Thriller
Born-Trilogie
In Tannenstein, einem Dorf an der tschechischen Grenze, sind einst in einer Gaststätte alle 11 Besucher vom sogenannten „Wanderer“ erschossen worden – nur den Wirt hat der Täter verschont.
Später werden im Harz noch ein Tankwart und im Allgäu eine Immobilienmaklerin seine Opfer.
Alexander Born ist ein korrupter Ex-Polizist, der gerade eine dreijährige Haftstrafe abgesessen hat. Auch der Tod seiner Lebensgefährtin und Kollegin Lydia steht im Zusammenhang mit den Tannenstein-Ermittlungen. Offensichtlich ist sie einigen Personen zu sehr in die Quere gekommen.
Und Born will jetzt nur eins: Rache!
Er startet eine erbarmungslose Jagd auf den mysteriösen „Wanderer“ und kommt dabei den führenden Köpfen der Russenmafia lebensgefährlich nahe.
Resümee: Dies ist ein Buch über Moral, Werte und Recht. Es thematisiert u.a. die Frage, wann das Gute, das man will, ins Böse umschlägt, wann die „Guten“ durch ihre Taten zu „Bösen“ werden. Was ist für so eine Beurteilung maßgebend? Die Gesetze? Das eigene Wertesystem?
Kann man Gerechtigkeit erzwingen? Welche Rolle spielt dabei Selbstjustiz? Ein vermeintlicher Zwiespalt entsteht bei dieser Frage dadurch, dass ein Polizist beruflich – und somit im staatlichen Auftrag – Verbrecher jagt; macht das Gleiche jedoch eine Privatperson, so begeht sie eine Straftat.
Das Buch wirft zu diesen Themenkomplexen viele Fragen auf, bietet etliche Denkanstöße, liefert aber natürlich keine allgemeingültigen Lösungen.
Zwar kann ich die Haltung Alexander Borns bezogen auf das oben Gesagte verstehen und seine Motivation nachvollziehen, den „Wanderer“ auf eigene Faust zu jagen. Jedoch hinterlässt er eine blutige Schneise mit vielen Toten.
- Alles in allem ist er für mich keine positive Figur.
Das Gleiche gilt in abgeschwächter Form auch für seine Kollegin Norah Bernsen. Zwar ist ihre Denke nicht so brutal-emotional geprägt, dennoch erliegt sie einer gewissen Faszination gegenüber Borns Vorhaben – und vor allem ihm als Mann.
Alles in allem ist mir das Buch zu brutal, zu blutrünstig, zu Rambo-artig. Manchmal konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor es geschrieben hat, weil er großen Gefallen daran gefunden hat, eigene Gewalt-Fantasien ausleben zu können.
Wobei der Plot ein altbekannter ist: Russenmafia, Geldwäsche, junge Prostituierte aus dem Osten / Mädchenhandel, korrupter Polizist auf privatem Rachefeldzug. Da können im Handlungsverlauf viele mittlerweile abgedroschene Klischees nicht ausbleiben – was ich vom Autor der von mir sehr geschätzten Jan-Römer-Reihe sehr enttäuschend finde.
Zwischendrin gibt es aber auch immer wieder „softe“ Abschnitte, z.B. dann, wenn es um Naturbeschreibungen geht.
Die Spannung leidet ein wenig darunter, dass der Leser trotz der Befürchtungen eines Helfers und besorgten Freundes von Born weiß, dass Letzterer jedes einzelne Massaker überleben wird – ist dies doch der 1. Band der Born-Trilogie!
Fazit: eine interessante Thematik, eingebettet in einen mittlerweile schon
allzu oft bemühten Plot mit zahlreichen bekannten Klischees und einen für mich zu brutalen Handlungsverlauf.
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