Roman
Im Jahr 1956 ist Ivy knapp 20 Jahre alt, ledig und ungewollt schwanger. Ihr Freund hat nicht die geringste Absicht, sie zu heiraten, im Gegenteil: Er bricht den Kontakt komplett ab. In der
damaligen Zeit ein Skandal!
Der lieblose Stiefvater schickt "die kleine Hure" in ein katholisches Heim für ledige Mütter. Es ist eine düstere Einrichtung, in der die Frauen ein arbeitsreiches, menschenverachtendes Dasein fristen. Ihre Kinder werden ihnen sofort nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben. Ivy wird immer verzweifelter und trifft schließlich eine schicksalhafte Entscheidung.
Gut 60 Jahre später findet die Großmutter der Journalistin Sam in den Unterlagen ihres kürzlich verstorbenen Mannes einen Brief der schwangeren Ivy an ihren Geliebten. Die Neugierde der Journalistin ist geweckt: Wie ist das Papier in die Hände des Großvaters gelangt? Sie beginnt, über das ehemalige Heim für ledige Mütter und deren Bewohner zu recherchieren. Dabei steht sie unter Zeitdruck, denn in wenigen Tagen soll das Gebäude abgerissen werden - und offensichtlich zeigen plötzlich mehr Leute Interesse an dem alten Gemäuer als einigen lieb ist.
Es gelingt Sam, einige düstere Geheimnisse, grauenvolle Machenschaften und Vorkommnisse aufzudecken. Dabei kommt sie ihrer eigenen Familiengeschichte immer näher und bringt ihre Großmutter schließlich in Gefahr.
Resümee: Die Handlung ist alternierend auf zwei Zeitebenen angesiedelt:
Eine spielt in der Vergangenheit ab 1956. Protagonistin ist die ledige, ungewollt schwanger gewordene, ca. 20 Jahre alte Ivy, die von ihrer Familie verstoßen und in einem Heim für ledige Mütter untergebracht wird. Diese müssen dort hart arbeiten und führen ein menschenverachtendes Leben. Ihre Kinder werden ihnen gleich nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben.
Gut 60 Jahre später recherchiert die Journalistin Sam nach einem Zufallsfund über dieses Heim, das Personal und seine Bewohner. Sie selbst ist Mitte 20, zwar verheiratet, lebt aber vom Vater ihrer mittlerweile 4-jährigen Tochter getrennt. Unterstützung findet sie bei ihrer Großmutter, bei der sie wohnt, und die sich tagsüber um das Kind kümmert. Das Stigma einer alleinerziehenden jungen Mutter hat sie nie erfahren.
Sowohl Ivy als auch Sam hoffen sehr, (wieder) mit ihrem Partner ein glückliches Familienleben führen zu können.
Sam kann nicht ahnen, wie eng ihre Biografien miteinander verbunden sind. Durch Recherchen und und weitere Briefe Ivys stößt sie auf zahlreiche Informationen und Zusammenhänge, die der Handlung immer wieder eine neue Wendung und dem Leser die Möglichkeit des Mitkombinierens geben - wobei ich einiges allerdings ein wenig (zu) konstruiert fand. Erst ganz am Schluss wird ihr bewusst, was der Leser dank des nötigen Abstands als neutraler Beobachter bereits seit einiger Zeit ahnte.
Die Orte der Handlung, die in Sussex spielt, sind so bildhaft beschrieben, dass man die jeweilige Szenerie deutlich vor Augen hat, in der das spannende, oft auch beklemmende Geschehen wie ein Film abläuft und einen mitreißt.
Die Charaktere sind klar konturiert und können in der Regel entweder eindeutig "den Guten" oder "den Bösen" zugeordnet werden.
Fazit: Dies ist zwar kein Krimi, aber dennoch ein sehr lesenswerter
bewegender Spannungsroman - allerdings keine leichte Kost.
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