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Elmar Traks

Elmar Traks

French, Nicci – Eine bittere Wahrheit (2020)

Thriller

 

Tabitha Hardy befindet sich in Untersuchungshaft - sie ist des Mordes an ihrem Nachbarn und ehemaligen Lehrer Stuart Rees angeklagt. Ein guter Freund, der ihr bei Renovierungsarbeiten am kürzlich erworbenen Haus hilft, hat die Leiche in einem Schuppen auf ihrem Grundstück gefunden. Sie war in Folie eingewickelt und wies zahlreiche Messerstiche auf.

Alle Indizien sprechen gegen Tabitha, daher raten sowohl ihre Anwältin als auch die Staatsanwaltschaft ihr dringend, sich des Totschlags schuldig zu bekennen. Doch das lehnt sie vehement ab: Sie kann sich zwar kaum an den Tattag erinnern, weiß aber in ihrem tiefsten Inneren, dass sie Stuart Rees nicht getötet hat.

Nachdem sie ihre Anwältin entlassen hat, plädiert sie vor Gericht auf „nicht schuldig“ und übernimmt ihre Verteidigung selbst.

 

Da sie das Gefängnis für Erkundigungen nicht verlassen darf, bittet sie Dorfbewohner und -besucher um deren Besuch und versucht aufgrund von Gesprächen mit ihnen zunächst akribisch, den Tattag zu rekonstruieren. Auch die Aufzeichnungen einer im Ort installierten Webcam erweisen sich als ausgesprochen hilfreich – ebenso wie später ihre mittlerweile entlassene Zellengenossin Michaela.

 

Doch ihre Aufritte vor Gericht werden zu einem „Ritt auf der Rasierklinge“.

 

Resümee: Das Buch umfasst 4 Teile und beginnt ein wenig langatmig mit „Drinnen“, nämlich mit der Schilderung von Tabithas Situation im Gefängnis und der Tatumstände bzw. Auffindesituation der Leiche. Letzteres erfährt sie von ihrer Anwältin; sie selbst kann sich an kaum etwas erinnern.

 

Spätestens mit Teil 2 („Anklage“) wird es dann zumindest interessant und Spannung wird aufgebaut, die sich über die Teile 3 und 4 („Verteidigung“ und „Draußen“) zunehmend steigert. Zum Schluss ist dann der dramatische Höhepunkt erreicht.

 

Action darf der Leser nicht erwarten – es geht vornehmlich darum, dass Tabitha vom Gefängnis aus versucht, das ihr zur Last gelegte Verbrechen aufzuklären. Zu diesem Zweck bittet sie verschiedene Dorfbewohner und -besucher um deren Besuch und lässt sich von ihnen schildern, wie sie den Tattag erlebt haben und in welcher Beziehung sie zu bestimmten Personen stehen.

Entscheidende Hinweise liefern auch die Aufzeichnungen einer zentral im Ort installierten Überwachungskamera.

 

Der Leser erhält durch diese Technik stets die gleichen Informationen wie Tabitha und kann auf dieser Basis mitkombinieren. Tatsächlich drängt sich einem mit wachsendem Kenntnisstand immer wieder der ein oder andere Verdacht auf, was an Stuart Rees' Todestag passiert sein könnte. Denn es kristallisiert sich mit fortschreitender Handlung zunehmend heraus, dass der Ermordete sich bei etlichen Personen unbeliebt gemacht bzw. sich mit ihnen sogar verfeindet hat. Sprich: Ein Motiv, sich seiner zu entledigen, hatte nicht nur die Angeklagte.

 

Die Konturen um den Komplex Motiv-Gelegenheit-Tat werden zwar immer schärfer, bis zum Schluss bleibt die Täterschaft jedoch ungelöst – Tabitha ist verzweifelt, dreht sich gedanklich im Kreis, und der Leser glaubt auch nicht mehr daran, dass sie noch „den Kopf aus der Schlinge ziehen“ kann.

Dann jedoch findet sie den entscheidenden Hinweis … der schon lange unbeachtet auf dem Präsentierteller gelegen hatte.

 

Fazit: Toll gemacht, Nicci French!

 

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