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Elmar Traks

Elmar Traks

Hawthorne, Nathaniel - Der scharlachrote Buchstabe (2016)

Roman

 

1642 in Boston / Neuengland:

Esther (in anderen Ausgaben: Hester) Prynne ist die Ehefrau eines Naturwissenschaftlers, der zunächst in Amsterdam lebte. Als er beschloss, nach Boston umzusiedeln, schickte er sie voraus, damit sie dort bereits einiges regeln konnte. Zwei Jahre lang lebte die junge Frau ohne eine Nachricht von ihrem Gatten, den einige schließlich "auf dem Boden des Meeres" wähnten. Sie ließ sich während der Zeit auf eine Beziehung ein, aus der ein Kind hervorging - ein Mädchen, das die Mutter Perle (Pearl) nannte.

Die Kleine ist 3 oder 4 Monate alt, als Esther wegen Ehebruchs dazu verurteilt wird, auf ihrer Kleidung gut sichtbar das rote A für "Adulteress" - Ehebrecherin - zu tragen.

 

Sie weiß, dass sie eine Sünde begangen hat, weigert sich jedoch standhaft, den Namen des Kindsvaters zu nennen. Sie hält sich beide mit anspruchsvollen Näharbeiten über Wasser, kümmert sich um Arme und lebt moralisch einwandfrei. Dennoch wird sie das Stigma der Schande nicht los und ebenso wie ihre kleine Tochter von der sittenstrengen und gläubigen puritanischen Bevölkerung geächtet. Beide leiden unter der Situation, tragen jedoch das ihnen auferlegte Schicksal mit Würde.

 

Als Esthers totgeglaubter Ehemann in Boston auftaucht, bringt er ihr Geheimnis nach und nach ans Licht:

Er erschleicht sich als Arzt das Vertrauen des Pfarrers Dimmesdale und enttarnt ihn mit Psycho-Folter als Vater der kleinen Perle. Dieser hat all die Zeit - die Kleine ist mittlerweile 7 Jahre alt - Seelenqualen gelitten und gibt die Beziehung schließlich auf der gleichen Schandbühne, auf der Esther einst ihr Urteil empfangen hatte, öffentlich zu, bevor er stirbt.

 

Esther jedoch erlangt doch noch die Achtung ihrer Mitmenschen, auch wenn sie den scharlachroten Buchstaben nie ablegt.

 

Resümee: Dieser unter dem Originaltitel "The Scarlet Letter" 1850 von Nathaniel Hawthorne (1804 - 1864) geschriebene Roman gilt als Klassiker der amerikanischen Literatur. Er beschreibt und kommentiert bildgewaltig und oft düster das puritanische Sittenbild Neuenglands der damaligen Zeit - sich immer zwischen den Polen Schuld, Schande, Pein einerseits, Menschlichkeit, Buße und Verteidigung andererseits bewegend. Dabei agiert er nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern hinterfragt, wirft fein abwägend Zweifel auf und gibt Denkanstöße.

 

Es geht um religiöse Moral bis hin zur Besessenheit, Zwänge, Sünde und Schuld sowie um Intoleranz, Ausgrenzung, Verurteilung durch vermeintlich Unfehlbare:

"..., daß die äußere Hülle der Reinheit nur eine Lüge sei, und daß, müßte überall die Wahrheit gezeigt werden, mancher andere als Esther Prynne den Scharlachbuchstaben auf seiner Brust flammen sehen würde?" (E-Reader, Pos. 594)

 

Dabei kamen mir Esther und ihre Tochter manchmal nicht wie Menschen aus Fleisch und Blut vor, sondern eher wie dem Menschlichen zwar nachempfundene, aber dennoch theoretische Entwürfe des Autors, um deren Situation er seine Gedanken kreisen lässt.

 

Obwohl es primär um das Schicksal Esthers und Perles geht, stehen auch Männer im Fokus von Hawthornes Betrachtungen: als Vertreter der Kirche mit Macht - besonders über das Seelenheil ihrer Gemeindemitglieder - ausgestattet oder als Esthers Ehemann, einen psychologisch begabten Kräuterdoktor, der langsam die Seele des Pastors Dimmesdale vergiftet.

 

Der Schreibstil ist durch geschachtelte, zum Teil endlose Sätze charakterisiert sowie detailreiche Schilderungen, besonders wenn es um Gefühle, innere und äußere Konflikte geht - da windet sich der Autor dann oft im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Fazit: ein Literaturklassiker, den man gelesen haben sollte.

 

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