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Webmaster u.v.a.m.

Elmar Traks

Elmar Traks

Zum Thema "buy local!"

Was maßen sich einige Leute an, anderen vorzuschreiben, wo sie (nicht) einkaufen sollen!

Jetzt, in der Adventszeit, häufen sich u.a. bei Facebook nämlich Posts, die klipp und klar auffordern "Geschenke kauft man natürlich bei regionalen Anbietern". Diese Anweisung stammt von Leuten, die sich offenbar dazu berufen fühlen, anderen als Maßstab ihres Handelns zu dienen. Denn sie betonen: "Ich unterstütze die örtlichen Händler, indem ich nur bei ihnen kaufe."

 

Meist folgt die Erklärung, dass man schließlich etwas gegen das Sterben vor allem der kleinen Läden in den Städten tun müsse. Und dann folgt ein wahres Horrorszenario: Wenn weiter so viele gewissenlose Käufer ihre Waren im Internet bestellen, vor allem beim "großen A." - bloß nicht das schmutzige Wort "Amazon" in den Mund nehmen! -, dann werden die Innenstädte bald verwaist sein.

 

Ha. Ha.Ha!!!! Vor lauter Einkaufsstress sind Euch, die Ihr ja angeblich nur dort einkauft, wohl die Menschenmassen entgangen, die die Prophezeiung einer Apokalypse trefflich ad absurdum führen. Und auch außerhalb dieser Hoch-Zeit kann von Verwaisung der Innenstädte wohl kaum die Rede sein.

 

Im Übrigen ist diese Variante von "Edel-sei-der-Mensch!" meines Erachtens viel zu kurz gedacht - wenn sie denn überhaupt mal reflektiert und nicht nur eine derzeit moderne Parole einfach übernommen wurde. Nämlich:

 

Wie steht es denn um das Warenangebot, vor allem der angeblich von Schließung bedrohten kleinen Läden? Ist es nicht meistens stark limitiert, die Auswahl somit gering? Muss ich mich also ggf. für einen Artikel entscheiden, der mir gar nicht 100%-ig gefällt, weil ich doch den Inhaber unterstützen will? Und vielleicht sogar noch relativ tief in die Tasche greifen, weil er nicht die Möglichkeit hat, durch größere Einkaufsmengen einen günstigeren Verkaufspreis zu kalkulieren?

Nein! Ich oute mich: So ein Gutmensch bin ich nicht! Ein zu erwerbendes Produkt soll so genau wie möglich meinem Geschmack, meinen Bedürfnissen und Vorstellungen entsprechen. Ich möchte so wenig Kompromisse wie möglich eingehen und es im Vergleich mit anderen Anbietern nicht wesentlich teurer bezahlen.

Wenn ein örtliches Geschäft das (an-) bieten kann - sehr gerne! Sonst schaue ich lieber im Internet nach dem Gewünschten.

Es soll Leute leben, die in ländlichen Gegenden leben. Wo bleiben die Umweltapostel, die auf die Belastung der Luft durch Autoabgase hinweisen, wenn Dorfbewohner mehr oder weniger weit fahren müssen, um den Anspruch des "buy local" konsequent zu erfüllen? Na ja, dessen Anhänger benutzen wahrscheinlich das Fahrrad.

Stichwort "Alte" und "Gebrechliche". Diesen Personengruppen macht es in der Regel wenig Freude, sich ins Einkaufsgetümmel zu stürzen. Für sie bedeutet so eine "Einkaufsfahrt" auch außerhalb der weihnachtlichen Hochsaison meist mentalen und körperlichen Stress. Das Gewünschte in Ruhe zu Hause am PC auszusuchen und sich zuschicken zu lassen, ist mit Sicherheit entspannter.

Nicht jeder - vor allem nicht, wenn er der arbeitenden Bevölkerung angehört - hat die Zeit, Kondition und / oder Lust nach Feierabend noch shoppen zu gehen. Viele können sich tagsüber die Zeit rund um Beruf, Familie, Kinder, Haushalt usw. nicht flexibel gestalten und sind froh, wenn sie "nach des Tages Pflicht" ohne Hetze online einkaufen können.

Und selbst als nicht Berufstätiger und jemand, der frei über seine Zeit verfügen kann, mag man vielleicht nicht Geschäfte nach etwas Passendem durchstöbern.

Haben diejenigen, die sich den Erhalt des örtlichen Einzelhandels auf die Fahnen geschrieben haben, vielleicht auch mal einen Gedanken daran verschwendet, dass sehr, sehr viele Geschäftsleute ausschließlich vom Online-Verkauf ihrer Waren leben? Andere, u.a. Rentner oder Unterstützungsempfänger, verdienen sich dadurch z.B. auf Ebay ein notwendiges Zubrot.

