Kriminalroman
Martinsfehn-Krimis, Band 2
Im Dezember war Oberkommissarin Nola van Heerden von der Kripo Leer bei einem Einsatz schwer verletzt worden. Nun, im Februar, ist sie gerade seit einer Woche wieder im Dienst, als sie und ihre Kollegen einen neuen Fall bekommen:
Am Kreihenmeer bei Martinsfehn - einer im Winter verwaisten Freizeitanlage - haben Gemeindearbeiter die Leiche einer etwa 20 Jahre alten Frau gefunden, die wie eine Braut zurechtgemacht ist.
Kurz darauf steht fest, dass es sich bei der Toten um Leona Sieverding handelt, die vor 4 Jahren aus einer Internat-Förderschule für Gehörlose verschwunden ist. Damals hat Renke Nordmann, Leiter des Polizeireviers Martinsfehn, ermittelt, konnte aber die Umstände des Vorfalls nicht klären, und von der damals 15-jährigen Leona fehlte bis jetzt jede Spur.
Nola van Heerden vertieft sich in die alten Akten, wundert sich über Merkwürdigkeiten in Bezug auf Renke Nordmanns damalige Ermittlungen und kommt hinter schlimme Vorgänge, die sich zur Zeit von Leona Sieverdings Verschwinden im Internat ereignet haben müssen. Sie ahnt, dass mehrere Schülerinnen und möglicherweise auch Leona darin verwickelt waren.
Bei ihren Recherchen kommt sie einigen Personen offensichtlich zu nahe und kann nicht verhindern, dass es weitere Leichen gibt. So sehr sie sich selbst unter Zeitdruck setzt, scheint der Mörder ihr immer einen Schritt voraus zu sein.
Resümee: Wie schon der erste Fall, den Renke Nordmann und Nola van Heerden zu lösen hatten *), ist auch dieser von Anfang bis Ende temporeich und spannend.
Dabei erstrecken sich die Ermittlungen auf 2 Gebiete, die aber miteinander in Zusammenhang stehen:
• das Verschwinden der damals 15-jährigen Leona Sieverding aus der
Internat-Förderschule für Gehörlose, das nie geklärt werden konnte, und
• die aktuellen Morde nach Auffinden ihrer Leiche 4 Jahre später.
Durch Verhalten und Äußerungen der Protagonisten kann man zu beiden Themenkomplexen Theorien entwickeln. Wobei die Motivlage in Bezug auf die aktuellen Bluttaten klar zu sein, der Kreis der Täter sich durch ebendiese gleichzeitig einzuengen scheint. Aber weit gefehlt! Erst gegen Schluss habe ich meine Denkrichtung geändert, konnte die "richtige" Person allerdings nicht dingfest machen: Zu vage sind die Infos über sie, zu sehr bleibt sie im Hintergrund - anders als im 1. Band.
Ähnlich verhält es sich mit den Umständen zum Verschwinden Leonas - wobei ich hier allerdings schon relativ früh eine Ahnung hatte, die sich bestätigte.
Die gesamte Aufklärung erfolgt erst am Schluss und ist letztlich der scharfen Beobachtungs- und Kombinationsgabe Nola van Heerdens zu verdanken.
Der Geschehensverlauf erhält immer wieder neue Wendungen, auch dadurch, dass einige Verdächtige ermordet werden.
Trotz aller Spannung und Dramatik hat die Handlung mich emotional nicht so mitgerissen wie im ersten Fall.
Die Charaktere sind auch hier wieder hervorragend gestaltet: allesamt Personen, wie sie genau so mit ihren Problemen und Freuden, menschlichen Schwächen und Stärken, Veranlagungen und Sehnsüchten unter uns leben könnten.
Das Hin und Her zwischen Nola und Renke mit ihrer Hass-Liebe zueinander war mir etwas zu viel, zumal auch der neue Pathologe überdeutlich Interesse an der Oberkommissarin zeigt und sie nicht abgeneigt ist.
Fazit: ein spannender 2. Martinsfehn-Krimi, der Appetit auf den 3. macht.
*) Das Dorf der Lügen, Rezension vom 25. August
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