Inselkrimi
Sommer 1993 - Beim Kapitän eines Seenotrettungskreuzers
geht nachts vom Kutter „Prinzessin“ ein Mayday-Alarm ein:
Der 16-jährige Christoph Schneyder, der wie schon so oft mit seinen Eltern auf Wangerooge Urlaub macht, ist am Abend zuvor mit ihrem Vermieter Johann Behrens zum Makrelenfischen auf die Nordsee hinausgefahren. Mitten in der Nacht ist der Junge von einem Hilfeschrei und dem Geräusch, als wenn etwas Schweres ins Wasser fällt, aus dem Schlaf gerissen worden. Der völlig aufgelöste und an der Stirn blutende Junge kann sich nicht erklären, was während des Ankern an der Blauen Balje passiert ist.
Nachdem der Wilhelmshavener Hauptkommissar Gerrit Rennrodt aufgrund der Umstände zunächst gegen Christoph wegen „Tod durch Fremdverschulden“ ermitteln will, stellt sich aber bald heraus, dass Johann Behrens mit großer Wahrscheinlichkeit volltrunken über Bord gegangen ist. Seine Leiche wird jedoch nie gefunden, und der Fall zu den Akten gelegt.
Die Schneyders reisen zurück nach Köln und kehren nie wieder nach Wangerooge zurück. Für Christoph und die gleichaltrige Marit - Tochter von Johann Behrens – bedeutet es das Ende ihrer Jugendliebe; ihr Kontakt bricht ab.
Herbst 2010 – Christoph Schneider hat sein Medizinstudium abgeschlossen, kann den Beruf wegen wiederkehrender Panikattacken allerdings nicht ausüben und verdient seinen Lebensunterhalt als Taxifahrer. Marit hat er nie vergessen können. Da erhält er eines Tages einen kurzen Brief von ihr, in dem sie ihn dringend bittet, auf die Insel zu kommen, da sie seine Hilfe benötige.
Nach kurzem Zögern kommt Christoph diesem Wunsch nach, und Marit zeigt ihm einen mysteriösen Fund. Doch noch bevor sie sich intensiver darüber Gedanken machen und ihren Kontakt auffrischen können, wird er von Marits Mutter vergrault – sie gibt ihm die Schuld am Tod ihres Mannes.
Kurz darauf geschieht auf Wangerooge ein Mord, und es soll nicht der letzte bleiben.
Wie schon vor 17 Jahren ermittelt auch jetzt Gerrit Rennrodt federführend und stellt fest, dass die Aufklärung der aktuellen Ereignissen mit den Vorgängen an der Blauen Balje vor 17 Jahren verknüpft ist.
Resümee: Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Familie von Marit, die auf Wangerooge in einem alten, geerbten Kapitänshaus lebt und zwei benachbarte Ferienhäuser vermietet. Nachdem der Vater vor 17 Jahren verschwunden und die Mutter schwer erkrankt ist, hat Marit die geschäftlichen Angelegenheit übernommen. Christoph Schneyder und seine Liebe zu Marit stellen die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar.
Von zentraler Bedeutung sind aber auch die Beziehungen der Insulaner zueinander, die nicht nur für die aktuellen Ereignisse eine entscheidende Rolle spielen, sondern auch für das einstige Geschehen an der Blauen Balje.
Je mehr die Polizei diese aufdeckt, umso verzwickter und (zunächst) undurchschaubarer wird es, vor allem auch vor der Frage, was es in diesem Zusammenhang mit dem mysteriösen Fund Marits auf sich haben mag. Von ihm erfährt die Polizei allerdings wesentlich später als der Leser.
Die Ermittler entwickeln aufgrund neuer Erkenntnisse und Vorkommnisse einige Theorien darüber, wer auf Wangerooge sein mörderisches Unwesen treibt, müssen sich aber jedes Mal eingestehen, dass eine entscheidende Komponente fehlt, um absolut schlüssig zu sein.
Ähnlich ergeht es dem Leser, der durch unvorhergesehene Wendungen und gelegentlich eingestreute Andeutungen der Autorin in atemlose Spannung versetzt wird und viel Raum für Spekulationen hat. Auch hier kommt man immer wieder an den Punkt, wo ein Puzzleteil nicht ins Gesamtbild passt, das passende aber fehlt.
Ebenso spannend ist es, wie sich der wieder neu entstandene Kontakt zwischen Christoph und Marit entwickeln wird.
Fazit: ein sehr verzwickter Inselkrimi, der atemlose Spannung liefert.
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