Viele Anbieter leben vom Verkauf ihrer Waren bei Amazon, die Hälfte der weltweit bei Amazon verkauften Produkte kommt von kleinen und mittleren Unternehmen. Haben diejenigen, die gegen den Online-Kauf Front machen, einmal einen Gedanken daran verschwendet, dass sie im Begriff sein könnten, diesen Händlern die Existenzgrundlage zu nehmen?

Besonders befremdlich finde ich es, wenn z.B. Autoren, deren Bücher über "das große A" vertrieben werden, gegen das Unternehmen wettern und auf den örtlichen Buchhandel verweisen. Ohne Zweifel haben Buchhändler zu kämpfen, und ich kenne ein paar, die wegen niedriger Umsätze schließen mussten. Zu diesen muss ich allerdings sagen, dass sie nicht mit der Zeit gegangen sind - es reicht heute nicht mehr, nur Literatur in die Regale zu stellen und auf Interessenten zu warten.

Andererseits kenne ich auch (kleinere) Buchhandlungen, die florieren - weil sie es verstehen, Kunden anzulocken.

In diesem Zusammenhang mal eine Anmerkung: Etliche Autoren, die den Niedergang des örtlichen Buchhandels beklagen, finden es gleichzeitig eine Zumutung, dort Gratis-Lesungen zu veranstalten. Was ich durchaus verstehen kann - doch Unterstützung sähe anders aus. Aber da ist einem das eigene Hemd dann doch am nächsten, und die Schuld den gedankenlosen Online-Käufern zuzuschieben, lässt einen loyal aussehen.

Zusammenfassend:

Ich kaufe gerne örtlich ein, wenn

a) Angebot und Service entsprechend sind. Dazu gehört auch, dass der

Händler das gewünschte Produkt zwar vielleicht aktuell nicht vorrätig hat, aber bereit ist, es zu bestellen. Ideal - aber zugegebenermaßen oft nicht leistbar - wäre es auch, wenn große, sperrige Ware gegen einen Aufpreis nach Hause geliefert werden könnte. - Ich bin froh, dass beides - Bestellung und ggf. Lieferung - in unserem Dorf von einigen Geschäften gerne gemacht wird.

b) der Preis akzeptabel ist, d. h. nicht übermäßig von dem entsprechender

Online-Anbieter abweicht.

Ansonsten überlege ich mir, was unter Benzinkosten-, Zeit-, und Aufwandgesichtspunkten sinnvoller ist: in die nächste Großstadt zu fahren oder online zu bestellen.

 

Ein Schlenker noch zum ach so populären Amzon-Bashing:

Ich habe ausschließlich positive Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht, das sich m. E. zu Recht auf die Fahnen schreibt, das Kunden-freundlichste der Welt zu sein. Nur 3 persönliche Beispiele aus der allerjüngsten Zeit:

 

- Ein Paket mit bei Amazon bestellter Ware sollte laut DHL-Sendestatus ausgeliefert worden sein, ein gewisser "José" hatte den Empfang bescheinigt. Das Paket war in meiner Umgebung jedoch ebenso wenig auffindbar wie eine Person namens "José". Nach Reklamation und Schilderung der Situation bei Amazon wurde mir umgehend der Warenwert incl. Porto erstattet.

 

- Von einem Produkt hatte ich 2 Einheiten bestellt - durch mangelhafte Verpackung befand sich jedoch nur noch eine in dem Karton. Auch hier erfolgte unverzüglich eine Gutschrift.

 

- Eine Lieferung machte laut Tracking keine Fortschritte. Nach einer gewissen Zeit bekam ich von Amazon unaufgefordert die Nachricht, dass man sich mit dem Transportdienstleister in Verbindung gesetzt habe, ein neuer Liefertermin wurde genannt. Sofort nach Ablauf dieser Frist bedauerte Amazon, dass man vom Verlust der Sendung ausgehen müsse. Neben einer weiteren Wartezeit bot man mir die Erstattung der Kaufsumme oder eine Ersatzlieferung an. Diese kam dann per Express-Lieferung innerhalb von 2 Tagen aus Deutschland bei mir in Spanien an.

 

In allen 3 Fällen erfolgte die Bearbeitung umgehend und unkompliziert, und die Schriftform war ausgesprochen Kunden-zugewandt - mit einem Wort: beispielhaft!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Helmut Caspar (Donnerstag, 27 Dezember 2018 15:35)

    Hey Annette,
    ich kann mich deinen Worten nur anschließen. Angebot und Service ist wirklich sehr gut.
    Was aber bei Amazon tatsächlich noch im Argen ist sind die Arbeitsbedingungen dort. Wenn die noch verbessert würden wäre ich weniger zwiegespalten bei meinen Bestellungen. Und der Konzern könnte viel für sein Image damit tun.