Thriller
Komponistin Harriet (32) kommt über die Trennung von ihrem Verlobten Luke nicht hinweg. Seit er aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist, feiert sie dort häufig Partys, bei denen reichlich Alkohol fließt, und oft landet Harriet dann auch mit irgendeinem Mann im Bett. Dabei sehnt sie sich nach einer festen Beziehung mit Geborgenheit und Fürsorge.
In der Nachbarwohnung wohnt die Texterin Lexie (33) mit ihrem Partner Tom. Sie hat ihre feste Anstellung gekündigt und arbeitet seit einiger Zeit von zu Hause aus, um sich stressfrei dem Projekt „Schwanger-Werden“ widmen zu können; denn bereits seit zwei Jahren bemühen sich Lexie und Tom ver-geblich um Nachwuchs. Sie ist frustriert und unzufrieden mit ihrer Situation, wollte einst als Filmkritikerin Karriere machen, statt wie zur Zeit an einer Gebrauchsanweisung für Waschmaschinen zu arbeiten.
Obwohl sich beide Frauen noch nie begegnet sind, sind ihre Leben eng miteinander verwoben:
Wegen der dünnen Wände bekommt man viel vom Treiben auf der anderen Seite mit. Außerdem informieren sich die Nachbarinnen übereinander auch im Internet, vor allem in den sozialen Medien … und beneiden sich gegenseitig.
Harriet würde gerne Lexies offenbar perfektes, harmonisches Leben führen, mit Tom und echten Freundinnen an ihrer Seite.
Lexie wiederum lauscht stets neidisch auf die Geräusche aus der Nachbar-wohnung, von denen sie auf die Beliebtheit und Lebensfreude Harriets schließt.
Als die Wände beider Wohnungen „durchlässig“ werden, die starre Trennung und Anonymität aufgehoben werden, bahnt sich eine Katastrophe an.
Resümee: Die Ereignisse werden abwechselnd von Harriet und Lexie in der Ich-Form erzählt. So erfährt man nicht nur etwas über deren jeweilige berufliche und private Situation, sondern auch, wie sie sich das Leben der jeweils anderen vorstellen.
Allerdings beginnt die Handlung schleppend, enthält viele inhaltliche Wiederholungen respektive Varianten der gleichen Situationen. Sie gleicht lange einer müden Milieustudie.
Dann jedoch erfolgt ein stilistischer Einschnitt, denn ab einem bestimmten Punkt findet eine Raffung statt, das Geschehen nimmt immer mehr Fahrt auf und die Spannung steigt stetig an.
Dazu trägt auch bei, dass der Leser schon früh erfährt, dass Harriet etwas zu verbergen hat:
„Niemand hier weiß, wozu ich fähig bin oder wie mein richtiger Name lautet. Niemand kennt mein wahres Ich. Niemand weiß, was mich ausmacht und was ich vor mittlerweile zweieinhalb Jahren getan habe (…). “ (E-Reader Pos. 119, 2%). Diesbezüglich werden immer wieder Bemerkungen eingestreut.
Außerdem weiß man durch die wechselnde Erzählperspektive, dass die Interpretation der beiden Nachbarinnen in Bezug auf der Leben der jeweils anderen nicht mit der Realität übereinstimmt. Auch hier ahnt man schon bald Konfliktpotenzial.
Der Schluss – der Leser glaubt die Handlung bereits abgeschlossen - ist noch einmal ein richtiger Schocker!
Fazit: Nach einem schleppenden, langatmigen Start entwickelt sich das Buch
doch noch zu einem spannenden Psychothriller.
Kommentar schreiben