizieren aber auch untereinander, sodass im Kopf manchmal das reinste Stimmengewirr (Titel) herrscht.

 

Entstanden ist diese multiple Persönlichkeitsstörung durch eine schwere Traumatisierung, die Cäcilia-Josephine als Kind erlitten hat.

 

Nun will sie endlich Licht in einige dunkle Punkte ihrer Vergangenheit brin-gen, mehr über ihre Eltern und den Familienbetrieb erfahren.

Hilfe bekommt sie bei dieser Detektivarbeit von ihrem Stiefbruder Mike, zu dem sie stets ein enges Verhältnis hatte, sowie von einem Journalisten, der seinerzeit von einem Skandal um die elterliche Druckerei berichtet hatte.

 

Peu à peu kommen üble Machenschaften, Lügen und sorgsam gehütete Geheimnisse ans Licht.

 

Resümee: Mischa Bach ist die grandiose Leistung gelungen, dem Leser eindruckvoll und verständlich zu schildern, wie es ist, wenn in ein und dem-selben Körper mehrere, zum Teil sehr unterschiedliche Persönlichkeiten zu Hause sind: Sie erleben wie eine geschlossenen Gruppe alles gemeinsam, teilen auch Gedanken und Emotionen miteinander, streiten sich, diskutieren usw.

 

Als sogenannter "Normaler" fällt es einem im Allgemeinen schwer nachzu-vollziehen, was in multiplen Persönlichkeiten vor sich geht. Durch dieses Buch jedoch gewinnt man ein recht gutes Verständnis für die von der Stö-rung Betroffenen. *)

 

Dabei schreibt die Autorin mit sehr viel feinsinnigem Humor über "Jo & Co.", sodass der Leser trotz des ernsten Themas oft schmunzeln muss.

Und obwohl der Kriminalfall nicht im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr als "Trägerstoff" dient, ist er zur Erhellung der Ursache für die Persönlichkeits-störung nicht nur wichtig, sondern die Handlung auch spannend.

 

Je nachdem, welche der Persönlichkeiten von "Jo & Co." auch gerade der Protagonist ist: Die Handlung wird jeweils aus dessen Sicht geschildert, und zwar adäquat, was Wesen, Gedanken, Emotionen etc. anbelangt. Zusam-men ergibt dies als Gesamtbild eine "Wir-Perspektive".

Stiefbruder Mike erzählt die Ereignisse außerdem, wie er sie erlebt (hat), und unter den einzelnen Kapiteln erfährt der Leser in Kursivdruck Eindrücke Außenstehender.

 

Fazit: Dieses Buch liest sich nicht schnell herunter, sondern die Lektüre

erfordert ein wenig Zeit. Sie ist allerdings gut investiert, will man auf unterhaltsame und verständliche Weise Einblick in das Thema "multiple Persönlichkeit" gewinnen.

 

*) Verweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auch auf den Kriminal-

roman "Scherbenkind" von Britt Reißmann, die sich darin ebenfalls mit dieser Problematik auseinandersetzt (Rezension vom 21. Aug. 2016).

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0