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Elmar Traks

Elmar Traks

Jahn, Klara – Die Farbe des Nordwinds (2021)

Roman

 

Als Ellen 16 Jahre alt ist, zieht ihre Mutter mit ihr zu dem verwitweten Bauern Thijman auf eine Hallig. Dessen gleichaltrige Tochter Liske betrachtet sie als ihre Schwester. Aber die Mädchen sind sehr verschieden. So ist es z.B. Liskes größter Wunsch zu reisen, die Welt zu sehen, während Ellen sich auf der Hallig zu Hause fühlt, sie am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte.

Sie liest alles über die kleinen Inseln im Wattenmeer, saugt auch über die dortige Natur jede Information auf.

Doch es kommt anders: Liske muss bleiben, und Ellen mit ihrer Mutter nach Österreich gehen, wo sie ein Internat besucht und später Historikerin wird.

Aber ihren Traum, zur wandelnden Halligen-Enzyklopädie zu werden und in ihre Seelenheimat zurückzukehren, gibt sie nie auf.

 

Die Gelegenheit bietet sich, als Ellen im Alter von 36 Jahren eine Stelle als Lehrerin auf „ihrer“ Hallig annimmt.

Sie wohnt bei Liske, die mittlerweile alleinerziehende Mutter eines kleinen Jungen ist. Das Verhältnis der beiden Frauen und ihr Umgang miteinander gestalten sich jedoch schwierig. Aber Ellen ist stark und davon überzeugt, dass sie in ihrer Heimat angekommen ist und bleiben wird.

 

Ein zweiter Handlungsstrang spielt „Damals“ - das ist um 1800 herum bis zur großen Halligflut im Jahr 1825. Es wird das harte, entbehrungsreiche Leben der Brüder Hendrik und Arjen und deren Familien geschildert. Dieses weist, obwohl ca. 1 Jahrhundert zurückliegend, viele Parallelen zu Ellens Biografie auf.

 

Resümee: In diesem Roman werden abwechselnd 2 Zeitstränge erzählt:

In der Gegenwartshandlung lernt der Leser in der Er-Form Ellens Biografie kennen. Haupthandlungsort ist eine Hallig, auf der sie mit ihrer Mutter einst zunächst Urlaub machte und kurz darauf zu Bauer Thijman und dessen Tochter Liske zog. Nach der Trennung des Paares musste Ellen nach Österreich auf ein Internat, studierte und kehrt nun 20 Jahre später in ihre Seelenheimat zurück.

 

Unter der Überschrift „Damals“ wird Arjens Leben aus seiner Sicht in der Ich-Form erzählt. Das Geschehen spielt um ca. 1800 bis zur großen Flutkatastrophe 1825, und ist auf der gleichen Hallig angesiedelt.

 

Im Zentrum stehen aber nicht nur Ellens und Arjens Leben sowie das ihrer Familien, sondern auch Flora und Fauna sowie die Abhängigkeit des Lebens von der Natur. Diese kann ausgesprochen faszinierend sein – Ellen z.B. stellt sich oft vor, welche Farbe der Wind wohl gerade hat (Titel!) – aber in ihrer unbändigen Gewalt auch zerstörerisch. Sie gibt und nimmt, und der Mensch hat ihr nichts entgegenzusetzen.

Es wird deutlich, dass sich in ca. 100 Jahren kaum etwas an der Situation der Halligen (Stichwort u.a. „Küstenschutz“) und ihrer Bewohner geändert hat. Die Autorin bringt dies auf den Punkt, indem sie beide Zeitstränge zusammen-fließen lässt, wenn Ellen mit ihren Schülern ein Theaterstück über Arjens Leben einstudiert.

 

Die Handlung wird von authentischen Protagonisten getragen, deren Charaktere ebenso exakt herausgearbeitet sind wie die Beziehung der Halliglüd zu den Zugereisten, die sich dort ein neues Leben aufbauen wollen und innovative Ideen mitbringen.

 

Fazit: ein komplexer Roman um menschliche Schicksale und Beziehungen

   sowie die Situation der Halligen und ihrer Bewohner

 

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