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Elmar Traks

Elmar Traks

Kliem, Susanne - Lügenmeer (2019)

Roman

 

1998: Magnus, Milla, Svenja, Enno und Annik - alle um die 19 Jahre alt - verbringen einen Großteil ihrer Zeit miteinander. Der bei allen Mädchen beliebte Magnus und die charismatische,

attraktive Milla stehen dabei meist im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Alle sind geschockt, als sie eines Nachts bei einer Party im Schwimmbad stirbt, und ...

... versuchen, das Geschehene zu verstehen. Während Enno und Anniks Tante Magnus des Mordes bezichtigen, beschuldigt Svenja ihn zwar nicht, sagt aber auch nichts zu seiner Verteidigung. In einem Prozess wird Magnus letztlich aus Mangel an Beweisen freigesprochen, jedoch glaubt niemand so recht an seine Unschuld. Er muss seine Lehre beenden, den Betrieb verlassen, seine Eltern sagen sich von ihm los und seine einstigen Freunde wenden sich ab.

 

Magnus verlässt seinen Heimatort, studiert Jura und wird Anwalt. Gut 19 Jahre nach Millas Tod kehrt er zurück - er will herausfinden, was damals wirklich passiert ist. Während Svenja, die inzwischen mit Enno verheiratet ist, sich auf das Wiedersehen freut, begegnet ihr Mann dem einstigen Rivalen mit unverhohlener Ablehnung. Und Annik ist vollauf damit beschäftigt, die Buchhandlung ihrer kranken Tante auf Vordermann zu bringen.

 

Peu à peu gelingt es Magnus dahinterzukommen, wie es damals zu dem Unglück gekommen ist - doch damit beschwört er eine neue Katastrophe herauf.

 

Resümee: Im Mittelpunkt der einzelnen Kapitel stehen abwechselnd Magnus, Svenja und Annik. Sie erzählen in Rückblenden, wie sie die Ereignisse kurz vor Millas Tod im Jahr 1998 wahrgenommen haben und wie sie das aktuelle Geschehen erleben. Dabei verschwimmen die Grenzen beider Zeitebenen immer mehr und verschmelzen schließlich miteinander, sodass der Leser am Ende das Gefühl eines Déjà-vu hat.

 

Die lebhaft erzählte Handlung ist außerordentlich spannend: Der Leser spürt permanent eine latente Bedrohung. Sie ist aber lange nicht greifbar, weil man wie in einem Nebel nicht deutlich erkennen kann, von wem sie ausgeht und auf wen sie gerichtet ist. So manches Mal habe ich den Atem angehalten, weil ich meinte, nun klarzusehen, die Zusammenhänge zu erkennen. Das erwies sich jedoch meist als Trugschluss, und ich konnte erst einmal wieder aufatmen. Dieser häufige Wechsel zwischen An- und Entspannung bewirkt, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

 

Bei den Protagonisten handelt es sich vordergründig zunächst um eine ganz normale Clique Jugendlicher:

Da gibt es den jungen Mann (Magnus), der von allen Mädchen umschwärmt wird, von denen eines (Milla) den Ton angibt, bewundert werden will und ihr Publikum braucht. Als Gegenpol gehört ein farbloses Mauerblümchen (Annik) dazu, und Svenja schließlich ist die Vermittlerin.

Niemand kann ahnen, dass sich irgendwann eine Katastrophe anbahnt, niemand (er-) kennt die sie auslösenden Mechanismen. Diese werden nach und nach durch die Autorin freigelegt und erschrecken einen gerade vor dem Anschein des Alltäglichen.

 

Diese Technik bedingt, dass die vielschichtig gezeichneten Charaktere auch erst im Verlauf der Handlung scharfe Konturen bekommen.

 

Fazit: Dies ist mehr als nur ein "Roman" - es ist ein wahrer Psychothriller!

 

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