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Elmar Traks

Elmar Traks

Grisham, John - Das Bekenntnis (2019)

Roman

 

Pete Banning ist ein hochdekorierter Kriegsveteran, der im 2. Weltkrieg während des Pazifikkriegs den Todesmarsch von Bataan (1942) schwer verletzt überlebt hat.

Nachdem er halbwegs wieder hergestellt war, ist er in seine Heimatstadt Clanton /Mississippi zurückgekehrt. Dort ist er ein von allen geachteter Mann, der es als Baumwollfarmer zu etwas gebracht hat.

Doch eines Morgens ...

 ... im Oktober 1946, weiß Pete Banning, dass es nun Zeit für einen Mord ist. Denn "Solange er den Mord nicht beging, war er nicht er selbst." (E-Reader Pos. 38).

Er nimmt sich wie immer sehr viel Zeit fürs Anziehen, trinkt in aller Ruhe einen Kaffee und frühstückt wie jeden Mittwoch mit seiner Schwester in deren Haus. Danach sieht er auf seiner Farm noch Unterlagen durch, bevor er den Colt aus der Schublade nimmt, sich zum Pfarrhaus begibt und Reverend Dexter Bell erschießt.

 

Wie Pete Banning es vorausgeahnt hat, sind alle fassungslos. Er selbst lässt sich widerstandslos festnehmen, schweigt aber eisern zur Tat und zum Motiv - auch dann noch, als ihm der Prozess gemacht wird und die Todesstrafe droht.

 

Nachdem diese vollstreckt ist, ändert sich nicht nur das Leben von Petes Familie und der des Opfers.

 

Resümee: Der Roman dreht sich um die zentrale Frage, warum der in jeder Hinsicht hoch angesehene Pete Banning einige Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Krieg scheinbar aus heiterem Himmel den Gemeindepfarrer tötet. Und warum schweigt er so beharrlich zum Motiv, statt angesichts der drohenden Todesstrafe etwas zu seiner Verteidigung vorzubringen? Auch den Rat seines Verteidigers, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren, lehnt er ab.

Ein paar wenige Menschen in seinem engeren Umfeld, von denen man annehmen kann, dass sie zumindest einen Verdacht hegen, bleiben ebenfalls stumm.

 

Diese Thematik wird in 3 umfangreichen Abschnitten behandelt:

Teil 1 des Romans dreht sich um den Mord, Pete Bannings Haft, die Prozessvorbereitungen und den Verlauf der Verhandlung. Das gesamte Geschehen dieses Parts bildet den Schlusspunkt der in den folgenden Teilen geschilderten Ereignisse.

 

Teil 2 dreht sich um die Kriegshandlungen, insbesondere den Todesmarsch von Bataan 1942, wie Pete Banning ihn erlebt hat.

 

Teil 3 nimmt Bezug auf den Romantitel: Das Bekenntnis. Hier erfährt man schließlich das Motiv für den Mord an dem Pfarrer.

 

Der Leser hat im Prinzip nur im 1. und 3. Kapitel, die den Rahmen bilden, die Möglichkeit, mitzurätseln und ahnt irgendwann, was möglicherweise vorgefallen ist und Pete Banning zum Mord an Dexter Bell getrieben hat. Dennoch bekommt die Aufklärung einen so ungeahnten, spektakulären Dreh, dass Banning recht hatte mit seiner Behauptung, dass man sich noch Jahrzehnte später daran erinnern würde.

 

Abschnitt 2 fungiert als Bindeglied: Er hat auf den ersten Blick nichts mit dem späteren Mord an dem Pfarrer zu tun. Jedoch beschreibt er nicht nur den furchtbaren Verlauf der genannten Kriegsphase, sondern erklärt daraus resultierend auch Pete Bannings physische und psychische Verfassung sowie seine Wünsche und Sehnsüchte bei der Heimkehr aus dem Krieg. Außerdem werden die Situation und das Verhalten seiner Familie sowie der Bürger von Clanton während dieser Zeit geschildert.

All dies liefert in der Summe gewissermaßen den "Nährboden" für die Tat.

 

Dennoch finde ich die oft extreme Ausführlichkeit der Schilderungen unverhältnismäßig. Sie waren vielfach langatmig und ermüdend. Dem Autor liegt jedoch erkennbar sehr viel daran, diesen wenig bekannten Teil des 2. Weltkriegs - den Pazifikkrieg mit dem Todesmarsch von Bataan - aufzuarbeiten.

 

Auch Teil 1 und 3 sind in so epischer Breite geschrieben, dass sie teilweise einschläfernd wirken - eine inhaltliche Reduzierung wäre dem Lesegenuss dienlich gewesen.

 

In der Essenz jedoch ist der gesamte Roman spannend, menschlich und psychologisch interessant sowie bezüglich der Fakten informativ.

 

Fazit: Ein mysteriöser Mord, eine Familiengeschichte - zum Teil in

Rückblenden erzählt - und ein Kriegsdrama bilden einen voluminösen Roman, dem eine Reduktion gutgetan hätte.

 

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