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Elmar Traks

Elmar Traks

Berg, Hendrik - Schwarzes Watt (2018)

Ein Fall für Theo Krumme 4

Ein Nordsee-Krimi

 

Nelly (16) und ihre zwei Jahre ältere Schwester Ina genießen einen warmen Hamburger Sommerabend am Strand von Övelgönne. Kurz vor Mitternacht geht Ina zu einer Bar, um zwei Cocktails zu holen. Während sie sich dort noch mit einem jungen Mann unterhält, setzt ein Gewitter ein, sodass sie zu ihrer Schwester zurückeilt. Sie findet Nelly unter einer Weide - tot, mit blutigem, zerschlagenem Gesicht. Auf dem nahen Uferweg sieht sie im Licht eines Blitzes einen jungen Mann mit blutigen Händen stehen, der sie anschaut, dann aber plötzlich verschwunden ist.

20 Jahre später: Ina lebt jetzt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Köln. Während eines Urlaubs in St. Peter-Ording an der Nordsee beobachtet sie vor einem Restaurant einen Mann und ist sich absolut sicher, dass es sich bei ihm um Nellys Mörder handelt. Eindeutiges Erkennungsmerkmal ist eine kleine Narbe auf seiner Stirn.

 

Ina geht zur zuständigen Husumer Polizei, wo sie Kriminalhauptkommissar Theo Krumme und seiner Kollegin, Kriminalkommissarin Pat(rizia) Reichel von dem Mann und den 20 Jahre zurückliegenden Ereignissen erzählt. Diese gehen der Sache sofort nach und stellen fest, dass es sich bei dem Herrn, den Ina des Mordes an ihrer Schwester beschuldigt, um den örtlichen Pastor Jonas Hartung handelt. Dieser ist in der Gemeinde sehr beliebt und wird auch wegen seines sozialen Engagements sehr geschätzt. Es ist kaum zu glauben, dass dieser Wohltäter ein Mörder sein soll!

 

Doch Ina lässt nicht locker, und Theo Krumme kniet sich in den damals ad acta gelegten Fall. Aber er kann nicht verhindern, dass es fast zu einer Katastrophe kommt.

 

Resümee: Wie schon "Deichmörder" (2014), dem 1. Fall für Theo Krumme*), stehe ich auch diesem 4. Fall zwiespältig gegenüber:

 

Die Handlung ist nur mäßig spannend. Das liegt liegt vor allem daran, dass spannende Ermittlungsarbeit, falsche Fährten, überraschende Wendungen weitestgehend fehlen. Mit Ausnahme der Entwicklung am Schluss nimmt das Geschehen seinen unspektakulären, d.h. zu erwartenden Gang. Als Leser wartet man immer auf eine unerwartete Entdeckung, den Knalleffekt.

Die Aufklärung am Schluss soll dem wohl gleichkommen, verpufft aber ziemlich, weil der geübte Krimi-Leser auch bereits in diese Richtung gedacht hat.

 

Die Rückblenden in die Jahre 1634, 1715, 1795, 1864 und wieder 1634 berichten über Einzelereignisse, deren Zusammenhang mit dem Gegenwartsgeschehen nebulös bleibt. Es sei denn, es geht um das verbindende, mystische Element: ein 16-jähriges Mädchen mit langen schwarzen Haaren, das 1634 gelebt hat.

Auch in "Deichmörder" wird die aktuelle Handlung immer wieder durch Legenden und geheimnisvolle Elemente unterbrochen, sodass der Leser sich hier, wie auch im aktuellen Fall, fragt, wo die Grenze zwischen Realität und Mystik liegt.

Dies zu mögen oder nicht, ist sicher Geschmackssache. Ich empfand es als zu konstruiert und gewollt.

 

Theo Krummes Privatleben ist zwar interessant, nimmt aber einen so großen Raum ein, dass es phasenweise zum Haupthandlungsstrang avanciert, und der Fall über lange Strecken in den Hintergrund gerät. Dabei ist der Kriminalhauptkommissar in seiner menschlichen und mtfühlenden Art durchaus ein Sympathie-Träger. Die Szenen, in denen er zusammen mit Pflegehund Watson auftaucht, sind humorvoll und verleiten zum Schmunzeln.

Bei aller Empathie und allem Verständnis für ihre Suche nach Gerechtigkeit, ist mir Ina, die Schwester der ermordeten Nelly, unsympathisch, da absolut nervig. Auch hier findet sich eine Parallele zu "Deichmörder", wo das im Mittelpunkt stehende Opfer zunehmend schwer erträglich ist.

 

Ein paar Ungereimtheiten scheint der Autor um des geplanten Handlungsverlaufs willen in Kauf genommen zu haben. So sieht z.B. Ina auf einige Distanz, dass der vermeintliche Mörder ihrer Schwester eine kleine Narbe auf der Stirn hat.

Nach dem Aufenthalt in einem brennenden Haus, bei dem es nicht ohne zum Teil heftige Verletzungen abging, sind alle Betroffenen gleich wieder wohlauf.

Ein ganz gravierender Fehler ist jedoch, dass Theo Krumme nach Erhalt der DNA-Analyse eine Aussage macht, die mit der Aufklärung des Falls nicht übereinstimmt. Im Gegenteil!

 

Fazit: Einen weiteren Fall von Theo Krumme werde ich nicht lesen,

da einige der genannten Negativ-Kriterien das Markenzeichen des Autors zu sein scheinen, andere von unsauberer Arbeit zeugen.

 

 

*) Rezension vom 04.Juni 2016

 

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