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Elmar Traks

Elmar Traks

Schmidt, Daniel - Elbschlosskeller (2019)

Kein Roman

 

Daniel Schmidt (34) ist seit seinem 18. Lebensjahr in zweiter Generation Wirt des "Elbschlosskellers" in Hamburg Sankt Pauli. Er kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen, obwohl - oder gerade weil - die Kneipe, die es bereits seit 1952 gibt, oft als die härteste Deutschlands bezeichnet wird. Er selbst hingegen bezeichnet sie lieber als "die sozialste Kneipe Hamburgs".

Sie hat 7 Tage die Woche 24 Stunden lang geöffnet und bietet vor allem denjenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen, so etwas wie familiäre Geborgenheit. Aber auch Reiche und Intellektuelle gehören zur Kundschaft, und soziale Unterschiede werden im "Elbschlosskeller" schnell aufgehoben.

 

Man blickt dort einerseits in tiefste Abgründe der menschlichen Existenz, findet aber andererseits auch viel Liebe, Glück und vor allem Menschlichkeit. Bei Daniel Schmidt begegnet man sich vorurteilsfrei. Viele Stammgäste kennen sich seit langem, teilen ihre Erlebnisse und helfen sich gegenseitig.

 

In diesem Buch erzählt der Autor die Schicksale verschiedener seiner Schützlinge sowie seinen eigenen Werdegang.

 

Resümee: Er will damit Menschen, die anders sind als andere, die Schlimmes erlebt haben, gescheitert sind und nicht in die "normale" Gesellschaft integriert werden, ermuntern, sich so zu akzeptieren, wie sie sind, sie selbst zu sein. Und genau das ist im "Elbschlosskeller" möglich, frei nach dem Motto "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein".

 

Von diesem Mikrokosmos und seinen Menschen erzählt er - und bei jeder einzelnen Anekdote wird seine vorurteilsfreie Zuneigung zu denen deutlich, die zum Teil viel im Leben verloren haben und alleine sind. Ihnen hört er zu, für sie engagiert er sich, und viele haben im "Elbschlosskeller" ein Zuhause gefunden.

Da sind z.B. - um nur ein paar zu nennen:

• der obdachlose Dave, der eine Stimme wie Joe Cocker hat und

auf dem Hamburger Dom jedesmal sein ganzes Geld für den "Dom Dancer" ausgibt,

• die rothaarige Rockerbraut Uli, die sich nicht davon abbringen ließ,

sich in sturzbetrunkenem Zustand ein Tattoo stechen zu lassen,

• Daniel, der Kiez-Koch, der als Kind zweimal an Leukämie und

später an Hodenkrebs erkrankte,

• der hochintelligente, exzentrische Christian, der eine bipolare Störung hat,

und dem der Autor nach eigenen Aussagen durch Zuwendung diverse Aufenthalte in der Psychiatrie erspart hat,

• Mario und Daniela, die sich im "Elbschlosskeller" kennen und lieben

gelernt haben.

 

Im Anhang findet man Fotos der Personen, über die Daniel Schmidt geschrieben hat.

 

Der Leser erfährt auch den eigenen Lebenslauf des Autors, der einer wahren Achterbahnfahrt gleicht:

• von seiner Kindheit und Jugend und

• seinem Hineinwachsen in den "Elbschlosskeller",

• vom Zerbrechen der elterlichen Ehe und

• dem frühen Tod seiner Schwester,

• aber auch von selbstzerstörerischen Phasen,

• Jobs, in denen er gearbeitet hat und

• davon, wie er seine Lebensgefährtin kennengelernt und mit ihr eine Familie

   gegründet hat.

 

Fazit: Dies ist - bis hin zur Sprache - ein absolut authentisches und

lesenswertes Buch, durch das der "normale" Leser Einblicke in eine ihm völlig fremde Welt bekommt.  

 

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